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The Dandy Warhols: Rockmaker

Stil: Rock, Psychedelia, Punk

Cover: The Dandy Warhols: Rockmaker

Es ist ja nun auch schon wieder fast 25 Jahre her, dass THE DANDY WARHOLS mit dem Hit-Song „Bohemian Like You“ von dem zweiten Album „Thirteen Tales From Urban Bohemia“ internationale Chartluft schnupperten und mit ihrem Mix aus Rockmusik und hemmungsloser Psychedelia eine Subnische im damals aufkeimenden Indie-Rock-Sound ihrer Heimatstadt Portland, Oregon, kreierten. Wiederholen konnte die seit 1994 tätige Combo diesen Erfolg zwar nicht – doch steter Tropfen höhlt den Stein und die Beständigkeit und Kompromisslosigkeit der Band zahlten sich aus. THE DANDY WARHOLS konnten sich eine solide Fangemeinde aufbauen und nun auch auf ihrem 12. Studioalbum wieder tun uns lassen, was sie wollen, ohne dass sich das irgendwie auf den Zuspruch der Fans auswirken dürfte.

Ijr Erfolgsgeheimnis fasst der Frontmann Courtney Taylor-Taylor folgendermaßen zusammen: „Manchmal haben wir eine sehr konkrete Vorstellung davon, was wir wollen. Das ist im Allgemeinen etwas, von dem wir wollten, dass jemand anderes es gemacht hätte, aber da das nie der Fall ist, müssen wir es tun.“ Nachdem das für das letzte Projekt „Tafelmuzik Means More When You're Alone“ noch bedeutete, dass sich die Bandmitglieder eine mehrstündige Space-Opera leisteten, deren kürzestes Stück 7:30 Minuten und die anderen schon mal über eine halbe Stunde lang sein konnten, kehren sie mit „Rockmaker“ nun wieder zu jenem sehr speziellen, Band-typischen Songformat zurück, das sie mit ihrem Prä-Pandemiealbum „Why So Crazy“ hinter sich gelassen zu haben schienen.

Der Titel des Albums „Rockmaker“ entstand laut Taylor-Taylor zunächst als Arbeitstitel, der sich dann aber zu einem Leitmotiv für den Ansatz entwickelte, den die Musiker bei der Produktion des Albums im Sinn hatten. Die neuen Tracks enthalten nämlich – bei aller Liebe zur freigeistigen Psychedelia – wesentlich mehr Rock-Elemente, als die Combo zuletzt im Angebot hatte. Und hierbei geht es nicht mehr um klassischen Stones-Rock, sondern die härteren Gangarten wie Punk, Heavy Metal, Fuzz-, Stoner- bzw. Motor-City-Rock und Grunge.

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Die vielleicht ernsthaftesten und konsequentesten Versuche der DANDY WARHOLS, an ihre kurzlebige Vergangenheit als Stadien-Rockstars anzuschließen, stellen die vorab als Singles veröffentlichten Songs „The Summer Of Love“ und „I'd Like To Help You With Your Problem“ dar. Während ersterer eine Hommage an den Sound von Bands wie THE DAMNED, MC5 und THE STOOGES darstellt, ist der zweite Track eher eine klassische Grunge-Nummer zu der SLASH eines seiner typischen Schweinerock-Soli beisteuert. In Bezug auf die Videos zu beiden Songs betätigen sich die DANDY WARHOLS dabei übrigens als Grundlagenforscher in Sachen AI und lassen sich - psychedelisch durch AI-Techniken augmentiert – in verschiedenen apokalytischen Science-Fiction-Dystopien ablichten.

