Man kann zwar nicht behaupten, dass „Waiting“ tatsächlich ein lang erwartetes Album war, aber die Idee hinter „Waiting“ des QUINTET WEST, einer deutschen Jazz-Band, die sich neben Piano, Bass und Schlagzeug mit Saxophon und Flügelhorn verstärkt und auf zwei Stücken noch um Gitarre, Posaune und Gesang erweitert, ist durchaus reizvoll – denn das Jazz-Quintett versucht „die Schönheiten des Wartens in all seinen klanglichen Facetten“ zu verwirklichen. Und da das Warten oftmals mehr in Ruhe als Hektik stattfindet, zeichnet sich die Qualität der Musik vordergründig durch schöne Harmonien, Ruhe und Gelassenheit aus, ohne jedoch ganz auf die hektischen oder flotteren oder improvisiert freizügigeren Momente zu verzichten.
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Und um dem Jazz-Freund darüber aufzuklären, was ihn beim Hören von „Waiting“ erwartet, darf man im Inneren des Digipaks noch ein paar sich selber lobende Worte lesen, welche die Absicht und Wirkung der Musik passend darzustellen versuchen, weswegen sie in ihrer ganzen ausdrucksvollen Strahlkraft hier nicht vorenthalten werden sollen: „Das neuste Album von QUINTET WEST erscheint wie eine zeitlose Reise. Die fünf Musiker schaffen eine wunderbare Balance zwischen lyrischer Melancholie und dynamischer Bewegung.“
Das kann auch – jedoch nicht ganz so überschwänglich – der Kritiker unterschreiben.
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Allerdings wären ein paar mehr Klangfarben und der Mut zu dem einen oder anderem ausgefallenen jazz-musikalischen Experiment, das gerne auch mal richtig 'free' klingen darf, eine aufwertende Bereicherung, welche eben die durchaus nervenaufreibenden Seiten des Wartens stärker zum Ausdruck bringt.
Dafür bringt endlich mal ein Jazz-Quintett - selbst wenn es das ohne Worte ausdrückt - eine Tatsache, die garantiert jeder Hunde-Liebhaber und -Besitzer längst wahrgenommen hat, auf den Punkt: „Der Hund kann sprechen“, eine wunderbar arrangierte, mit knapp sechs Minuten fast als zu kurz empfundene Nummer, in der zwar nicht gebellt oder gesprochen, dafür aber recht flott zur Sache gegangen sowie ausgiebig trompetet wird.
Ein gelungenes Einläuten des „Waiting“-Album-Endes, das dann entspannt mitten in „Skagen“ (der nördlichsten Stadt Dänemarks, die man liebevoll auch die 'Stadt des Lichts' nennt) seinen verträumten, aber hell leuchtenden Abschluss findet.
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FAZIT: Selbst wenn das QUINTET WEST eins ihrer Stücke mit „Der Hund kann sprechen“ betitelt, so ist es auf seinem Jazz-Album „Waiting“ natürlich nicht auf den Hund, sondern mehr auf harmonischen Jazz mit einfallsreichen Melodielinien und erwartungsvollen Improvisationen gekommen. Und meine nicht sprechenden Hunde Betty & Elfie können das nur bestätigen, denn sie blieben während der Besprechung von „Waiting“ ganz entspannt auf ihren Kissen liegen und lauschten. Vielleicht dachten sie dabei ja: „Wow“!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.02.2024
Konstantin Wienstroer
Joshua Tjong Ayong
Joshua Tjong Ayong
Stefan Michalke
Christoph Freier
Christoph Fischer (Trompete, Flügelhorn), George Tjong Ayong (Tenor Saxophon), Sophie Tjong Ayong (Posaune)
JAZZsick Records
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24.11.2023