Das NORDSNØ ENSEMBLE improvisiert über ungleiche Paare (oder „ein ungleiches Paar“ wie der schwedische Titel suggeriert), verbindet fluiden Jazz mit fein gesponnenem, nordischem Folk, zwischendurch lässt der formidable Kit Downes die Orgel der Hamburger Philippus Kirche mächtig aufwallen.
Die nachdenklichen Texte über Beziehungsfragen, die unterschiedlich beantwortet werden können (Was glauben, träumen, wünschen, hoffen wir; was war, was ist, was wird sein, was bleibt?) werden von Anna Berglund ausdrucksvoll auf Schwedisch gesungen (schade, dass kein Textheft dem Digipak beiliegt), dazu werfen sich die Instrumentalisten die musikalischen Spielbälle zu.
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Mal aufeinander zutreibend, mal auseinanderdriftend, erzeugen die Musizierenden einen soghaften Gruppensound oder brechen in Soli aus, wobei das Klavier eine bestimmende Rolle einnimmt. Dass die Posaune ebenfalls eine prägende Rolle spielt, pusht das insgesamt hervorragend miteinander agierende Ensemble einmal mehr nach vorne.
Besondere Höhepunkte stellen die fragilen, wehmütig gestimmten folkigen Passagen dar, die der Musik eine traumverhangene Soundtrack-Atmosphäre verleihen und besonders wirkungsvoll sind, wenn die Orgel im Hintergrund bedrohlich mitschwingt.
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„Midnattssol“ zeigt Gitarristin Lucy Liebe gekonnt auf Terje Rypdals Spuren, während der Track stellenweise gar an jazzigere KING CRIMSON-Sequenzen gemahnt. Gestützt wird dies durch eine flexible Rhythmussektion, die sowohl die Kunst der Zurückhaltung beherrscht wie anfachend agieren kann.
Das (g)reift auf wundersame Weise exzellent ineinander, ist technisch eindrucksvoll umgesetzt und zeigt textlich wie musikalisch Disparates als Einheit.
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FAZIT: „Ett Omaka Parr“ ist mehr als „Kramer vs. Kramer“; das NORDSNØ ENSEMBLE vereint auf seinem dritten Album (live eingespielt) Ungleiches zu einem großen, stimmungsvollen, intellektuell herausfordernden wie anrührenden Ganzen. Eine Traumreise der besonderen Art.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2024
Vincent Niessen
Anna Berglund
Lucy Liebe
Sandro Saez, Kit Downes
Johannes Metzger, Lukas Schwegmann
Vincent Dombrowski (sax, flute), Ken Dombrowski (trombone)
stssts records
49:25
13.12.2024