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In der Mehrzahl der neuen Tracks regiert dann nach wie vor das Fragmentarische und die Lust, die verschiedenen Bestandteile nach Herzenslust zu verbiegen. Um das konsequent implementieren zu können, leisteten sie sich neben dem eigentlichen Produzenten Dennis Townsend noch einen zweiten: Der britische Produzent Jagzs Kooner war für den Mix des Materials zuständig – Jobs um die man die Herren nun wirklich nicht beneiden kann. Denn wie Taylor-Taylor schon vor 25 Jahren feststellte, besteht der Ansatz der DANDY WARHOLS darin, im Studio so viele Spuren wie möglich einzuspielen. Die Aufgabe des Produzenten ist es dann, alles irgendwie einzufangen und zu schichten, und die des Mixers, das alles zu entwirren. Das hat sich bis heute auch nicht grundsätzlich geändert wie es scheint.

Diese Vorgehensweise führt beispielsweise zu Stücken wie dem Opener „Doomsday Bells“, „The Cross“ oder „Cocainemarijuananicotine“ in denen bestenfalls Riffs, Bassläufe oder Soundideen als Anker dienen, wobei es schon verwundert, dass es den der Band trotzdem immer wieder gelingt, durch regelrecht eingängige Passagen und gesangliche Exaltationen so etwas wie einen Songcharakter aus diesem Wust an Sounds herauszukitzeln. Auf der Bühne dürfte das dann sicherlich für entsprechende Begeisterung bei den Zuschauern sorgen.

Bestes Beispiel für diese „Technik“ ist zweifelsohne der Track „Danzig With Myself“: Laut Taylor-Taylor gehen die Musiker gerne ohne konkreten Plan ins Studio – und sind dann oft selber überrascht von dem Ergebnis. In dem Fall spielte Taylor-Taylor ein Riff auf der Gitarre, welches ihn an Glenn Danzig bzw. dessen Band MISFITS erinnerte, mit dem die Band dann herumspielte und diesen mit rückwärts laufenden Gitarren-Sounds, einem melodischen Mitsing-Refrain, Fuzz-Hooks und einem rollenden Basslauf ergänzte, bis am Ende dabei so etwas wie ein chaotisch überdrehter Psych-Power-Pop-Song, über den (und dessen Titel) die Bandmitglieder dann selber schmunzeln mussten, herauskam.

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Welches Standing die DANDY WARHOLS, insbesondere bei Kollegen, nach wie vor genießen, lässt sich an den Beiträgen der Gäste auf dem neuen Album „Rockmaker“ ablesen: FRANK BLACK sorgte für Falsetto-Charme und hypnotische Dringlichkeit bei „Danzig With Myself“, SLASH veredelte „I'd Like To Help You With Your Problem“ mit selbstironischer Note und DEBBIE HARRY bei „I Will Never Stop Loving You“ - dem vermutlich ersten echten Lovesong der DANDY WARHOLS – für feminines Flair.

FAZIT: In die Titel, die die DANDY WARHOLS ihren Songs und LPs geben, sollte man nicht allzu viel hineininterpretieren, denn diese entstehen – wie so manche musikalische Idee – im assoziativen Gedankenspiel. Auch der Titel des neuen Albums „Rockmaker“ entstand so und galt zunächst als Arbeitstitel. Im Verlaufe der Produktion wurde er jedoch mehr und mehr zum Manifest und am Ende präsentieren sich die DANDY WARHOLS 2024 tatsächlich als für ihre Verhältnisse solide Rockband.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.03.2024

Tracklist

  1. Doomsday Bells
  2. Danzig With Myself (feat. Frank Black)
  3. Teutonic Wine
  4. The Summer Of Hate
  5. I'd Like To Help You With Your Problem (feat. Slash)
  6. The Cross
  7. Root Of All Evil
  8. Alcohol And Cocainemarijuananicotine
  9. Love Thyself
  10. Real People
  11. Will Never Stop Loving You (feat. Debbie Harry)

Besetzung

  • Bass

    Peter Holmström

  • Gesang

    Courtney Taylor-Taylor

  • Gitarre

    Courtney Taylor-Taylor, Peter Holmström

  • Keys

    Zia McCabe

  • Schlagzeug

    Brent De Boer

Sonstiges

  • Label

    Sunset Blvd. Records

  • Spieldauer

    41:18

  • Erscheinungsdatum

    15.03.2024

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