Also das hätte man nun wirklich nicht erwartet: Nicht nur dass es plötzlich wieder ein Lebenszeichen aus dem Neo-Prog-Hause PALLAS gibt, sondern vielmehr dass es ein dermaßen intensives und herausstechendes ist, sodass dem erfreuten Proggie beim Hören dieser epischen Longtracks fast die Puste wegbleibt, was natürlich auch daran liegt, dass der grandiose Sänger ALAN REED wieder lautstarker Mitbewohner im PALLAS-Obergeschoss ist.
Gut, so viel zum ersten Eindruck. Der zweite fällt da schon ein wenig verhaltener aus. Denn einerseits ist die Reed-Stimme nicht wirklich das Nonplusultra vokaler Stimmkunst – gerade wenn es, wie gerade bei diesem Album sehr häufig – deutlich härter und lauter wird und auch die Produktion ist nicht wirklich bestechend. Da gibt es deutlich Besseres auch aus dem Prog-Sektor zu hören als bei „The Messenger“.
Und noch etwas verblüfft an PALLAS, was garantiert die härter orientierten Zeitgenossen erfreut. Noch nie standen PALLAS einer Legende wie KING CRIMSON oder YES näher als heute. Dazu kommen dann auch ein paar richtig interessante, etwas in Richtung FISH zielende, Gesänge hinzu, die das Album tatsächlich zu etwas ganz besonderem machen. Auch dass die Brit-Progger bei „Heavy Air“ selbst vor floydianisch überdeutlich angehauchten Gitarren-Riffs nicht haltmachen, wird sicher kaum jemanden ärgern. Das hat alles etwas von dem typischen Progressive Rock der 1980er-Jahre, der nie so genau wusste, wo er eigentlich hinwollte und uns dafür aber oft deutlich die Band-Vorbilder klangvoll präsentierte. Außerdem gingen viele Textkonzepte schon damals kritisch mit dem aktuellen Zeitgeist um, wenn sie nicht gerade in die Welt der Einhörner und Herren der Ringe oder sonstwas Mythologisches flohen. „The Messenger“ lebt genau diesen Geist auch anno 2023 aus – musikalisch wie textlich. Genau das lässt das aktuelle Album von PALLAS zu einem spannenden, aus sechs epischen Longtracks bestehenden Musikereignis werden, in dem sich Bombast und Härte, Dunkelheit und lichte Momente auf angenehme Art und Weise die Waage halten.
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FAZIT: PALLAS sind (fast) in ihrer Ur-Besetzung der Gründerjahre – also 1984 – zurück! Schon das ist beachtlich. Ihr neues Album „The Messenger" ist es ebenso, denn sie lehnen sich darauf weit zurück in die Vergangenheit ihrer „The Sentinel“-Anfangsjahre und spicken das neue Album mit deutlich mehr Härte und feinen Longtracks. Schön, was uns das Prog-Quartett hier zu bieten hat, wenn es seinen Schottenrock lüftet.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2024
Graeme Murray
Alan Reed, Ronnie Brown, Graeme Murray
Niall Mathewson
Ronnie Brown
Ronnie Brown, Niall Mathewson (Programmierung)
Eigenpressung/Just For Kicks
50:14
29.12.2023