SHUMAUN, die amerikanischen Prog-Metalisten um den ehemaligen IRIS DIVINE-Frontmann Farhad Hossain, haben sich mit „Opposing Mirrors“ genau in den gewohnten Prog-Metal-Gefilden eingerichtet, die sie nunmehr schon seit 10 Jahren beackern. Hier gibt’s also treibenden Hardrock, kombiniert mit knackigem Heavy Metal in bester Kombination mit eingängigen Melodien und kreativen Progressive-Rock-Ideen. Immer mit einem Gespür für überraschende Laut-Leise-Wechsel, die sich unerbittlich und dadurch eben auch entsprechende Spannungen erzeugend durch das gesamte Album ziehen.
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Leider besteht die CD ausschließlich aus einem aufklappbaren Digipak, das kein Booklet oder Ähnliches enthält und daher zu wenig Wert darauf legt, dass man als haptisch veranlagter Zeitgenosse mit einem Booklet in der Hand auch den Texten folgen kann. Echt schade!
Dafür gibt’s bisher für alle Text-Affine zwei Lyric-Videos zum Album, die etwas über die Inhalte hinter dem aktuellen SHUMAUN-Klang-Kosmos verraten, wobei der Titeltrack „Opposing Mirrors“ bereits verrät, aus welchem Grunde das ansehnlich Cover-Motiv gewählt wurde.
Will man sich jedoch mit den Texten intensiver beschäftigen, so gibt es immerhin unter der Band-Homepage die Möglichkeit, <a href="https://shumaun.com/lyrics" target="_blank" rel="nofollow">alle Lyrics ausführlich nachzulesen</a>. Zwar eine Alternative, die aber nicht für ein fehlendes Booklet entschädigt. Das ist eben ähnlich wie mit den Büchern als E-Reader. So sehr man predigte, dass sich diese Form durchsetzen würde und wir bald unsere Bücher nur noch digital lesen würden, dominiert noch immer die Leidenschaft für Bücher in Papierform, die zugleich in jedem heimischen Regal mehr Wärme und Harmonie verbreiten. Genauso verhält es sich mit dem Streamen im Verhältnis zu den physischen Ausgaben der Alben. Entscheidet man sich für die physische Variante, dann sollte man durchaus mehr erwarten, als einem SHUMAUN mit ihrem aktuellen Album anbieten.
Dafür aber entschädigt einen die breit gefächerte Musik, bei der einem am ehesten RUSH oder PAIN OF SALVATION in den Sinn kommen, mit dem einen oder anderen crimsonesken Schlenker oder breit angelegte hymnische Momente, die vorsichtig in GENESIS-Gefilde entfleuchen und auch keine Angst vor großen balladesken oder hymnischen Momenten haben.
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In jedem Falle haben SHUMAUN für sich einen wiedererkennbaren eigenständigen Sound entwickelt, der von Hossains dynamischem Gesang und vielen seiner Gitarren-Stakkatos sowie Jose Moras' spanneden Basslinien und Tyler Kims weit ausholenden Gitarrensoli geprägt ist, die im Falle der fetten Ballade „Beyond Reflection“ auch mal in gilmoursche Gefilde abdriftet, um dem gesamten Song ein gewisses PORCUPINE TREE-Flair zu verleihen. Hierbei sind SHUMAUN immer bemüht, eingängig und nicht übertrieben oder gar experimentierfreudig zu klingen und machen es so dem Hörer, der auf guten Progressive Metal steht, recht einfach, selbst wenn sie mitunter an ihren Instrumenten zeigen, was sie in puncto Geschwindigkeit draufhaben und es zugleich mit einem immensen Griffbrett-Speed gehörig krachen lassen können.
Musik, die garantiert live auch begeistert, wobei sie eben mangels des Drumherums im Rahmen des Studio-Albums als Gesamtprodukt (ohne Booklet oder andere Beigaben) enttäuscht, obwohl das Album-Cover mit seiner „Der Name der Rose“-Aura wiederum gefällt – und selbst die Musik passt sich diesem Eindruck durchaus an: Geheimnisvoll und finster, sodass es nicht verwundet, dass sich im Inneren des aufgeklappten Digipaks das Musiker-Trio als Mönche präsentieren.
Ja, vielleicht hätte man zum besseren Verständnis eben doch nicht auf eine Textbeilage in dieser CD verzichten sollen.
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FAZIT: Mit ihrem vierten Album „Opposing Mirrors“ legt das amerikanische Prog-Metal-Trio SHUMAUN die Messlatte guten Prog-Metals in Kombination mit hardrockigen und retroproggigen Elementen erneut sehr hoch und üben sich in abwechslungsreichem Metal-Klang, er sich bestens zwischen RUSH und PAIN OF SALVATION einordnet, wobei die drei Herren, die zusätzlich für ihr aktuelles Album auf sehr namhafte Schlagzeuger (Thomas Lang, Marco Minnemann, Leo Margarit) zurückgreifen, immer eine wiedererkennbare Eigenständigkeit bewahren. Eine Kunst, die nur wenige Bands dieser Szene so überzeugend beherrschen. Allerdings wäre es sehr empfehlenswert, dass SHUMAUN ihre Kreativität und ihren Einfallsreichtum nicht nur ausschließlich in ihre Musik, sondern auch eine umfangreichere Verpackung dieser im Rahmen ihrer CD stecken würden, indem sie wenigstens ein Booklet mit den Texten beifügen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.06.2024
Jose Mora
Farhad Hossain
Tyler Kim, Farhad Hossain
Farhad Hossain
Thomas Lang, Marco Minnemann, Leo Margarit, Farhad Hossain
Progressive Rock, Melodic Metal, Hardrock
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28.06.2024