Die ersten Takte klingen nach einem saftigen Gruß aus der Prog-Metal-Küche, doch bevor das Headbanging beginnt, bremsen SAMMARY ab, besinnen sich auf ihre lyrische Seite und Stella Inderwiesen singt mit samtener Stimme Nachdenkliches vom Zögern, Zaudern und Zweifeln. Das beherrscht die Band um den zwanzigjährigen Drummer und Songschreiber Sammy, bedient sich formal ähnlicher Stilmittel wie PORCUPINE TREE und Steven Wilson, bleibt aber musikalisch eigenständig. Keine Scheu vor Metal, Art Rock, Folk und Spoken-Word-Passagen. Was nicht passt, wird passend gemacht. SAMMARY schwimmen erstaunlich sicher durch diesen reichhaltigen Pool.
Wo bei Wilson das Faible für PINK FLOYD durchschlägt, orientieren sich SAMMARY eher an kantigem Alternative-Rock, Dream-Pop und den verlockenden Momenten symphonischen Metals. Glücklicherweise vermeidet Inderwiesen die Attitüde der verkannten Opernsängerin, bleibt bei aller Sanftheit geerdet und trägt auch härtere Passagen mühelos. So eine Art progressiven Shoegaze mit Springerstiefeln. Adam Holzman schaut als Gast vorbei (ein weiterer Steven Wilson-Hint) und veredelt „Trance“ mit einem wildbewegten Synthesizer-Solo. Nette Geste, die sich ins qualifizierte Zusammenspiel einreiht, ohne wie ein Fremdkörper zu wirken. Insgesamt ist die Instrumentierung sehr ausgewogen, die Rhythmusfraktion spielt präzise, Gitarren und Keyboards sind nahezu gleichwertig im Einsatz.
„The Dream“ besitzt ein gerüttelt Maß an Härte, schwelgt balladesk und gibt dem Prog eine Chance mit großen Gesten („The Game“) zu brillieren, teilweise alles zusammen im selben Song. Ohne es dabei mit Lauflängen und dramatischen Zuspitzungen zu übertreiben. Das Album ist vielfältig und sorgfältig austariert. Ein schmuckes Zweitwerk.
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FAZIT: SAMMARY zeigen mit „The Dream“ eine Steigerung zu ihrem bereits geglückten Debüt. Das Zusammenspiel von laut und leise ist homogen und wirkt wie selbstverständlich, wobei die deutsche Band feinfühlige romantische Ausflüge schätzt. Zudem mit Stella Inderwiesen die perfekte Sängerin fürs musikalische Programm am Start hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.01.2024
Julius Stapenhorst
Stella Inderwiesen
Marvin Kollmann, Joerg Wahlandt, Bruno Bolz
Benedikt Schadt, Ivan Khobta, Adam Holzman
Sammy Wahlandt
Progressive Promotion Records
41:11
03.11.2023