Lang, lang ist es her, da machten die schwedischen Prog-Rocker RITUAL mit so einigen gelungenen retro-progressiven Alben im besten skandinavischen und tatsächlich unvergleichlichen Stil sowie jeder Menge Folk-Rock-Einsprengseln samt traditionellem Instrumentarium gehörig von sich Reden. Doch dann, nach <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2007/Ritual/The-Hemulic-Voluntary-Band/" target="_blank" rel="nofollow">„The Hemulic Voluntary Band“</a>, tauchten sie ohne ein vorheriges Zeichen ab...
17 lange Jahre Stille!
Das schien's gewesen zu sein für die ehemals 1993 gegründete Band, die vielermann Proggies große Hoffnung war und sich zu ernsthaften Konkurrenten der FLOWER KINGS oder KAIPA zu mausern schienen.
Doch plötzlich und ziemlich unerwartet bringen uns, wohl ausgelöst durch die Einsamkeit der 2020er-Pandemie, RITUAL ihren ersten Teil von der Geschichte des Herrn Bogd mit, deren zweiter Teil bereits im Booklet angekündigt wird, nachdem über 16 Seiten hinweg der Anfang von „The Story Of Mr. Bogd“ aufgeschrieben und musikalisch auf dem Silberling vertont wurde.
Und die besonders gute Nachricht für alle ist: RITUAL klingen auch nach 17 Jahren so, als wären sie nie fort gewesen.
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Wer neugierig ist, warum RITUAL plötzlich nach ihrem im Grunde bis dahin besten Album, in dessen Mittelpunkt das 25-Minuten-Epos „Dangerous Journey“ stand, so plötzlich verschwanden, um fast zwei Jahrzehnte später erst wieder aufzutauchen, der findet zum Glück unter der Bandhomepage eine eindeutige Antwort: „In den folgenden Jahren zog sich RITUAL aus dem Rampenlicht zurück und blieb so lange und so sehr im Schatten, dass sich viele zu fragen begannen, ob die Band noch existierte. Tatsächlich hatte die Arbeit an dem epischen 'Dangerous Journey' den Appetit der Band geweckt, eine Geschichte mit Musik zu unterlegen. Und so begannen Ritual, sich ihrer umfangreichsten und kompliziertesten Schöpfung aller Zeiten hinzugeben: 'The Story of Mr. Bogd'. Basierend auf einer Originalgeschichte, die vom Bassisten und Haupttexter der Band, Fredrik Lindqvist, geschrieben wurde, besteht 'The Story of Mr. Bogd' aus über anderthalb Stunden Musik, aufgeteilt auf zwei Alben.“
Das macht natürlich neugierig – und alle, die eifrig gewartet und auf eine Art musikalisch-komplexer Prog-Folk-Fortsetzung von „The Hemulic Voluntary Band“ hofften, die werden nun für ihr Warten mit dem ersten Teil belohnt und natürlich auf den zweiten Teil, der wie's scheint schon so gut wie fertig ist, neugierig gemacht.
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Darum begrüßen uns zur Feier des RITUAL-Musiktages erstmal ein paar Streicher, die nach und nach ins Schräge abrutschen, um dann rockend und mit komplexen Klängen den geheimnisvollen Herrn Bogd, einen am Leben zu zerbrechen scheinenden Herren in der Krise seinen mittelalten Lebens, vorzustellen. Diesen werden wir nun (zum Anfang wohl am besten auch mit dem Booklet, das seine Geschichte aus erzählerischer Sicht enthält) eine Dreiviertelstunde lang begleiten, wobei wir mit sehr abwechslungsreichem Retro-Prog voller folkiger Flöten, Bozouki sowie Nyckelharpa, härter und komplexer rockender elektrischer plus fragiler akustischer, aber auch jazziger („Through A Rural Landscape“) Momente und richtig gutem Gesang von Patrik Lundström, der übrigens auch KAIPA seine Stimme leiht, unterhalten werden. Auch die Vielzahl der eingefügten Soundkollagen sowie traditionelle schwedische Instrumente lässt die Geschichte aus musikalischer Sicht sehr anschaulich wirken.
Das Besondere hieran ist, dass – wie man es noch vom letzten Album der schwedischen Progrocker kannte – das schwedische Prog-Quartett erneut (s)einen ganz eigenen Stil entwickelt, der RITUAL eins zu eins RITUAL bleiben und sie nur schwer einordnen lässt, ohne dass sie zu offensichtlich bei den Helden längst vergangener Zeiten wildern, dabei aber trotzdem mit ihrem Album an die guten alten Prog-Zeiten der Siebziger erinnern.
So kann's gerne auch im zweiten Teil weitergehen.
Chapeau – RITUAL!
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FAZIT: Besonders schön sind immer wieder die Überraschungen, auf die man längst nicht mehr gewartet hat und die dann nach Ewigkeiten doch auf großartige Weise einschlagen – so wie „The Story Of Mr. Bogd – Part 1“ der einzigartigen schwedischen Progressive-Rock-Band RITUAL, die sich für 17 Jahre aus dem öffentlichen Fokus verabschiedet hatten, dann wie Phoenix aus der Asche tatsächlich bei dem allerletzten NOTP-Festival auf der Loreley wiederauftauchten und zu begeistern wussten. Die gleiche Begeisterung wird nunmehr bei allen Retro-Prog-Heads bestimmt auch bei „The Story Of Mr. Bogd – Part 1“ aufkommen. Da ist man schon im Vorfeld auf Teil 2 heiß, auf den wir angeblich nur ein Jahr warten müssen – oder wie's bereits so schön im 16-seitigen Booklet heißt: „To be continued in The Story of Mr. Bogd, part 2.“
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2024
Fredrik Lindqvist
Patrik Lundström
Patrik Lundström
Jon Gamble
Johan Nordgren
Fredrik Lindqvist (Flöten, Bouzouki, Hammered Dulcimer, Rekorder), Johan Nordgren (Nickelharpa), Lovisa Hallstedt (Geige), Jon Gamble, Fredrik Lindqvist, Fabian Lundström (Harmoniegesang)
Karisma Records
45:42
16.08.2024