So ein Regentanz hat etwas Reinigendes. Da muss noch nicht mal Wasser vom Himmel fallen, es kann auch genügen, verträumter Popmusik mit Affinität zu luziden Traumerlebnissen zu lauschen…
Willkommen in der Welt von THE DAY, einem Dream-Pop-Duo, das sich mit „The Kids Are Alright“ u.a. der musikalischen Einordnung von Einsamkeit verschrieben hat. Gemessen an Titeln wie „parasite“ oder „hide“ scheinen die Kinder auf den ersten Blick zwar doch nicht so zufrieden zu sein, aber das bedeutet nicht, dass die gebotene Musik nicht reichlich Potenzial für emotionales Tiefseetauchen bietet.
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Verbindendes Element aller Stücke dieses Albums ist eine tiefsitzende Melancholie, die sich sowohl in den Texten, als auch in der Musik wiederfindet. Auch wenn ein Stück wie das erwähnte „parasite“ auf den ersten Blick ein wenig widersprüchlich wirkt, wenn davon gesungen wird, dass die Angst vor dem titelgebenden Parasit überwunden wird. Noch dazu bei musikalischer Untermalung, die eher an einen Sonnenaufgang gemahnt, als Regenschauer heraufzubeschwören.
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Aber viele der Texte auf „The Kids Are Alright“ funktionieren auf mehreren Ebenen, leuchten dabei sowohl die Licht- als auch die Schattenseiten des Lebens per se aus und behandeln Themen wie Verlustangst, Orientierungslosigkeit oder Einsamkeit (u.a. „great unknown“).
Inwieweit diese Themen ihre jeweilige Auflösung finden, ist dabei vielfach eine Frage der Interpretation und des jeweiligen Gemütszustandes des Hörers.
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Denn auch wenn die Musik in Gänze wohlklingend und samtweich in die Ohren fließt, lässt sich immer wieder diese Sub-Ebene von unterdrücktem Schmerz, der Angst vor dem Alleinsein, aber gleichzeitig auch die Angst vor zwischenmenschlicher Interaktion erspüren.
Ist „The Kids Are Alright“ also ein Produkt, ein Spiegel kollektiver Unsicherheit?
Mit Sicherheit. Genauso ist dieses Album aber auch ein vertonter Hoffnungsschimmer, ein Angebot der Versöhnung und der Innenschau.
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Damit betreiben THE DAY sicherlich auch ein Stück weit Eskapismus, aber ist das nicht auch ein Grundprinzip von Kunst allgemein?
Kunst und Musik speziell soll und will dem Hörer/Betrachter einen Spiegel vorhalten, ohne zwingend in seinen individuellen Wunden zu bohren. Da ist der Fluchtgedanke gar nicht so weit hergeholt, denn eine Flucht vor der eigenen Situation ist so aussichtslos wie natürlich. Dadurch werden zwar sowohl die Flucht als solche, als auch der Grund dafür irgendwann obsolet, denn letzten Endes muss jede Situation in einem selbst Klärung finden, aber da der Mensch gerne rumdruckst, ist ein musikalischer Blick in den (verregneten) Himmel ab und zu gar nicht so verkehrt, ja, manchmal auch notwendig um den Geist zur Ruhe zu bringen.
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FAZIT: THE DAY betreiben mit „The Kids Are Alright“ gleichsam musikalische Traumabewältigung, wie sie Perspektiven für emotionale Heilung anbieten. Nicht umsonst klingt die Musik sanft, verträumt und lässt den Hörer sämtliche Stimmungslagen von Melancholie bis Hoffnung durchleben. Dass dazu fähige Musiker mit sensiblem Geist vonnöten sind, versteht sich von selbst.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.06.2024
Sinnbus
45:15
10.05.2024