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Penny Arcade: Backwater Collage

Stil: Indie-Pop, Alternative Rock, Minimalismus

Cover: Penny Arcade: Backwater Collage

Na endlich wagt's sich mal wieder einer...
...ähnlich wie ein SYD BARRETT, nachdem seine (Achtung Ironie) weniger bekannte Band PINK FLOYD ihn einfach vor der Fahrt zum Konzert auf der Straße stehen ließ, und seine grenzenlos erfolglosen vom drogengeschwängerten Wahnsinn geprägten, schwer psychedelischen Singer/Songwriter-Ausflüge, auch wenn ihn dabei ein DAVID GILMOUR wohl aus einem schlechten Gewissen heraus unterstützte, zu klingen. Doch auch das half alles nicht – und so wurde Barrett zur traurigen Legende und dem 'Crazy Diamond' mit noch viel trauriger und irgendwie einzigartiger Musik.
Und hier kommt James Hoare ins Spiel, der bereits in seinen eigen- und einzigartigen Bandprojekten VERONICA FALLS oder THE PROPER ORNAMENTS und ULTIMATE PAINTING für indi-psychedelische Verwirrung sorgte. Nun also geht’s als PENNY ARCADE weiter. Und wie!!!
Bereits der Album-Opener „Jona“ zieht einen in seinen geheimnisvollen Bann (und bei dem Video ähnelt Hoare zudem noch ganz verdächtig dem guten Syd).
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Denn nicht nur der verstoßene und längst verstorbene (ehemalige) Floyd-Kopf kommt hier zum Tragen, selbst wenn bei Hoare keine so schwer psychedelische, sondern mehr die weltfremd klingende Musik-Saite angeschlagen wird, sondern auch so faszinierende, weil herrlich genreübergreifend verspielte Bands wie die atmosphärisch abgehobenen ARCHIVE oder AIR.
Vergangenheitsbewältigende Melancholie und soundtechnisch-gigantische Traumwelten eben, die sich uns da in dieser „Backwater Collage“ auftun und sich sofort im nächsten Song „Don't Cry No Tears“, der sage und schreibe mit 3 Minuten und 23 Sekunden der längste des Albums ist, fortsetzen.
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Ach ja, die Laufzeit von LPs...
Manchmal hat man den wirklich unangenehmen – ja, fast extrem beschissenen – Eindruck, dass die Renaissance des Vinyls bei einigen Musikern und Bands dazu führt, dass sie glauben: „Okay, jetzt habe ich eine knappe halbe Stunde Musik komponiert, das reicht, um's auf Vinyl zu pressen!“ Und das in Zeiten, in denen die LP immer teurer – fast zu so einer Art musikalischem Luxusgut – wird. Eine pure Unlogik ist das, liebe Freunde: Vinyl wird teurer, die Laufzeit darauf kürzer. Nein, das macht man nicht! Und redet euch ja nicht mit der Klangqualität raus. Auf Vinyl kann man locker 40 Minuten in bester Sound-Qualität pressen. Und das würde sich aus Achtung dem Fan und Käufer gegenüber schlicht auch so gehören! Vielleicht sollten da auch die Labels darauf achten und sich einen Satz einprägen, den sie diesbezüglich zum besten geben: „Komm wieder, wenn du 40 Minuten gute Musik zu bieten hast!“
Einen Satz eben, den sich auch PENNY ARCADE verdient hätte, wenn das so fein anzuschauende, gelbfarbene Vinyl schon seine letzte Bahn zieht, wenn noch nicht einmal eine halbe Stunde vorbei ist.
So starke Musik, wie auf „Blackwater Collage“ sollte doch auch noch ein paar Minuten für ein, zwei oder drei Titel mehr übrig haben.
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Allerdings ist die beste Vergleichsgröße für das Debüt-Solo-Album von James Hoare, auf dem er als PENNY ARCADE alle Instrumente – außer das Schlagzeug – selber spielt und singt, das grandiose französische Musikprojekt SYD MATTERS, welches allerdings in unseren Breiten leider noch viel zu unbekannt ist und deshalb erstmal die vorherigen Vergleiche für „Backwater Collage“ herhalten müssen.
Und selbst die zwei Instrumentalnummern „Prodigal Son“ und „Garage Instrumental“ überzeugen mit ihrer psychedelisch-atmosphärischen Verspieltheit, wobei einen gerade das regelrecht tröpfelnde Garagen-Stück in seiner tiefenentspannten Art in kräutrigbunte Träumereien entführt.

Aller Vergleiche aber zum Trotz – das Album hat's in sich und besticht durch seine verträumte Eigenart, ja, mitunter sogar Einzigartigkeit, die ganz im Gegensatz zu dem nicht wirklich einfallsreichen Projekt-Namen steht, der sich wohl auf einen Webcomic, welcher sich rund um Computerspiele dreht, bezieht.
Obwohl...
...die Musik auf „Backwater Collage“ taugt durchaus auch bestens für das eine oder andere Computerspiel, nicht der Baller-, sondern der Psyche-Adventure-Art.
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FAZIT: Gute Musik, mal wieder viel zu kurz (mit unter einer halben Stunde) auf farbig giftgelbes Vinyl gepresst. So giftgelb wie LP-Cover und Vinyl sowie bedruckte LP-Innenhülle ist dann auch die Musik von „Backwater Collage“ des umtriebigen, singenden Multiinstrumentalisten James Hoare, der sich als PENNY ARCADE tief in den einerseits psychedelischen und andererseits zugleich beruhigenden Sumpf der längst gezählten Tage eines SYD BARRETT in Kombination mit cineastischen Erinnerungen an „The Virgin Suicides“ der großartigen AIR begibt und dabei seine eigene, oft melancholische und verträumte Psyche-Klang-Collage entwickelt, der genau der luftige Charme des einst verstoßenen Floyd-Frontmannes innewohnt.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.05.2024

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (15:14):
  2. Jona (3:14)
  3. Don't Cry No Tears (3:23)
  4. Want You Around (2:33)
  5. Dear John (2:41)
  6. Prodigal Son (1:15)
  7. When The Feelings Gone (2:08)
  8. <b>Seite B</b> (14:16):
  9. Black Clouds (3:04)
  10. Mr Softie (2:42)
  11. Garage Instrumental (2:24)
  12. Dennis (2:54)
  13. One More (3:14)

Besetzung

  • Gesang

    James Hoare

  • Gitarre

    James Hoare, Max Claps

  • Keys

    James Hoare, Max Claps

  • Schlagzeug

    Juan Jacinte, Bobby Syme, Daniel O Sullivan, Gillan McLaughlin

  • Sonstiges

    Nathalia Bruno (Vibraphon, Harmoniegesang)

Sonstiges

  • Label

    Tapete Records

  • Spieldauer

    29:30

  • Erscheinungsdatum

    03.05.2024

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