Zurück

Reviews

Nils Wülker & Arne Jansen: In Concert

Stil: Traumhafter Jazz

Cover: Nils Wülker & Arne Jansen: In Concert

Als im vergangenen Jahr <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2023/Nils-Wuelker--Arne-Jansen/Closer/" target="_blank" rel="nofollow">das „Closer“-Album</a> als Kollaboration zwischen dem Jazz-Trompeter NILS WÜLKER und dem Gitarristen ARNE JANSEN erschien, waren die Reaktionen auf die entspannte, fast traumdeutende Jazz-Musik, welche einen schwebenden Charakter zu entwickeln schien, über dem Trompete und Flügelhorn den Ton angaben, sehr begeistert. Grund genug für die beiden Musiker, gemeinsam durch die Lande zu touren und diesem Studio-Album ein Live-Album folgen zu lassen, das fast alle „Closer“-Stücke – allerdings anders angeordnet – zur Aufführung bringt, sodass es beispielsweise eine sehr kluge Entscheidung ist, diese Konzert-CD mit einem der eingängigsten, fast poppigen Stücke wie „Yayaya“ zu beginnen.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/UoShd7f84Z4?si=2UQkgwkwWwET3xVs" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Nun also offenbart uns „In Concert“ live die Wirkung der Studio-Stücke, wobei im Grunde kaum weltbewegende Unterschiede zu erkennen sind. Ruhig und getragen – so als würde man, kaum schließt man die Augen, ins Reich der Träum flüchten wollen, entfalten sich die insgesamt 13 kunstvollen Jazz-Balladen direkt von der Bühne. Und das in bester Soundqualität, die besonders über Kopfhörer erlebt, ein beinahe hypnotischer Genuss ist, wozu auch die Vielzahl der während der Konzerte speziell durch Arne Jansen eingesetzten Effektgeräte einen beachtlichen Anteil haben. Selbst das Publikum schweigt durchgängig, um immer erst, wenn der letzte Ton verklungen ist, begeistert zu applaudieren.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/a_22cGQjuiE?si=zz0NrHwhD6sYrY5H" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Wenn Jansen dann bei „Deep Dive“ die E-Gitarre auspackt, kann es schon mal ein wenig rockiger werden und es schleicht sich der Gedanke ein, dass der deutsche Gitarrist eine echte Vorliebe für JIMI HENDRIX hat und auch das Trompeten-Spiel von Wülkner wird komplexer und härter, deutlich in Richtung MILES DAVIS tendierend, als der ein feuriges Gebläse für seine „Bitches Brew“-Phase auf's elektrifizierte Publikum losließ.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/poRqyJAblc0?si=YkbiFCTeYpuUDg-b" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Schön, dass diese Momente im Rahmen der knapp 70-Konzertminuten immer wieder auftauchen, so als wollten sie den zu sehr vor sich hinträumenden Konzertbesucher wieder aufrütteln und zeigen: Wir können auch anders – wir können auch rockig. Daher wird einer der wenigen Titel, nämlich „Wanderlust“, der nicht von der „Closer“-LP – sondern der 2017er-LP „On“ – stammt, ebenfalls zur rhythmischen Nummer mit ein paar Blues-Einsprengseln und einem schwer beeindruckenden Gitarren-Solo. Diese und ähnliche hier festgehaltene 'Konzert-Ausbrecher' machen „In Concert“ besonders reizvoll.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DNgelH7d_3k?si=Lw5FVtQyAFPELl_Y" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Doch das ist bei Weitem nicht alles! Denn sogar ein „Katzenmusik“alisches Feeling kommt mit „He Who Counts The Stars“ im NEU!en MICHAEL ROTHER-Stil auf, bei dem Jansen an der 'kräutrig' gespielten Gitarre ernsthaft verblüfft, denn was sich in erster Linie wie 'Geklimper' anhört, entwickelt sich in Kombination mit der Trompete zu einer ganz großen, krautrockig angehauchten Nummer.

Am Ende geht diese Live-CD mit den unterschiedlichen Konzertaufnahmen sehr beschaulich wie nachdenklich mit „Rays Of Winter Sun“ zu Ende und verbreitet eine melancholische Atmosphäre, so als müsste und sollte man darüber traurig sein, dass dieses Musikerlebnis schon nach fast 70 Minuten vorbei ist. Eine durchaus gerechtfertigte Gefühlsregung.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/UgKMLy93sU8?si=2ogNtN4FflkLXcZv" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

FAZIT: Wenn NILS WÜLKER zu diesen „In Concert“-Aufnahmen feststellt: „Gegenüber unserem Studio-Album ist noch vielmehr Interaktion dazugekommen!“, dann meint er, dass auf der Bühne tatsächlich neben ihm, dem Trompeter und Hornisten, und ARNE JANSEN, dem Gitarristen an der E- und Akustischen Gitarre, deutlich mehr elektronische Effektgeräte zum Einsatz kommen, als auf ihrem letzten Studio-Album „Closer“. Das erhöht die Wirkung, selbst wenn die größtenteils sehr entspannte Stimmung des Studio-Albums ähnlich auf der Bühne umgesetzt wird. Alle Aufnahmen des Albums stammen aus der Konzerttournee, welche die beiden in der Zeit vom November 2023 bis in den März 2024 hinein vor oftmals großem Publikum in Theatern und Konzerthallen absolvierten. Ein besonderes Live-Erlebnis ist „In Concert“ allemal, denn was die beiden 'Konzertmeister' hier an ihren Instrumenten und den Effektgeräten zu bieten haben, hinterlässt sicher auch im Publikum viele sprachlose Gesichter, selbst wenn man das auf dieser CD nicht zu sehen, sondern nur zu hören bekommt.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2024

Tracklist

  1. Yayaya
  2. The Great He-Goat
  3. Beyond The Bavarian Sky
  4. Deep Dive
  5. Nika's Dream
  6. Wanderlust
  7. Intro
  8. Hurt
  9. Interlude
  10. Let's Go Out Tonight
  11. He Who Counts The Stars
  12. Highline
  13. Rays Of Winter Sun

Besetzung

  • Gitarre

    Arne Jansen

  • Sonstiges

    Nils Wülker (Trompete und Flügelhorn)

Sonstiges

  • Label

    Warner Music

  • Spieldauer

    68:50

  • Erscheinungsdatum

    30.08.2024

© Musikreviews.de