Das in L.A. ansässige Krach-Duo SQUID PISSER metzelt sich auf „Vaporize a Tadpole“ durch den eigenen, noch jungen, Backkatalog und bündelt die vier Songs ihrer „Vaporize a Neighbour“-EP mit den neun Stücken ihres „My Tadpole Legion“-LP-Debüts. Obendrauf gibt’s zwei Demostücke als Bonusmaterial. Damit sind zweiunddreißig Minuten Spielzeit auf fünfzehn Songs verteilt. Sportliche Geschichte. Aber das ist im Grindcore keine Seltenheit.
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Allerdings hetzen SQUID PISSER nicht stoisch verkrampft durch ein Genre, sondern scheuen die Kombination von nervenzerrendem Krach, der die Noise-Fraktion anspricht und grindigem Gemetzel ebenso wenig, wie sie ein gewisses Avantgarde-Flair nicht leugnen können.
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Das scheiße-schöne Artwork von „Vaporize a Tadpole“ soll wohl auch eher bewusste Augenkrämpfe verursachen, denn ein optischer Unfall zu sein. Selbiges lässt sich auch ein Stück weit auf die Musik übertragen. Hier werden Extreme ausgereizt. Noise-Dröhnen trifft auf halbwegs melodischen Gesang (u.a. in „Vibe Monster“), während im nächsten Moment eine halbminütige Grindcore-Hasstirade auf den Klerus abgelassen wird („Fuck your Preacher“).
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Dass einem zuvor bereits die Ohren mit der Manie eines gehässigen Bäckers, der seinen Brotteig verdrischt, weichgeklopft wurden, ist für den Genuss der Musik eher egal. Denn SQUID PISSER übertreiben alles bewusst. Also auch die Hörfreude an ihrer Musik, die wie das grell-bunte Farbenmassaker eines psychopathischen Malers wirkt. Der gute Mann hat aber nicht bei der Leinwand aufgehört, sondern den heimischen Instrumentenkeller gleich mit in Beschlag genommen und drischt sich nach Herzenslust durch orgiastischen Wahnsinn.
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Punk? Grindcore? Noise?
Egal, Hauptsache es lärmt! Und da es sich im Team immer noch schöner Krach machen lässt, findet sich ein ganzer Haufen Feature-Gäste auf der „My Tadpole Legion“-LP. Dem Chaos-Charakter schadet das weder, noch macht es die Songs schmeichelhafter. Was hier zählt, ist die Energie, die unmittelbare Eskalation am Instrument. Gemessen daran, wirkt auch das hysterische Gebrüll, das wahlweise von Quietsche-Stimmen („My Tadpole Legion“), oder auch sonor blechernem Singsprech („Vibe Monster“) ergänzt wird, passend und kann in manchen Momenten sogar mitreißen. Zumindest solange, bis die nächste Instrumenten-Sound-WeißderGeierwas-Eskalation die Boxen sprengt (z.B. „Lord of the Frog (DJ Embryonic Petit Sac Remix)“.
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FAZIT: SQUID PISSER wollen gar nicht appetitlich sein. Weder in ihre optischen Gestaltung, noch in puncto Musik. Daher verwundert der Krach-Charakter von „Vaporize a Tadpole“ keineswegs. Unter diesen Gesichtspunkten ist diese Compilation auch passabel gemacht, denn das Stresslevel schießt doch zügig in die Höhe, sobald die Musik das Trommelfell trifft. Dass das aber wohl eher was für Krach-Connoisseure ist, als breitenwirksame Rockmusik zu sein, versteht sich von selbst.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2024
Tommy Meehan
Tommy Meehan, Seth Carolina
Tommy Meehan
Seth Carolina
Tommy Meehan (Samples)
Skin Graft Records
32:00
08.03.2024