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Rick Miller: One Of The Many

Stil: Progressive Rock der ruhigeren Sorte in bester Seventies-Tradition

Cover: Rick Miller: One Of The Many

Er ist definitiv nicht nur einer von vielen, dieser RICK MILLER. Da mag uns sein Albumtitel „One Of The Many“ weismachen, was es wolle.

Diese gesichtslosen, grauen Wesen, die immer nur funktionieren und alles, was man ihnen vorsetzt, konsumieren, aber auch Musik nur noch in Stream-Form wahrnehmen oder Liebe und Lust nur noch über Netzaktivitäten ausleben oder überhaupt erst finden können. Genau das sind sie, diese „One Of The Many“, die uns der kanadische Prog-Rocker RICK MILLER im Hinterkopf präsentiert, während er seine traumdeutenden, parabelähnlichen Texte singt und ein wenig an das anknüpft, was er uns bereits vor vier Jahren zu verstehen gab – nämlich dass wir nicht an <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2020/Rick-Miller/Belief-In-The-Machine/" target="_blank" rel="nofollow">die große Maschine</a> glauben sollen – so es wie zuvor die Menschen an den 'Big Brother' in Orwells Dystopie „1984“ taten, um schon kurz darauf den <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/Rick-Miller/Old-Souls/" target="_blank" rel="nofollow">alten Seelen</a> zu gedenken, die ihre ganze Kraft aus der Vergangenheit schöpfen.

Im aktuellen Miller-Album geht es nunmehr – in logischer Fortsetzung der vorherigen Alben – um Träume, Erinnerungen an die Vergangenheit und das Leben in der Vergangenheit – und auch die Musik spielt wortwörtlich in der Vergangenheit, die wir in jeder Millerschen Note, die oft getragen und entspannt sowie mit einer gewissen Form von Melancholie daherkommt, wiederentdecken und deuten dürfen.

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Extrem finster ist der Beginn mit „Atrophy“, bei dem man in den ersten Sekunden der verzerrten Klanggewitter vermutet, es wäre etwas mit der Musikanlage nicht in Ordnung, bis ein kristallklarer Flöten-Sound und floydianische Gitarren sowie bedrohlich ruhige Keyboard-Flächen das musikalische Geschehen fortsetzen und in immer heller werdenden Rhythmen und E-Gitarren-Ausflügen auflösen, währenddessen der dann einsetzende Gesang samt der atmosphärischen Stimmung einem den Eindruck vermittelt, man hätte sich auf ein Solo-Album von DAVID GILMOUR verirrt, das in der bedrückenden Atmosphäre, die sehr gerne sein Intimfeind ROGER WATERS auf seinen Solo-Alben entwickelt, eingespielt wurde.

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Oftmals trifft auf Millers Album mal eine GILMOUR-Gitarre auf symphonische ALAN PARSONS PROJECT-Klangwelten und die verträumt-zärtlichen Prog-Harmonien von THE MOODIE BLUES, wobei immer wieder sphärische weibliche Chorgesänge genauso wie Flöten und Geigen sowie Celli und eine Vielzahl an weiteren akustischen Instrumenten auftauchen, die allem, was auf „One Of The Many“ geschieht, diese faszinierende Moodie-Blues-Orchestralik verleihen.
Im Grunde beginnt man von der ersten Minute des Albums an zu träumen und wacht beeindruckt nach einer knappen Stunde aus diesem Traum wieder auf. Nein, man schläft nicht etwa ein dabei, sondern schwebt mehr oder weniger hellwach durch diese doch finsteren, manchmal bedrückenden Traumwelten, in denen uns verlorene Seelen genauso wie Ophelia und immer wieder diese seltsamen Wesen, die so gesichtslos sind, begegnen.

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Mit „She Of The Darkness“ gibt es die einzige Ausnahme zu hören, die zwar die gesamte Album-Atmosphäre unterstützt, aber ausnahmslos instrumental gestaltet ist. Die Flöte übernimmt hier anfangs die wichtigste Rolle – bis sich dann eine E-Gitarre recht rockig in den Vordergrund spielt – um am Ende vom fragil-schönen Flötenklang wieder vertrieben zu werden.
Ein beeindruckender instrumentaler 'Ausbrecher', der ein klein wenig sogar wie die Überleitung zum anschließenden Titeltrack klingt, um sich dann im bombastischen, fast viertelstündigen Longtrack „Perchance To Dream“ melodramatisch und symphonisch eruptiv im besten orchestralen ALAN PARSONS PROJECT-Sinne samt flirrender wie flächiger Synthies und wiederum den schönsten Flötentönen auszuleben und dabei textlich von Ophelia mit den Augen, die schwarz wie zwei Kohlen sind, zu träumen: „To die, to sleep, to sleep, to dream. Perchance to dream. / For in this sleep of death, what dreams will come?“

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FAZIT: „'One Of The Many' ist mein 2024-Album im alten Stil des Progressive Rock, der in den 60er- und 70er-Jahren durch Bands wie PINK FLOYD, THE ALAN PARSONS PROJECT und THE MOODY BLUES berühmt wurde. Wenn du also Prog-Rock mit viel Heavy Metal und Jazz-Fusion magst, wirst du hier vielleicht nicht das finden, was du suchst. Ich hoffe aber, es gefällt dir trotzdem.“ Mit diesen Worten bringt der extrem progfleißige Kanadier RICK MILLER den Hintergrund seines aktuellen Traum-Albums „One Of The Many“ auf den Punkt! Und bei all den Erinnerungen, die er an die durch ihn hervorgehobenen Bands weckt, gefällt es tatsächlich, wobei die besondere Betonung dann speziell auf den früheren Aufnahmen des THE ALAN PARSONS PROJECT liegt. Wer experimentelle und gewagte Innovationen statt recht dunkle, harmonische Prog-Welten erwartet, der wird sich wahrscheinlich dann doch nicht all zu gerne in die Reihe der vielen, die hinter dem schaurig anmutenden Konzept-Album von „One Of The Many“ antreten, einordnen. Für alle anderen aber gilt: Solch eine eigenständige (aber eben nicht vor eigener Kreativität strotzende) Umsetzung der musikalischen Vorbilder plus der bewegenden Texte und der durchaus ansprechenden Gestaltung der CD hat tatsächlich beinahe eine sehr gute Bewertung verdient.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2024

Tracklist

  1. Atrophy
  2. Time Goes On
  3. The Lost Years
  4. She Of The Darkness
  5. One Of The Many
  6. Perchance To Dream
  7. Wonderlust
  8. Another Time

Besetzung

  • Bass

    Rick Miller

  • Gesang

    Rick Miller

  • Gitarre

    Barry Haggarty, Kane Miller

  • Keys

    Rick Miller

  • Schlagzeug

    Will

  • Sonstiges

    Giulia Cacciavillani (Flöten), Mateusz Swoboda, Artem Litovchenko (Cello), Kane Miller (Violine)

Sonstiges

  • Label

    Progressive Promotion Records

  • Spieldauer

    54:06

  • Erscheinungsdatum

    01.03.2024

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