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NichelOdeon & Borda: Quigyat

Stil: Darstellende Kunst/RiO/Kontemporäres Recital

Cover: NichelOdeon & Borda: Quigyat

Mit „Quigyat“ bezeichnet die indigenen Einwohner Süd-Alaskas die Aurora Borealis, während sich für die grönländischen Innuit darin die Geister von Kindern widerspiegeln, die einen gewaltsamen Tod oder an ihrem Geburtstag starben.

Das Schillernde und die Düsternis, zwei Leitmotive in der Musik NICHELODEONs, die sich auch in der ersten Veröffentlichung seit rund drei Jahren finden lassen, Ein vergleichsweise lange Pause, geschuldet den Lockdowns und einem Unfall Claudio Milanos, der sich jetzt wiederhergestellt hat und ohne Brüche an die vorangegangenen Werke anschließt.
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„Quigyat“ ist progressive Musik als Grenzerfahrung, diesmal in kleiner Besetzung, Piano, Bass, Percussion und Electronics.. Claudio Milano betätigt sich wieder als Sänger, Erzähler, Stimmakrobat. Er zelebriert und leidet, besingt das Schicksal von Kindern, die im Ascheregen sterben, von leidenden Müttern und Vätern, einer Welt in Agonie. Kurze Pausen der Erholung, Ruhephasen, süße Träume, die bald erneut zu Nachtmahren werden.

Dazu spielt ein Klavier verhuschte Töne, der Bass schwingt ausladend, elektronische Effekte unterstützen die geisterhafte Atmosphäre. „Lòs Pàjaros Perdidos“ ist eine Astor Piazolla-Interpretation, konzentriert und eigen, der das Stück auf ein artistisches Grundgerüst reduziert, ohne seinen Komponisten auszublenden. Ein langsamer Nachtvogeltango.

Das folgende „Malamore e la Luna“ ist ein Lullaby für Gewitternächte mit kakophonischem Ausgang; während der fast zehnminütige, sperrigere Abschluss „Ciò che Rimane“ die Sphäre zwischen Stille, Exzess und Zerfall gekonnt auslotet, ohne dabei indifferent zu implodieren. Grand Guignol für Somnambulisten.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=503151828/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/transparent=true/" seamless><a href="https://claudiomilano.bandcamp.com/album/quigyat">Quigyat von NichelOdeon ft borda</a></iframe></center></br>

FAZIT: “Quigyat” ist herausfordernde progressive Musik, bei der warme, fließende Klänge auf experimentelle Ausbrüche treffen. Doch nichts davon ist, dem Thema angemessen, brachial und zerstörerisch, sondern von der Sehnsucht nach Schönheit, gerade in düsteren Zeiten, geprägt. Keine Musik und Texte für jede Gelegenheit, aber ein faszinierendes Konvolut, dass es sich in der Musik von NICHELODEON & BORDA zu erschließen lohnt.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.07.2024

Tracklist

  1. Quigyat (Little Symphony for Frozen Soldiers) (9:00)
  2. Alla Statua dei Martiri di Gorla (Requiem in Defence of Children's Rights) (10:26)
  3. Lòs Pàjaros Perdidos (4:58)
  4. Malamore e la Luna (2024) (5:28)
  5. Ciò che Rimane (2024) (9:17)

Besetzung

  • Bass

    Andrea Grumelli

  • Gesang

    Claudio Milano

  • Keys

    Francesca Badalini

  • Schlagzeug

    Teo "Borda" Ravelli

  • Sonstiges

    Andrea Grumelli, Teo "Borda" Ravelli (electronics)

Sonstiges

  • Label

    Snowdonia/Audioglobe

  • Spieldauer

    39:20

  • Erscheinungsdatum

    25.04.2024

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