<b>„'Lands' durchlief einen spannenden Entstehungsprozess aus Fragmenten, die teilweise erst im Studio und durch die kreativen Ideen von Mario Stadler zueinander fanden. Es waren persönlich sehr bewegte Zeiten, deswegen ist 'Lands' für uns ein Album mit einer besonderen Tiefe.“</b> (Martin Grellmann, der grandiose Schlagzeuger von SUBACT)
Zum Glück gibt es ja immer wieder Kosmonauten (der 'gemeine Wessi' sagt auch Astronaut dazu), die für Platten-Cover der unterschiedlichsten Art herhalten müssen/dürfen und so vorab zum Ausdruck bringen, dass sich dahinter 'Kosmische Musik', irgendwo zwischen Post-, Kraut- und Progressive- sowie Psychedelic-Rock oder aber Elektronischen Klangwelten, verbirgt, die einen zu einer Reise ins musikalische Weltall einlädt. Dieses Mal sind es SUBACT, ein Duo aus Dresden, das sich wohl nie gesucht aber trotzdem gefunden hat – und dabei dürfen wir unter Musik-Aspekt doch tatsächlich von einem Glücksfall sprechen.
Das liegt einerseits daran, dass SUBACT auf ihrer zweiten LP „Lands“ tatsächlich alle hier benannten Musikstile bedienen und diese auf eine fast cineastische Ebene, inklusive filmartiger Sprachsamples, die einen an QUEENs „Flash Gordon“ erinnern, erheben und hierbei fast einzigartig reales Schlagzeugspiel immer wieder in den Mittelpunkt oder Vordergrund der Sounds rücken. Mal experimentell, dann wieder im Stakkato-Techno-Stil und ständig voller Abwechslung und halsbrecherischen Wechselspielereien.
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SUBACT selber stellen zu ihrem, in kaum eine Schublade passenden, klangeruptiven Musikerguss fest, dass wir es bei ihnen mit einem „Hybrid der Stile“ zu tun bekommen, wobei: „Unheimlich pulsierende Elektronik trifft auf leidenschaftliches Schlagzeug. Zwei Musiker, die Wellen vom Herzen in die Seele und in die Füße schicken. Subact ist live.“
Oh ja, SUBACT ist genau das lebendige Leben, das einem wie Stromstöße in den Körper und die Füße fährt, das im Herzen und im Kopf mal wie ein pulsierender Herzschlag oder ein übler Vorschlaghammer – alles hervorgerufen durch wildes Schlagzeugehämmer der allerersten Güteklasse – klingt, der bis hin zum treibenden Techno oder schwebenden Postrock sein verwirrendes psychedelisches Spiel mit dem Hörer treibt.
Noch dazu sollte man die LP – Jawohl, genau solche Musik gehört auf die zwei schwarzen Rillen gepresst, vor allem wenn sie soundtechnisch auch noch so gut abgemischt und mit grandiosen Stereo-Effekten versehen ist – gleich mehrmals hintereinander hören. Das hinterlässt tatsächlich hypnotische Wirkung, gerade weil die oft wilden Wechselspiele zwischen Laut und Leise, Abgehoben und Finster, fette Bässe und kristallklare Höhen, einem mitunter die Luft beim Hören anhalten lassen und man aufpassen sollte, rechtzeitig vorm Erstickungstod wieder einzuatmen. Der SUBACT-Kosmos birgt da tatsächlich so einige schwer psychedelische Gefahren in sich, die auch ganz ohne reichlich genossene Dampfwölkchen eben nicht über Nase und Mund, sondern ausschließlich über die Ohren süchtig machen können.
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Übrigens sprechen die beiden sächsischen Jungs hierbei von 'Deep Rave', versehen diesen Begriff aber mit einem '?', das mehr als berechtigt ist, weil „Land“ zwar deep und rave ist, aber eben noch viel mehr, also psyche wie progressive, dub und elektronisch, waveig und technoide. Wer hierfür einen Begriff findet, der darf sich diesen gerne trademarkern lassen und an SUBACT verkaufen. Denn was uns die beiden Jungs hier musikalisch verkaufen ist ein Erlebnis, das sich nicht mit bodenständigen Rhythmen aufhält, sondern gleich Richtung Kosmos wie eine Rakete abhebt – allerdings ohne Düsenantrieb, dafür mit schlagkräftigen Drum-Rhythmen!
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Schade nur, dass diese ekstatische Musik-Reise schon nach gut einer halben Stunde endet, wo man doch als Hörer gerade erst so richtig abgehoben ist. Dafür aber enthält die LP zusätzlich einen Download-Code, mit dem man sich unter einer speziellen Seite nicht nur die Stücke des Albums downloaden kann, sondern erhält gleich auch noch mit „Sken“ ein knapp 8 Minuten langes Bonus-Stück mit dazu, das fast wie so eine Art zentrale, aber sehr entspannte Epilog-Zusammenfassung die grandiosen sechs Instrumentals von „Lands“ in einzigartiger Weise, natürlich wiederum mit Sprachsamples versehen, atmosphärisch komprimiert, wobei diesmal die Electronics, welche durchaus in der 'Berliner Schule' (Klaus Schulze, Manuel Göttsching, Tangerine Dream) angesiedelt sind, in den Vordergrund gerückt werden.
Großes Kino von kleinem Duo, das einen mit „Lands“ tatsächlich ähnlich positiv überrascht, wie einst solche Kult-Größen der Marke BRIAN ENO oder CLUSTER und ORB.
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FAZIT: Wenn SUBACT, ein Dresdner Duo bestehend aus einem Electronic-Tüftler und einem dynamischen Schlagzeuger, behaupten, dass ihre Musik vom Herzen in die Seele und dann direkt ins Tanzbein dringt, dann will man ihnen gerne vollen Glauben schenken, auch wenn sie noch dazu betonen, dass sie hierbei pulsierende, verschachtelte Electronics mit echtem Live-Drum-Sound vereinen. Bis hierhin ist alles bestens, doch viel mehr sollte betont werden, dass ihre bestens produzierte Musik auf „Lands“ andererseits schwer psychedelisch ist und mitunter einen echt cineastischen Charakter, der durch filmische Sprachsamples angereichert ist, mit sich bringt, der im Grunde einem kosmischen Trip gleicht, weswegen wohl auch der seltsame Kosmonaut das finstere LP-Cover (samt DL-Code plus Bonustrack) ziert. Dabei rückt sich wieder und wieder das Schlagzeug in den Vordergrund, aber auch die elektronischen Spielereien (bis hin zu Techno-Wummern) bekommen genügend Freiräume zur Entfaltung. SUBACT nennt das 'Deep Rave'. Wir nennen es einfach mal ziemlich großartig und eine spannende Entdeckung für alle, denen der Krautrock genauso am Herzen liegt wie Post- und Progressive-Rock. Echt fortschrittlich. Da darf sich die KI gerne eine Musik-Scheibe abschneiden, denn SUBACT setzen auf Handgemachtes, selbst wenn es nach purem Kosmos klingt...
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2024
Felix Melchior
Martin Grellmann
Felix Melchior, Martin Grellmann (Electronics)
Spur 1-Music/Eigenvertrieb
LP – 30:29 / Digital + Bonustrack – 38:18
02.03.2024