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The Samurai Of Prog & Marco Grieco: The Time Machine

Stil: Progressive- und Art-Rock

Cover: The Samurai Of Prog & Marco Grieco: The Time Machine

Die Uhr tickt und dann wird noch schnell ein Tango getanzt. Genauso beginnt das neue, wiederum allen Standards und der hohen Qualität entsprechende, Album von THE SAMURAI OF PROG, nachdem man die CD aus der Extrahülle mit einer weißen Taube, die ja bekanntlich den Frieden verheißen soll, genommen hat. Dabei stehen wohl heutzutage viele mehr auf Langstreckenraketen als auf flatternde Friedensbotschafter...
Vielleicht erinnert einen dieser musikalische Anfang dann doch viel eher an den Untergang der Titanic.
Ob das Absicht ist?

Na sicher doch. Denn dieses Mal fliegen THE SAMURAI OF PROG gemeinsam mit dem extra erwähnten italienischen Progger, Komponisten und Texter MARCO GRIECO und einer – wie gewohnt – Riesenschar an Gastmusikern mit der Zeitmaschine durch den symphonischen Progressive-Rock-Kosmos, der ungewöhnlich viele klassische wie orchestrale Elemente als auch Flöten und Geigen aufweist. Ein wahres Art-Rock-Ereignis der Extraklasse, das durchaus auch das eine oder andere klassisch geschulte E-Musik-Ohr begeistern dürfte.
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Auf „The Time Machine“ beleuchtet jeder Song ein Kapitel der Weltgeschichte, beginnend mit den Menschenaffen, von denen wir ja bekanntlich abstammen, und endend mit einer – herrlich von MAGENTA-Sängerin Christina Booth besungenen – finsteren Zukunft, in der zwar vieles zerstört, aber trotzdem die Hoffnung noch nicht gestorben ist.
Eine gute, eine optimistische und hoffentlich auch eine andauernde Idee in Zeiten, in denen so viel Hass auf der Tagesordnung von Diktatoren steht, die ihr Heil statt in Diplomatie in Kriegen oder auch als echte Schwachköpfe (Oh, darf man das heutzutage in Deutschland überhaupt noch – ohne von einem Küchentisch-Minister verklagt zu werden – sagen?) in der Abschaffung von Demokratie, Toleranz und Meinungsfreiheit verstehen: „In the cosmic dance of fate / I'll find my place, I won't hesitate, / Through the trials and the tests, / I'll rise above, I'll give my best.“ (Im kosmischen Tanz des Schicksals / werde ich meinen Platz finden, ich werde nicht zögern, / durch die Prüfungen und Tests, / werde ich mich erheben, ich werde mein Bestes geben.) Das sind sie – die letzten hoffnungsvollen Worte hinter „Future“ von „The Time Machine“.

Zwischen diesen Ereignissen besuchen wir den letzten Legionär (und sind sofort bei der Kriegsthematik angekommen), Da Vinci, Einstein, Nelson Mandela und den Mond. Alles sehr unterschiedliche Personen wie Zeiten oder Ereignisse, die bestens und sehr spannend instrumentiert sind, wobei natürlich auch mit „Madiba's Life“ ('Madiba' ist Mandelas Spitzname) auch das klassische, ausschließlich am Grand Piano gespielte Instrumental nicht fehlen darf. Neben der musikalischen Meisterschaft, inklusive des durchgängig guten Gesangs, besticht – wiederum wie bei TSOP gewohnt – auch das 24 Seiten starke Booklet mit allen Texten und einer farbenfrohen, dem Song jeweils angepassten, Gestaltung.

Klingt wie die sehr gelungene Fortsetzung von <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2024/The-Samurai-Of-Prog--Marco-Grieco/A-Quiet-Town/" target="_blank" rel="nofollow">„A Quiet Town“</a>, das gerade erst im Frühjahr dieses Jahres erschien, aber mit einer gänzlich anderen (kriminellen) Thematik aufwartete.
Qualitativ sind beide Werke aber musikalische wie gestalterische Zwillinge!

Und dann müssen wir hier noch unbedingt den anfangs begonnenen Kreis zur Friedenstaube schließen, weil die Prog-Finnen THE SAMURAI OF PROG mit diesem Album eine sehr hehre wie edle Absicht verfolgen, denn alle Erlöse des Albums werden an die FCA (Finnische Kirchenhilfe) gespendet, die damit leidende ukrainische Kinder statt Raketen unterstützt.
Hochachtung nicht nur für die Musik, sondern auch die Botschaft sowie unermüdliche Hilfsbereitschaft, welche sich in „The Time Machine“ vereint!
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FAZIT: Langsam bilden sie ein echtes progressives Dreamteam: THE SAMURAI OF PROG und MARCO GRIECO, denn sie lassen dem erst kürzlich zu Jahresanfang veröffentlichten „A Quiet Town“ nunmehr zum Jahresende „The Time Machine“ (eine symphonisch-progressive Art-Rock-Reise durch Raum und Zeit mit toller Story im ebenso großartig gestalteten Digipak samt 24-seitigem Booklet) folgen. Symphonischer wie konzeptioneller Progressive Rock ohne Fehl und Tadel, der trotz der hohen quantitativen Schlagzahl in puncto musikalischer Qualität nichts einbüßt, woran diesmal auch solche Prog-Titanen wie Clive Nolan, Roine Stolt oder Christina Booth einen erheblichen Anteil haben.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.11.2024

Tracklist

  1. The Time Machine
  2. Apes
  3. The Last Legionary
  4. Painting Mona Lisa
  5. E=MC2
  6. Moon
  7. Madiba's Life
  8. Future

Besetzung

  • Bass

    Marco Bernard

  • Gesang

    Serge Tiagniryadno, Bo-Anders Sandström, Daniel Fäldt, Clive Nolan, Christina Booth

  • Gitarre

    Tony Riveryman, Roine Stolt, Roberto Bucci, Marcel Singor, Peter Matuchniak

  • Keys

    Marco Grieco

  • Schlagzeug

    Kimmo Pörsti

  • Sonstiges

    Maria Kovalenko (Geige), Giovanni Mazzotti (Flöte), Marc Papeghin (Waldhorn), Balázs Winkler (Trompete)

Sonstiges

  • Label

    Seacrest Oy/Just For Kicks

  • Spieldauer

    58:00

  • Erscheinungsdatum

    01.11.2024

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