<img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/76811d67d854426c93695b62d5ca87af" width="1" height="1" alt=""> Nach dem starken wie sperrigen letzten Album „From Here“ (2019) und dem aufwändigen „Sinfonia“-Projekt (2023) besinnen sich NEW MODEL ARMY quasi wieder auf die Basics. Der im Vorfeld vom Label in Aussicht gestellte "moderne" Ansatz mit stärkerem Fokus auf dem Rhythmusfundament ist allerdings nichts, was "Unbroken" vordergründig auszeichnet beziehungsweise die Band irgendwie "anders" als zuletzt machen würde.
Die Strukturen der Songs auf sind relativ schlicht, was die Dichte potenzieller Hits erhöht, doch die trocken transparente Produktion offenbart eine Vielschichtigkeit, die garantiert, dass man sich nicht so schnell an der 16. Langrille der stilprägenden Briten satthört. In schöner Tradition mischen sich in den Texten persönliche Geschichten mit Betrachtungen zu geschichtlichen Ereignissen - die Hymne 'First Summer After' über Bandkopf Justin Sullivans ersten Sommer nach der Pandemie (und vor dem Ukraine-Krieg), 'Legend' über den Mord an Rapper Tupac Shakur - und gesellschaftlich/politisch ausgerichteter Kritik im wütenden 'Reload' gegen das wirtschaftliche Trickle-Down-Prinzip oder in 'I Did Nothing Wrong' über den außerhalb Großbritanniens kaum wahrgenommenen Postskandal kurz vor der Jahrtausendwende, dessen juristische Nachbeben bis heute im Land zu spüren sind (recherchiert bei Interesse mal ein bisschen).
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Die Ausnahmetracks sind das Wehmut vor Wehmut strotzende 'Deserters' (Sullivan spricht hier von der Beharrlichkeit der Band, einfach immer weiterzumachen) und das nicht minder ergreifende 'Idumea', Wo NEW MODEL ARMY die Aufnahme eines irischen Sacred-Harp-Chors (könnt ihr ebenfalls googeln) sampeln, um quasi die Schönheit und den Zauber des gemeinschaftlichen Singens/Musikmachens zu feiern.
FAZIT: NEW MODEL ARMY schlagen auf "Unbroken" alle Tasten von Wut bis zu Melancholie an, die ihre emotionale Klaviatur hergibt, obwohl die Platte am Ende trotzdem nach keinem ihrer Vorgänger klingt – und das ist neben vielen anderen Qualitäten der Alternative/Folk/Indie/Post-Punk-Band vier Jahrzehnte nach ihrem Debüt eine reife Leistung.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2024
Ceri Monger
Justin Sullivan
Justin Sullivan, Dean White
Dean White
Michael Dean
earMusic / Edel
45:21
26.01.2024