<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/c264d03406b045ee816433c544837b7a" width="1" height="1" alt=""> Der Hinweis, QUANTUM seien von Genesis und King Crimson beeinflusst, sagt zunächst überhaupt nichts über die Musik aus, wenn man weiß, dass es sich ohnehin um eine progressive Rockband handelt. Das 2016 von Anton Ericsson gegründete Quartett aus Stockholm spielte bereits in verschiedenen personellen Konstellationen, wobei der Bassist, Sänger und Hauptkomponist die einzige Konstante zu bleiben scheint. Im Grunde kann man diese Handhabe der Besetzung auch auf die Musik selbst übertragen - sie ist in einem steten Wandel begriffen, aber der klaren Vision des Bandkopfs verhaftet.
Bei "Down The Mountainside" handelt es sich um Quantums Debütalbum (2020 erschien bereits die Digital-Only-EP "Breath of Air"), und Ericsson beziehungsweise die Band schafft es im Rahmen von acht Tracks wirklich, den Ideenreichtum und die Unberechenbarkeit der einstigen Prog-Pioniere in mehr oder weniger durchschnittlich lange Songs zu packen, wohlgemerkt ohne augenfällige Zitate.
Dass nur das abschließende 'The Last Stone' den durchschnittlichen Längenrahmen sprengt, sagt viel über Ericssons kompositorische Fokussiertheit aus. Sowieso können Quantum auch in fünf Minuten episch klingen, wie gleich der Opener 'The Hivemind & The Cockroach' klarstellt; dass Gitarrist Rich Henshall hier als Gast Solos beisteuert, liegt aber bestimmt nicht an dem ähnlichen Titel 'Cockroach King' seiner Band Haken…
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Dass das Spektrum des Vierers von fragilen akustischen Momenten bis zu quirlig verspielten Parts und solchen mit fiebrig rhythmischem Schwerpunkt reicht, hört man abgesehen vom erwähnten Longtrack zum Schluss vor allem im spannungsgeladenen 'On the Verge' - hier kommen die Gitarrensolos von Hakens ehemaligem Bassisten Tom MacLean - und während des streckendweise regelrecht noisigen, mathematischen 'Abstract Bliss'. Hier wird auch die Nennung von The Dillinger Escape Plan als Einfluss nachvollziehbar.
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Mit fortlaufender Spielzeit wird "Down the Mountainside" seinem Titel zum Trotz zu einer irren Acherbahnfahrt, bei der die Hooks jedoch selten aus dem Wagon purzeln. Impulse aus dem Fusion Jazz und der Klassik - echte Streicher und Bläser sowie weitere nicht alltägliche (Saiten-)Instrumente profitieren von Jens Bogrens (Opeth, Devin Townsend, Leprous…) gewohnt breitbandigem Mastering - sorgen zudem dafür, dass etwa 'Moths & Leaves' oder das zweiteilige Titelstück harmonisch und melodisch im reinen Rock- oder Metal-Kontext eher ungewöhnlich erscheinen.
Überhaupt pflanzen sich Quantum genau zwischen diese beiden Pole, Prog Rock und Prog Metal. Und als schwedisch melodieverliebte Variation des gegenwärtigen Szene-Status-quo – Caligula´s Horse oder eben Haken – ist "Down The Mountainside" ein aufregender Geheimtipp, den man sich gerne mal live zu Gemüte führen würde.
FAZIT: QUANTUM empfehlen sich mit ihrem ersten Album als künftiger Big Player der Prog-Szene "Down the Mountainside" wirkt - Widerspruch in sich - zeitlos neu, enorm farbenfroh und in musikalischer Hinsicht genau so, wie man es angesichts eines inhaltlichen Konzepts erwartet, das sich um unser stetes Jonglieren mit verschiedenen Rollen dreht, um im gesellschaftlichen Alltag bestehen zu können.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.04.2024
Anton Ericsson
Marcus Lundberg, Anton Ericsson
Samuel Walfridsson, Kalle Segerborg
Marcus Lundberg
Black Lodge / Sound Pollution
45:40
19.04.2024