Wie fantastisch doch so ein richtiger Sündenfall klingen kann, dürfen wir dank TERAMAZE, den australischen Prog-Metalllisten, nun in seiner ganzen blasphemischen Schönheit genießen: „Eli: A Wonderful Fall From Grace“ (Eli: Ein wunderbarer Sündenfall) entführt uns in eine Welt aus spannender Konzept-Geschichte-Fortsetzung hin zu einer fast cineastischen Kombination aus Progressive Rock und Metal, die beide Lager garantiert glücklich machen wird. Doch wenn man sich ernsthaft auf die Geschichte um den schiffbrüchigen Eli einlassen will, sollte man sich vorher hierzu noch ein paar tiefgründige Gedanken machen:
Was ist eigentlich wichtiger – der Erfolg und die Begeisterung der jubelnden Masse?
Oder deine Seele, die du dafür verkaufst?
Und zwar in dem Zirkus, der sich Leben nennt...
Na! Hat jeder für sich seine Antwort auf die beiden Fragen gefunden?
Dann legen TERAMAZE und wir mal los.
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„Eli: A Wonderful Fall From Grace“ hat die Symbolkraft einer Parabel, die auch der Feder eines Kafka entsprungen sein könnte.
„Eli: A Wonderful Fall From Grace“ ist das neue Prog-Rock-Metal-Konzept-Album von TERAMAZE, dem (nunmehr) progressiven Sechser aus Australien, der dieses Album als Ende einer Trilogie versteht, die vor knapp 10 Jahren mit „Her Halo“ begann, sich episch und bombastisch mit „Sorella Minore“ sechs Jahre später fortsetzte und nun in „Eli: A Wonderful Fall From Grace“ seine schwer beeindruckende Vollendung findet. Allerdings ist dieses Ende im Grunde der Anfang der Geschichte, die also rückblickend erzählt wird, um alle Handlungsstränge der drei Alben logisch zu vereinen: „Zusammen mit einem Konzeptalbum in voller Länge veröffentlichen wir endlich auch die gesamte Kurzgeschichte, die vor all den Jahren die Initialzündung für dieses fesselnde Konzept war. Jede Geschichte hat einen Anfang, und so auch 'Eli: A Wonderful Fall from Grace'.“
So ist es schon logisch, dass sich – ganz dem Thema Schiffbruch entsprechend – der von Wasserrauschen umgebene Album-Opener „A Place Called Halo“ nennt und die direkte Verbindung zum 2015er-Album „Her Halo“ herstellt – so dunkel und fragil wie die Geschichte, die uns nun erwartet.
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Doch nach diesem bedrohlichen Beginn geht es Schlag auf Schlag, dass es einem schwindelig wird – und wir den unermüdlichen Willen von Eli zu spüren bekommen, der sich Richtung wunderbaren Sündenfall bewegt und dabei göttlicher rüberkommt als jeder noch so clever predigende Pfaffe, der seine Sieben-Sünden-Predigt von der Kanzel prustet, bis die ihm lauschenden Gläubiger von seinem geifernden Speichel besudelt werden, den sie dann mit dem ewigen Weihwasser entfernen können.
Dieser Geschichte, die sich um Verrat, Wundersames sowie (natürlich) die Liebe dreht, und dem „The Will Of Eli“ zu folgen, macht es einem wirklich nicht leicht.
Doch sie ist nicht nur Herausforderung, sondern zugleich Hochgenuss, was neben der großartigen Retro-Prog-Metal-Arbeit der Instrumentalfraktion besonders auch den beiden ebenso großartigen Sängern geschuldet ist.
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Zudem treffen immer wieder Sprachsamples auf Gitarren-Soli oder finstere Keyboard-Gewitter. Diese vertonte Geschichte – die es dem Hörer in puncto Verständnis nicht wirklich leicht macht – ist an Spannung kaum zu überbieten. Und klar doch, sie weckt (bewusst oder unbewusst) eindeutige „Metropolis“-Erinnerungen an DREAM THEATER oder „The Perfect Element I“ von PAIN OF SALVATION.
Und dann taucht da auch noch völlig überraschend ein Saxophon auf und verleiht einem Song wie dem grandiosen viertelstündigen, das Album abschließenden Long- wie Titeltrack einen zärtlichen Bar-Jazz-Schlenker, um (es wird nicht der einzige Saxophon-Auftritt dieses Longtracks sein, sondern sehr melodisch auch die hymnische Passage kurz vor dem Schluss einleiten) dann wieder melodramatisch an Fahrt aufzunehmen, wobei die Sänger mit ihrer vokal-abwechslungsreichen Stimmgewalt dem ganzen Song, der zum großen Konzept-Finale wird, das finstere Sahnehäubchen aufsetzen, das „Eli: A Wonderful Fall From Grace“ am Ende unvergessen werden lässt.
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FAZIT: Übergeben wir das erste Fazit-Wort zu „Eli: A Wonderful Fall From Grace“ gleich an die australischen Prog-Metal-Rocker TERAMAZE: „Wir begannen mit unserer Geschichte über Verrat, Liebe und Wunder bereits 2015, die wir auf dem Album 'Her Halo' (2015) erzählten. Diese führten wir dann bis zum Höhepunkt mit der epischen Suite 'Sorella Minore' fort. Und nun haben wir endlich den dritten Teil der 'Halo-Saga' vollendet, um die ganze Geschichte schlüssig zusammenzuführen, in der Eli als Überlebender eines Schiffbruchs, einen eigenartigen Wanderzirkus entdeckt, in dem er bald zur Hauptattraktion wird... Aber zu einem schrecklichen Preis.“ Das klingt spannend und ist spannend – und die Kombination aus Prog-Rock und -Metal sowie großartigem Gesang und eine Vielzahl weiterer Genre-Schlenker macht den 'wunderbaren Sündenfall' um „Eli: A Wonderful Fall From Grace“ zu einem wahren Hörerlebnis für Ohr und Geist. Die fast 10 Jahre, die nunmehr hinter dieser Trilogie stecken, haben sich mit diesem beeindruckenden Finale wahrhaft gelohnt.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2024
Andrew Cameron
Dean Wells, Nathan Peachey
Dean Wells, Chris Zoupa
Dave Holley
Nick Ross, Dean Kennedy
Hugo Lee (Saxophon)
Wells Music/Just For Kicks
56:37
24.05.2024