RAMMSTEIN trifft Black Metal?
Wer jetzt EISREGEN im Kopf hat, der darf aufatmen, ganz so flach wie bei M. Roth und Co. lesen sich die Texte von „Aufbruch“ nicht. Musikalisch mischen PROJEKT KRANK Industrial Metal und Black Metal, der mit reichlich Keyboards unterlegt wird.
Wo aber Bands wie MYSTICUM Pionierarbeit in Form von radikalen Stilbrüchen geleistet haben, kommt bei PROJEKT KRANK immer mal der Eindruck von Angst vor Radikalität auf.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/kdPTc8gFr7Y?si=4JBtv8CatmsWu4kc" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Sicherlich ist die Musik als solche gut gemacht und hat mit Stücken wie „Leben“, das als interessantes Mini-Drama zwischen Dancefloor und Epic-Black-Metal aufhorchen lässt, sogar den ein- oder anderen schmissigen Moment zu bieten. Aber unterm Strich wirkt die Soundmelange aus Stampf-Metal und Schwarzmalerei doch wohlbekannt.
Gemessen daran, fehlt es PROJEKT KRANK leider noch am radikalen Pioniergeist, wie ihn z.B. DIE APOKALYPTISCHEN REITER (die auch als Einfluss auf dieses Album gelten können) immer wieder bewiesen haben. Allerdings zeugen Texte wie der von „Unterdrückung“ durchaus von einem kritischen und auch wachen Geist, der die Zustände der Gesellschaft hinterfragt.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/l_4zcsg_pVg?si=FGtv8C7uAI20jseJ" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Stücke wie „Der Sturm“ gefallen zwar als Stampf-Metall, dessen Refrain sich perfekt dazu eignet, live mitgebrüllt zu werden, aber ein Titel wie „Stahlherz“ wirkt dagegen arg plakativ von RAMMSTEIN beeinflusst.
Mit leichtem Gothic-Touch und Damengesang sorgt „Sintflut“ gegen Ende nochmal für eine kleine Überraschung, wenngleich der 'Aha-Effekt' kaum nachhallt. Viel eher wirkt der Düster-Kitsch in Zusammenhang mit der 'Hart trifft zart'-Sangesvorstellung arg aufgesetzt.
Ob da die letzten beiden Titel sowas wie eine Zusammenfassung für das Album sein sollen?
Naja, einer wirklichen „Erlösung“ vom PROJEKT KRANK bedarf es zwar nicht, aber dass der eine oder andere Traditionalist ein gerümpftes „I ha’d Schnauze vou“ vom Stapel lässt, wenn er das Album durch hat, ist gar nicht so unwahrscheinlich.
<br><center><iframe style="border-radius:12px" src="https://open.spotify.com/embed/album/7imbnxWCW5vgs8C1mgWkf2?utm_source=generator" width="100%" height="352" frameBorder="0" allowfullscreen="" allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy"></iframe></center></br>
FAZIT: PROJEKT KRANK fordern den Hörer durchaus bewusst heraus. „Aufbruch“ macht als Industrial-trifft-Black-Metal-trifft-NDH-Album keine schlechte Figur, reizt den Bogen zwischen Klischee und stumpf-plakativer Darstellung aber immer wieder sehr weit aus. Allerdings wissen die Musiker zweifellos, was sie tun und haben eine starke künstlerische Vision. Wem das reicht, der könnte hier sicher auf den Geschmack kommen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2024
Boersma Records
50:31
03.05.2024