<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/186dd3b79d0441f4b6b4d987670ff03c" width="1" height="1" alt=""> Nach den durchwachsenen Erfahrungen beim Produzieren von "Into the Everflow" in Deutschland wenden sich die zwischenzeitlich auch von Dream Circle zu Bullet Proof gewechselten PSYCHOTIC WALTZ an Studio-Ikone Scott Burns, der eigentlich deutlich extremere Bands produziert. "Mosquito" wirkt 1994 allerdings nicht in puncto Sound ungewohnt, sondern wegen seiner musikalischen Ausrichtung. Die Platte fällt aufgrund ihrer kompakteren und vordergründig weniger komplexen Anlage bei einigen Fans durch, ist aber für sich genommen und in der Rückschau absolut kein Stinker.
Dass die Band selbst ihren Stil seinerzeit "Psychedelic Metal" nennt, ergibt Sinn. Das Tempo wurde weitgehend gedrosselt, die Tracks stellen häufig den Refrain ins Zentrum, und diesbezüglich leistet Frontmann Buddy Lackey/Devon Graves mitunter Großes. Das einleitende Titelstück besticht jedoch zunächst durch seinen abenteuerlichen Bass-Drum-Groove und hibbelige Synthesizer-Figuren (die auch für 'All the Voices' ganz wichtig sind) im Hintergrund, ehe 'Lovestone' und 'Haze One' (Gitarrist Dan Rocks Lieblingsstück auf dem Album) genauso wie später 'Only Time' und 'Locked Down' eine entspannte Seite der Band im Black-Sabbath-mäßigen Stoner-Rock-Sinn zeigen. Das steht den Kaliforniern super, und der aufgeräumte Sound erweist sich hier als besonders gewinnbringend.
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Mit 'Shattered Sky' und 'Cold' folgen auf der melodischen Ebene sprödere Nummern, die andeuten, was Psychotic Waltz auf dem Nachfolger Bleeding nahezu perfektionieren werden. Völlig entschlacktes Songwriting, dem bloß noch die großen Hooks abgehen. 'Dancing in the Ashes' geht mit zweieinhalb Minuten Spielzeit und dem Fuß auf dem Gaspedal als Ausnahmenummer von "Mosquito" durch. Vielleicht hätte es einen oder zwei weitere Ausbrüche in diese Richtung gebraucht, um allzu kritische Anhänger zu besänftigen, doch so oder so: Zum Ende hin wird das Album noch einmal richtig spannend.
Der 'Mindsong' beruht auf einem Reggae-Groove und reicht in Sachen Atmosphäre an 'Ashes' vom Vorgängeralbum heran, bevor das kurze Abschluss-Instrumental 'Darkness' die Klang-Aura von 'All the Voices' aufgreift und einen vermutlich absichtlich ambivalenten Schlusspunkt setzt. 1993er Pre-Production-Demos zur Platte, Outtakes und Proberaum-Aufnahmen geben auf der zweiten CD der Neuauflage interessante Einblicke in den Schaffensprozess der Musiker. Das nicht so schöne Originalartwork (Mike Clift, R.I.P.!) wurde wie schon bei der ersten Neuauflage von "Mosquito" durch ein bunteres samt Originalbandschriftzug ersetzt.
FAZIT: PSYCHOTIC WALTZ' drittes Album ist kein uneingeschränkt als Klassiker rezipiertes Werk. Die für Fans der Gruppe gewöhnungsbedürftige Ausrichtung (genauso Prog wie zuvor, aber kompakt und nur selten plakativ technisch) ändert aber nichts daran, dass Freunde abenteuerlustiger Metal-Musik "Mosquito" kennen sollten.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2024
Ward Evans
Buddy Lackey
Brian McAlpin, Dan Rock
Dan Rock
Norm Leggio
Inside Out / Sony
117:27
12.07.2024