Auch wenn Toronto unendlich weit erscheint, so klingen die kanadischen THE COMMONERS auf „Restless“ so nahe, als könnten sie, egal, wo sie sich gerade befinden, mit ihrem energiegeladenen Rock und den eingängigen Melodien locker die gesamte Rockwelt erobern. Die fünf allesamt bärtigen Herren setzen hierbei zwar nicht auf einen ZZ TOP-Style, sondern mehr auf den Blues Rock, der tief in seinen ursprünglichen Wurzeln verankert ist, fügen diesem härter rockende Breitseiten hinzu und beschreiben ihren Sound selber als einen wie aus einem tiefen, eichenen Bauch eines Whiskey-Fasses kommend.
Und wie teuflisch es dabei zugehen muss, besingen sie gleich auf dem knackigen Album-Opener „Devil Teasin' Me“.
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Sowas kennen wir doch vom Southern Rock – und sowas bieten uns THE COMMONERS ebenfalls zur Genüge, inklusive ausgiebiger Gitarren- wie Schlagzeug-Soli. Das macht Freude – nicht nur den Musikern, sondern garantiert auch den Hörern, denn ein weiterer Pluspunkt hinter der Band ist ihr Sänger und die bildreich vorgetragenen Texte, bei denen man erstmal auf so eine Zeile wie: „Your breathe hot and heavy like a knife in my back“, aus „Body And Soul“ kommen muss.
Ansonsten stehen auf „Restless“ die zwischenmenschlichen Beziehungen im Mittelpunkt, aber auch eine traurige Abschiedsballade für Greg verbreitet auf „See You Again“ viel Gefühl und Trauer, wozu man vielleicht, um die Wirkung noch zu verstärken, den genauen Hintergrund für diesen Song kennen sollte, den die Band unter dem dazugehörigen Video benennt: „Wir waren in Sheffield, als wir die Nachricht erhielten. Auf halbem Weg zu unserer ersten UK-Tournee stand Adam vor der unmöglichen Entscheidung, ob er zurück nach Kanada fliegen sollte, um seinem Vater in seinen letzten Momenten beizustehen. Greg, der selbst Schlagzeuger ist, wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Adam weitermacht und den Familiennamen stolz macht. Aber die Entscheidung lastete immer noch schwer auf Adam und der Band, da sich nichts nach dem richtigen Weg anfühlte. Ein paar Tage später in Birmingham wurde die Entscheidung für uns getroffen. Wir spielten an diesem Abend für Greg und haben dies seither jeden Abend getan. 'See You Again' ist ein Song, der von Greg inspiriert und ihm gewidmet wurde. Es ist auch eine Botschaft, die jeder von uns in seinem eigenen Leben verankern sollte, um die Erinnerung an Menschen zu ehren, die wir geliebt und verloren haben. Es ist ein Tribut, der sich über den Sand der Zeit erstreckt, als eine Ode an diejenigen, die nicht mehr unter uns weilen. Wir hoffen, dass es den Fans gefällt und dass es bei denen, die in ihrem Leben einen Verlust erlitten haben, Anklang findet.“
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Gerade die ruhigen Songs zum Ende des Albums hin, besonders die akustische Gitarren-Ballade „All That We Have“, verstehen besonders durch den starken Gesang, der tiefe Emotionen zu wecken vermag, voll zu überzeugen, während die härteren Kracher bestens für die größeren Live-Bühnen dieser Welt geeignet sind. Doch auch der Retro-Faktor kommt nie zu kurz, wenn immer wieder Orgel und Fender Rhodes erklingen und dabei für einen breitflächigen, voluminösen 70er-Sound sorgen.
Mit „Body And Soul“ schleicht sich zudem ein deutlich älterer Song in das Album mit ein, der sogar ein paar feine psychedelische Momente mit sich bringt, bei denen beispielsweise die E-Gitarre mit einem Bogen gespielt wird.
Ein echtes Highlight aus der Vergangenheit, das sich hier versteckt!
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Ob es Absicht ist, dass die ersten Sekunden von „Gone Without Warning“ einen tatsächlich an CLASHs „Should I Stay Or Should I Go“ erinnern, bleibt wohl das Geheimnis des Toronto-Fünfers, aber ein feiner Einstieg in die Rocknummer ist es schon. Die eigentlichen Vorbilder der Band sind allerdings unüberhörbar THE BLACK CROWS und THE ALLMAN BROTHERS sowie BLACKBERRY SMOKE, wobei letztgenannte einen bei dieser hochwertigen Southern- und Classic-Rock-Melange unmittelbar mehrfach in den Sinn kommen, was zudem offensichtlich beabsichtigt ist, sodass der Produzent Ross Hayes des Albums abschließend – was wir hiermit auch als Einleitung des FAZITs stehen lassen wollen – betont: „Wie bei unserem letzten Album wollten wir alten und neuen Südstaaten-Rock auf eine Weise miteinander verbinden, die den kanadischen Wurzeln der Band gerecht wird. Indem wir die Soul- und Rock-Elemente von THE BLACK CROWES und die Southern-Blues-Rock-Untertöne von THE ALLMAN BROTHERS mit einem Produktionsstil, der an BLACKBERRY SMOKE und RIVAL SONS erinnert, verbunden haben, haben wir einen authentischen Sound entwickelt, der sich klanglich mit einigen unserer Lieblingsplatten aus all diesen Musikgenres vergleichen lässt.“
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FAZIT: Wenn es um Southern- und Blues- wie Classic-Rock im großen Stil geht, dann mausern sich THE COMMONERS aus Toronto langsam, aber immer sicherer zu einer ganz großen Nummer, weil sie geschickt Traditionelles mit Modernem und Härteres mit Akustischem zu vereinen verstehen, dabei aber nie die Ursprünge dieser Musik aus den Augen verlieren, zusätzlich auf Retro-Orgeln sowie Rhodes setzen und noch dazu einen richtig guten Sänger wie Texter auf ihrer Seite haben. Wenn sie nunmehr einen erkennbareren eigenen Kompositionsstil verwirklichen würden, dann sollte uns spätestens nach „Restless“ noch etwas ganz Großes bevorstehen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.08.2024
Ben Spiller
Chris Medhurst, Ben Spiller, Adam Cannon
Ross Hayes Citrullo, Chris Medhurst
Miles Evans-Branagh, Ben Spiller, Chantal Williams, Nicky Lawrence, Sandra Bouza
Adam Cannon
Lauren Campbell, Emily Goguen, Takeisha Ball, Lindsay White (Harmoniegesang)
Gypsy Soul Records/RHC Music
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05.07.2024