<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/dcf5a37ab14545c7a31a0b5ee88c7fcb" width="1" height="1" alt=""> "Into the Everflow" gilt als eines der großen frühen Progressive-Metal-Alben. Die zweite PSYCHOTIC WALTZ-LP wurde mit Ralph Hubert von Mekong Delta in Herne aufgenommen, der Gitarrist Dan Rock zufolge einen harten Kurs im Studio führte, doch die Band war unter anderem im Zuge ihres Auftritts beim Dynamo Open Air 1991 heiß… was man dem Ergebnis bis heute anhört.
Die Ideenfülle, die das Quintett auf "Into the Everflow" an den Tag legt, ist dem Einfallsreichtum, den sie bis dahin zeigte, mindestens ebenbürtig. Im Grunde reicht allein der Opener 'Ashes' mit seinem spannungsgeladenen Aufbau, um sich für immer von Psychotic Waltz vereinnahmen zu lassen. Die passenderweise entrückten Vocals setzen erst zur Halbzeit ein, wobei Rocks Gitarrenarpeggios unter Fans legendär geworden sind, weil man sie fälschlicherweise für von Normalsterblichen unspielbar hielt; dabei wurde der Part, den Dan bereits in der elften Schulklasse geschrieben hatte, mithilfe eines der ersten digitalen Delay-Effekte aufgenommen, das den Eindruck eines rasanten Noten-Gewimmels erzeugt.
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Das knallharte 'Out of Mind' ist für Waltz-Verhältnisse eingängig, gleichwohl Frontmann Buddy Lackey/Devon Graves hier einige seiner abgefahrensten Gesangslinien vorlegt. Zusammen mit 'Little People' und 'Freakshow' stellt es gute Argumente dafür zur Diskussion, dass Psychotic Waltz keine schwer zugängliche Band waren beziehungsweise sind; komplexe Strukturen hin oder her, gerade der Gesang und die Gitarrenleads sind unbedingt mehrheitsfähig.
Wohingegen sich 'Tiny Streams' an der Debüt-Kult-Nummer 'Spiral Towers' orientiert, zeigt sich die Gruppe mit dem Titelstück und 'Butterfly' erstmals so richtig im Longtrack-Modus. Diese beiden enorm stimmungsvollen und wandlungsreichen Kompositionen sind hauptverantwortlich für die einzigartige Atmosphäre, die "Into the Everflow" erzeugt, weil sie praktisch in kompakter Form zusammenfassen, was sich in 52 Minuten ohne Hast entfaltet.
Bleiben noch die wunderschöne Ballade 'Hanging on a String' im Fahrwasser von 'I Remember' von "A Social Grace" und das starke Black-Sabbath-Cover 'Disturbing the Priest', das im Original nicht auf "Into the Everflow" enthalten war. Das allererste Demo unter dem Namen Psychotic Waltz (1991), das 1987 unter dem Banner Aslan erschienene Vier-Track-Tape sowie weitere Demos aus der Vorproduktion des Debütalbums "A Social Grace" bilden den weiteren Bonusteil auf dem zweiten Tonträger der CD-Version; nicht gänzlich exklusiv, aber historisch wichtig und für Komplettisten unerlässlich. Gerade die beiden ersten Nummern des Aslan-Demos, die nie auf einem Studioalbum landeten, sind Gold wert.
FAZIT: Die Neuauflage von PSYCHOTIC WALTZ' zweiter Langrille wurde wie alle Reissues der Band umfangreich erweitert und mit frischem Artwork versehen. Unabhängig davon bleibt "Into the Everflow" ein unverwüstlicher Prog-Metal-Klassiker, auch wenn die Band nie zufrieden mit dem Mix war (das Remastering ist hervorragend, aber über den Sound des Originals hat sich eigentlich auch nie jemand unter den Fans beschwert). Jetzt entdecken, falls nicht längst geschehen!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2024
Ward Evans
Buddy Lackey
Brian McAlpin, Dan Rock
Dan Rock
Norm Leggio
Dan Rock (Percussion)
Inside Out / Sony
130:06
12.07.2024