Britisches Inselbewusstsein trifft finnische Isolation in Kälte und Einsamkeit?
Wenn dem so ist, dann verkochen NYOS diese Ausgangspunkte zu einem unerwartet warm dampfenden Kräutertee, der so gar nicht in das gängige Klischee nordischer Musiktradition passen will.
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„Waterfall Cave Fantasy, Forever“ wird zwar als instrumentales Noise-Rock-Album angekündigt, bedient sich aber eher aus Genres wie Prog-Rock oder Funk, denen eine Art Post-Rock-Haube übergestülpt wird.
Ja, das klingt in gewisser Weise verschroben, aber eben auch interessant.
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Dass das vielseitige, oft polyrhythmische Schlagzeugspiel dabei immer wieder den Fokus auf sich zieht, erweckt ab und an auch den Eindruck, dass an den Musikern verkappte Jazzer verloren gegangen sind (u.a. nachzuhören in „Butter“).
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Das Faible für mathematisch präzise aufgeschichteten Lärm schimmert aber doch immer mal durch und macht besonders im Abschluss „Kintsugi Lifestyle“ auf sich aufmerksam. „Kintsugi“ ist ein japanischer Begriff für die Reparatur von zerbrochenem Keramik mit sog. Urushi-Lack, der u.a. feinstes Pulvergold enthält. Hier wird also Alltagstand durch Edelmetall aufgewertet.
Ob man bei NYOS‘ Musik von Alltagstand reden kann, ist sicher diskutabel, dass der feine Goldhauch aber als heimliches Synonym für die Qualität dieses Albums taugt, lässt sich nach einiger Zeit wenigstens in Ansätzen so bestätigen.
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FAZIT: Auch wenn sich NYOS im Noise-Genre verorten, ist „Waterfall Cave Fantasy, Forever“ viel detailreicher und filigraner als anfangs gedacht. Der Lärm ist nur ein hintergründiges Element, das ab und an zum Vorschein kommt. Zwar finden sich in der Musik immer noch allerlei Wirrungen, die reichlich Entdeckungs- und Beschäftigungspotenzial bergen, aber um mal beim Cover zu bleiben: Ein verwinkelter Raum mit mehreren Ebenen bietet reichlich Stauraum. In diesem Fall vor allem für vielfältige Musik.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.01.2024
Tom Brooke
Tuomas Kainulainen
Pelagic Records
39:45
27.10.2023