„Actress, Model, Whatever“ heißt einer der Titel auf „Memoir Of A Spraklemuffin“ - dem zweiten Album der inzwischen in L.A. ansässigen Londoner Songwriterin SUKI WATERHOUSE. In diesem Song lässt sich WATERHOUSE darüber aus, dass sie einerseits in ihren verschiedenen Rollen all ihre Träume zwar erreicht habe, andererseits diese Träume aber auch Albträume sein können und stellt damit insbesondere die Ambivalenz und Oberflächlichkeit des Hollywood-Showbiz in den Vordergrund – in dessen Dunstkreis sie sich zuletzt bewegte. Letztlich ist das einer der vielen autobiographisch geprägten Titel des Albums geworden, mit denen SUKI WATERHOUSE sich als ernstzunehmende Musikerin präsentiert, die ihre überraschend erfolgreiche Musikerinnen-Karriere mit ihrem Debüt-Album „I Can't Let Go“ erst 2022 losgetreten hatte und diese gar als den erfüllendsten Teil ihrer kreativen Laufbahn betrachtet.
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Musikalisch erscheint das von BRAD COOK produzierte Debütalbum „I Can't Let Go“ im Vergleich zu dem neuen Werk „Memoir Of A Spraklemuffin“ wie ein Testballon, mit dem SUZI WATERHOUSE erst mal die Lage sondieren und nach einem geeigneten Stil suchen wollte, um ihre Songs musikalisch mit Leben erfüllen zu können. Nicht dass sie sich mit dem neuen Album bereits diesbezüglich festgelegt hätte – aber durch die im Laufe ihrer erst kurzen Musikerinnen-Karriere gemachten Kontakte und Bekanntschaften verfügt sie über einen größeren Fundus an Möglichkeiten, so dass sie nicht nur hemmungslos alle musikalischen Inspirationsquellen kreativ berücksichtigen, sondern durch die gezielte Auswahl an Produzenten und Musikern ihre Expertise in Kollaborativer Hinsicht deutlich erweitern und ausbauen konnte.
Zu ihren Mitstreitern gehörten dabei – neben BRAD COOK – GREG GONZALES von CIGARETTES AFTER SEX, JONATHAN RADO von FOXYGEN, NATALIE FINDLAY oder der versierte Songwriter RICK NOWELS, der für eine Reihe von Hits für CELINE DION, LANA DEL REY, STEVIE NICKS, DIDO, MADONNA oder BELINDA CARLISLE verantwortlich zeichnete.
Die unterschiedliche Provenienz der genannten Musiker, die von SUKI WATERHOUSE selbst angeführten musikalischen Referenzen (wie CAMERA OBSCURA, THE REVEONETTES, BLOC PARTY oder THE TEENAGERS) und die verschiedenen Produktionsbedingungen führten zu einem extrem abwechslungsreichen Sound-Design, das vom polternden Power-Pop („Supersad“) über New Wave Electronica („Blackout Drunk“), hippieskem Retro-Pop („My Fun“), Disco-Indie-Pop („OMG“), klassischen Singer/Songwriter-Fodder („Faded“), Indie-Rock („Big Love“), akustischem Folk-Pop („Legendary“), ätherischer Dreampop-Psychedelia („Lullaby“) bis zur abschließenden Noir-Power-Ballade „To Love“ reicht.
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Und das sind nur einige Schattierungen, die SUKI WATERHOUSE und ihre Musiker hier implementieren. Sie selbst schlängelt sich als Performerin dabei wie ein Chamäleon durch ihr vielschichtiges musikalisches Wunderland und kann dabei auf teilweise wirklich brillantes Songmaterial zurückgreifen.
Nicht jeder der insgesamt 18 Tracks hat dabei Hit-Potential – das aber nur deswegen, weil es ihr nicht darauf ankommt, Hits zu fabrizieren, sondern sich als Musikerin glaubwürdig verwirklichen zu können. Als Gesamtkunstwerk überzeugt „Sparklemuffin“ jedenfalls durch die Masse an guten Songs. Irgendwelche Ausfälle sucht man vergeblich.
Einen besonderen Reiz erhält dieses Projekt dadurch, dass SUKI WATERHOUSE während der Produktion schwanger wurde und die Aufnahme-Sessions in der letzten Phase dieser Schwangerschaft von großen Studios in ihr Appartment verlegte, wo die Tracks dann in Sessions mit den befreundeten Musikern – wie im Falle der (indirekten) MAZZY STAR-Hommage „To Get You“ - live „direct-to-tape“ eingespielt wurden, was zum einen den unterschiedlichen Charakter der verschiedenen Songs mit erklärt, zum anderen aber zu einem bemerkenswert rauen, lebendigen Klangbild führt, welches dann bei den betreffenden Songs eher an spontane Live-Sessions als an eine Studio-Produktion erinnert.
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Wiederum beschäftigt sich SUKI WATERHOUSE wie auf ihrem vorangegangenen Album inhaltlich mit sich selbst und ihren Erfahrungen als „Model, Actress, Whatever“ - und geht hierbei sehr intensiv, aber auch differenziert auf ihre Beziehungsgeschichten ein. Gleichwohl wünscht sie sich, dass das Album ein „Soundtrack zu jemandes Leben“ sein könnte. Als allegorisches Totem suchte sie sich für dieses Projekt eine „Sparklemuffin“ aus. Das ist eine australische Springspinnen-Art, die für ihre psychedelische Farbgebung und einen hektischen Balztanz bekannt ist, der – wenn er nicht richtig ausgeführt wird – dazu führen kann, vom Gegenüber aufgefressen zu werden. So sieht sich SUKI WATERHOUSE also wohl als Sparklemuffin, die den gefährlichen Balztanz des Lebens bislang erfolgreich absolviert hat.
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FAZIT: Bei den Interviews zu ihrem ersten Album erklärte SUKI WATERHOUSE, dass ihr sehr daran gelegen sei, ihre Musik mit einer coolen Indie-Attitüde angehen zu wollen - und dann auch auf einem coolen Indie-Label wie Sub Pop zu veröffentlichen. Diese Einstellung manifestiert sich auch auf diesem zweiten Album „Memoir Of A Sparklemuffin“ mehr als deutlich. Wo andere Schauspieler, die zur Musik wechseln, sich gerne mal einem bestimmten Genre unterordnen und dessen Erwartungshaltungen bedienen, macht SUKI WATERHOUSE keine Kompromisse in Sachen musikalischer Integrität (und Vielseitigkeit) und bleibt bei ihrem Credo. Nun: Sie kann es sich leisten, da ihr der Erfolg trotzdem (oder gerade deswegen) beschieden ist.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2024
Sub Pop
53:36
13.09.2024