THROATSNAPPER singen über das Leben, das gemessen an der verstörenden Ästhetik des Artworks und am brodelnden Stilmix von „About Life“, wenig Positives zu bieten hat. Dementsprechend tief schürft die Musik, die zwar in einen organisch-warm tönenden Sound gebettet wird, aber kaum Wohlfühl-Atmosphäre bereitet.
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Zwischen sich wiederholenden Gitarrenmotiven, melancholisch angehauchten Melodien und einem minimal verwaschenen Schlagzeugsound schiebt dieses Album schwarze Wolken und dicken Schlamm vor sich her. Dabei liegt allen Stücken eine hypnotische Stimmung zugrunde, die sich wahlweise in langsamen Doom/Drone/Post-Irgendwas-Lawinen entlädt (u.a. in „Inebriated“), an anderer Stelle aber auch Black Metal zitiert (z.B. im Riffing des Openers „Getting Even“).
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Der Wegweiser durch das vertonte Elend sind dabei meist die Gitarren, die nicht nur barbarisch riffen, sondern - öfter als erwartet - auch filigrane Melodien bereithalten und damit den depressiven Charakter dieses Albums unterstreichen. Denn zu den spärlich, aber effektiv eingesetzten Schreien erzeugt die Saitenfraktion einen bitteren Kontrast, der in seinen eindringlichsten Momenten beinahe lebensmüde wirkt.
Einzig das atmosphärische Zwischenspiel „Dirt“ bricht mit Synthesizern ein wenig aus dem pessimistischen Würgegriff aus. Allerdings verschluckt „Pleasure“ im Anschluss sofort jede Hoffnung. Beständiges Unbehagen macht sich breit, die Gitarren riffen nervös, transportieren Gefühle wie Pessimismus und Selbstaufgabe, die sich in den hypnotischen Gitarrenausflügen immer mehr entladen.
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Ob „You must comply“ der vertonte Erfüllungsgehilfe für den eigenen Abgang sein soll, ist zwar nicht erkennbar, aber die Musik schleppt sich derart verzweifelt durch das verworren-schwere Doom-Unterholz, dass am Ende dieses Trips nur Schmerz und Leid bleiben.
„Disgrace“ tritt mit seiner locker arrangierten Bridge zwar etwas weniger fatalistisch auf den Plan, aber der allem zugrundeliegende Schmerz des Daseins findet sich spätestens in den langsamen Passagen, die wie zäher Schlamm auf massige Urgewalt setzen. „Tranquil“ vibriert am Ende dieses Albums wie ein musikgewordener Fiebertraum. Die Gitarren lassen zwar Melodien zu, verstärken damit aber die allgemeine Untergangsstimmung, sodass dieser Abschluss etwas von einem vertonten Abgesang auf das Leben hat und „About Life“ mitreißend beendet.
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FAZIT: THROATSNAPPER machen ihrem Namen alle Ehre und besingen das Leben als Last, als wertloses und tendenziell ermüdendes Strafprogramm. Der Albumtitel „About Life“ ist daher sowohl nüchterne Zustandsbeschreibung als auch zynischer Kommentar auf die Existenz per se. In beiden Fällen strahlt die Musik eine pessimistisch-destruktive Kraft aus, die, obwohl negativ konnotiert, vielleicht auch eine Art künstlerischer Spiegel für den Ist-Zustand der Welt sein soll. Möglicherweise haben THROATSNAPPER aber auch einfach die Schnauze voll und hoffen auf die baldige, kollektive Umsetzung ihres Bandnamens. Den Soundtrack dazu haben sie auf alle Fälle geliefert.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.07.2024
Wouter Goolaerts
Wouter Goolaerts
Jannick Van den Bogaert, Jens Depetter
Jan Cassiers
Consouling Sounds
46:16
10.05.2024