NO MAN’S VALLEY trinken Cocktails mit Zeitreisenden und singen von fliegenden Faultieren. Die Getränke der Zukunft müssen wohl spaßige Mischungen sein. Zumindest würde das auch ein wenig den Sound von „Chrononaut Cocktailbar/Flight Of The Sloths“ erklären.
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Der erste Teil dieser LP bietet atmosphärischen Post-Punk, der mit schummeriger Bar-Stimmung flirtet und damit seinem Titel mehr als gerecht wird. Und da eine Bar ja auch ein Therapiezentrum ist, verwundert es kaum, dass auch Titel wie „Creepoid Blues“ ihrem Namen alle Ehre machen, oder dass der elegante Dunkel-Blues „Seeing Things“ Gefühle wie Selbstzweifel genauso aufkommen lässt, wie er Bilder von Zigarre/Spitzenzigarette rauchenden Tanzpaaren beim sanften Schwebeakt über dem versifften Barparkett erzeugt.
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Die Orgel spielt das Lied vom Vergessen oder vom Betrunken-Sein. Sie ist aber auch das Öl im Feuer der Leidenschaft, das Aufbäumen gegen Selbstmitleid, das die ersten Schritte auf die Tanzfläche einläutet („Shapeshifter“).
Ob „Orange Juice“ im Anschluss eine Ode an eventuelle Kater-Getränke ist, sei mal dahingestellt. Blöd ist es aber so oder so, wenn (wie es dem Protagonisten des Textes passiert) kein solcher Trank im trauten Heim (oder schlimmer noch: In besagter Bar) vorhanden ist. Der dunkel-süffisante Rhythmus kann da auch nur bedingt darüber hinwegtäuschen, denn ohne Treibstoff ist das mit dem Tanz so eine Sache.
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Aber der Hörer bleibt nicht in den Trauerschwaden ob fehlendem Spaßtrunk hängen, denn da ist ja noch „Flight of the Sloths“. Und als ob Faulheit das ultimative Lebenselixier wäre, dreht sich die Grundstimmung deutlich mehr hin zu Entspannung und einem positiven Lebensgefühl. Die Musik schwillt stetig an, die Orgel spielt ihr Lied weniger selbstvergessen, als lebensfroh (oder wenigstens lebensfreundlich), während sich die Gitarre in farbenfroher Melodik austobt.
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Beinahe entsteht der Eindruck, NO MAN’S VALLEY wollten auf einmal wirklich zum Tanz anregen. Ob da die Getränke aus der zuvor besuchten Bar plötzlich ihre volle Wirkung entfalten? Wenn ja, scheint sich die emotionale Sicht auf die Situation aber verändert zu haben. Denn aus den Anflügen von Selbstmitleid wird plötzlich eine Art Leichtigkeit, fast sogar Zufriedenheit ob der Situation.
Allerdings: Wer von fliegenden Faultieren fantasiert muss doch eigentlich spaßigen Stoff intus haben, oder?
Das würde die klangliche, wie atmosphärische Leichtfüßigkeit der Musik auf alle Fälle erklären.
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FAZIT: NO MAN’S VALLEYs „Chrononaut Cocktailbar/Flight Of The Sloths“ wirkt beinahe wie der Verbund zweier Gegensätze. Während der erste Teil eher schwermütig und tendenziell düster im Saft der eigenen Gedanken brütet, ist der Faultierflug sowas wie der positive, lebensfrohe Gegensatz dazu. Selbstvergessen wirken beide Teile dieses Albums, aber die emotionale Qualität gibt als Auf und Ab eine gute Parabel auf das Leben generell ab. Musikalisch ist das alles sowieso top umgesetzt. Also, anhören!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.04.2024
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