Moderne Elektronik, die im Klanggewand des achtziger Jahre Synth-Pop daher kommt und u.a. von KRAFTWERK und JEAN-MICHEL JARRE beeinflusst wurde. Das klingt interessant, vor allem wenn man sich den Albumtitel „Incompatible“ vor Augen führt. Denn beide Vorbilder sind in ihrer Klangästhetik sowas wie die Pioniere elektronischer Musik und, gemessen an den heutigen Standards des Genres, durchaus kompatibel. Schließlich beziehen sich nicht gerade wenige Künstler auf die Musik genannter Acts.
Dass auch die Australier SUBURBAN SPELL deren Einfluss nicht leugnen wollen/können, sollte also klar sein. Aber Alleinmusiker Peter Endall transportiert die introvertierte Düsternis der durch genannte Acts kultivierten elektronischen Musik in die karg-kalte Stadtlandschaft der Moderne.
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Insofern ist die Musik alles andere als inkompatibel, denn sie dient als Projektionsfläche von Großstadtkrankheiten wie Einsamkeit, Weltverdruss und Lebensmüdigkeit. Und doch klingt „Incompatible“ nicht zwingend negativ. Das Tränental wird zwar hin und wieder eingehend beäugt, aber der Kopfsprung in den eigenen Verdruss bleibt aus. Dazu wirkt die Musik, obwohl oft unterkühlt und u.a. dank elektronischer Stimmverzerrung distanziert, in Gänze zu aufgeräumt.
Songs wie „Invest in it“ erscheinen nicht nur durch ihre Botschaft stärkend, sondern klingen, trotz reduzierter Klänge und der allgegenwärtigen elektronische Kühle, wie Motivationsversuche, dem Leben an sich noch eine Chance zu geben. Schließlich ist nicht alles schlecht und schon gar nicht aussichtslos.
Mit dem Cover-Artwork vor Augen, könnte auch der Eindruck entstehen, Peter Endall hätte seinen eigenen Frieden im Glauben an Gott, oder wenigstens in der eigenen Spiritualität gefunden. Gemessen an dieser, eigentlich positiven, Entwicklung für den Künstler selbst, wirkt „Incompatible“ aber doch erstaunlich düster.
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So hinterlässt die graue Farbgebung des Artworks auch im Sound ihre Spuren. Oder viel eher spiegelt sich die tiefsitzende Skepsis gegenüber der menschlichen Gesellschaftsform per se, die sich immer wieder selbst in Führungskonstrukte wie Religion, Politik o.ä. hineinmanövriert und somit letztendlich immer einer erzwungenen Doktrin folgt, wider.
Im Quasi-Titeltrack „Being Incompatible“ wird genau diese Thematik in tanzbare Dunkel-Elektronik gebettet, sodass sich die Krux dieser Umstände auch musikalisch offenbart. Denn zu eingängigen, warm tönenden Beats wird hier von erzwungener bzw. unerwiderter Liebe gesungen.
Ob die Konsequenz der emotionale Tod ist, wie es „When I Die“ einige Stücke zuvor als Frage auf den Tisch bringt, wird in letzter Konsequenz aber nicht beantwortet.
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FAZIT: SUBURBAN SPELL klingen, entgegen ihrem Albumtitel „Incompatible“, nicht wirklich sperrig. Viel eher trägt die düstere elektronische Musik an einigen Stellen ungemein poppige Züge. Das sorgt für Kurzweil und macht die Schwere der Songthemen ein Stück weit vergessen. Nichtsdestotrotz ist die Interpretation der Inhalte maßgeblich mitverantwortlich für die Stimmung des Albums, das allein aufgrund des Kontrasts zwischen Text und Musik, der sich an einigen Stellen offenbart, Potenzial für eine intensivere Auseinandersetzung seitens des Hörers bietet. Voraussetzung dafür ist eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber elektronischer Musik mit dunklem Charakter.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2024
Peter Endall
Peter Endall
Eigenproduktion
37:20
12.09.2024