Wer sich an Songklassikern vergreift, der hat entweder gehöriges Selbstbewusstsein, kann musikalische Kompetenz vorweisen (im besten Fall ist es eine Kombination aus beidem), oder er ist etwas großspurig unterwegs. Auf die Italiener NIAMH trifft leider letzteres zu, denn das abschließende Cover von METALLICAs „Seek and Destroy“ ist, gelinde gesagt, einem Klassiker von diesem Format unwürdig. Das bestätigt sich leider auch schon durch die großspurige Selbsteinordung der Band, Musik zwischen CANNIBAL CORPSE und DEPECHE MODE zu spielen.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/fYblGfEfVRs?si=ym4W5t7exAJaygbr" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Wenn aber der mitreißendste Moment einer Band ebenjener Einordnung eine schmachtende Klavierballade ist („A Time for Farewell“), dann wurde das Thema leider verfehlt.
Immerhin: Der klare Gesang steht Frontmann Michele Nocentini deutlich besser zu Gesicht als das angestrengte Kreischen, das er in den übrigen Songs vom Stapel lässt (über die italienischsprachigen Rap-Einlagen in „Antibiotic“ sei hier mal der Mantel des Schweigens gehüllt).
Und auch wenn dem Wow-Effekt sogar ein eigener Song gewidmet wird („The WoW Effect – Pt. 2“), bleibt ebenjene Ekstase auf der Ersatzbank der Gefühle sitzen. Viel eher stellt sich zügig eine gewisse Sattheit ein, denn die gehörten Strukturen, Riffs und auch das Melodiegeplänkel wirken eher zwanghaft aneinandergeklebt, als spürbarer Herzensausdruck zu sein.
Dass die Produktion darüber hinaus seltsam platt klingt, macht die Chose nicht wirklich besser.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/vgidrC831gI?si=a9WWBW4GVBRSHEHJ" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
FAZIT: NIAMH tun sich (und dem Hörer) mit „People of the Underworld“ insofern keinen Gefallen, als dass sie relativ vorhersehbar agieren und kaum wirkliche Spannungsmomente, geschweige denn ein einzigartiges Erlebnis, wie es das Promo-Schreiben verspricht, kreieren können. Stattdessen wirkt die Musik eher lieblos aneinandergeklebt und lässt wenig bis keinen eigenen Charakter erkennen. Allein sein Instrument zu beherrschen, macht also noch lange keinen guten Songschreiber aus.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2024
Mattia Ferrari
Michele Nocentini
Tomas Tassistro
Mattia Colli
Lucky Bob Records
31:58
12.04.2024