„Loving Duende“ nimmt Bezug auf Federico García Lorcas Ästhetik der Duende, die er 1933 mit dem "Juego y teoría del duende" ("Spiel und Theorie der Duende") entwarf. Später spezifizierte Lorca die Duende als „Irrationalität, Erdverbundenheit, ein geschärftes Bewusstsein für den Tod und ein Hauch des Teuflischen.“ Auf Sebastiano Lillos Album lassen sich diese Aspekte wiederfinden.
Der Hauch des Diabolischen wird über den Blues eingestreut, das Irrationale ist die Verquickung von Psychedelic mit Reggae, Jazz, Rock und folkigen Elementen. Erdverbunden ist die Musik durch ihre kantige Lakonie, in der jeder Ton sitzt und kein Zeitschinden betrieben wird. Was leider dazu führt, dass das gesamte Werk nur knapp 32 Minuten lang ist.
Der Tod findet alleweil statt, in seelenwunder Mariachi-Musik („Agua Santa“), oder durch traurige, verstiegene Balladen, die zwischen den funkigeren Stücken ihren berechtigten Platz einnehmen. Lillo und seine Begleiter bewegen sich stilvoll durch diverse musikalische Genres, mal instrumental, mal mit sprödem Gesang, der den Songs bodenständige (wir erinnern uns: Erdverbundenheit) Kraft verleiht. Die Gitarristen Lillo und Meledandri spielen natürlich eine gewichtige Rolle, ob beim Twangen oder beim superben Akustik-Part von “Shaman From South-East“. Die Tasten bekommen ebenso quietschebunte Einsätze („Feelin‘ Like Sheep“), und auch Drums und Bass rücken gelegentlich in den Vordergrund, ohne dass solistische Exzesse Überhand nehmen.
Loving Duende hat zupackende Melodien, erinnert gelegentlich an mediterrane TITO & TARANTULA-Stücke der besseren Sorte, ist tanzbar, ein bisschen verrückt und hat in den richtigen Momenten jene verträumte Melancholie an Bord, die einen mitternachtsblauen Blues auszeichnet. Auch bestens geeignet für einen Ritt in den Sonnenuntergang. Auf einem berauschten Karussellpferd.
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FAZIT: „Loving Duende“ gefällt als psychedelischer Rundumschlag, der keine Angst vor musikalischen Grenzüberschreitungen besitzt, ausnehmend gut. Das ist deftig, gefühlvoll, verschroben, voller Leben und kleiner Zwiegespräche mit des Schlafes dunklem Bruder. Duende eben.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.01.2024
Davide Penta:
Sebastiano Lillo, David Place
Sebastiano Lillo, Marco Meledandri
Paolo Palmieri
Teodoro Carriero
Antonio Fallacara (Trumpet)
Trulletto Records
31:48
27.10.2023