<img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/a207670fec5c4ebb8034862d48cee8cd" width="1" height="1" alt=""> Während sich UFO-Fans darüber streiten, welches Album der Band das beste sei, nennt Gitarrist Michael Schenker heute "Lights Out". Der Deutsche stieß 1973 nach seinem Weggang bei den Scorpions zu den Briten und nahm drei LPs mit ihnen auf (1974 "Phenomenon", "Force It" 1975 und "No Heavy Petting" 1976), die sie schrittweise von ihren Blues- und Psychedelic-lastigen Anfängen fortbewegten. Als dann 1977 das sechste Studiowerk des Quintetts erscheint, ist es endgültig im Hardrock beziehungsweise frühen Heavy Metal angekommen.
Im Zusammenhang mit dem enorm einflussreichen Durchbruchs-Album (fragt nur mal Iron-Maiden-Chef Steve Harris nach der Bedeutung der Schenker-Phase für ihn…) wird mit Superlativen nicht gespart, und sie alle sind berechtigt. Produzent Ron Nevison (begann seine Laufbahn vier Jahre früher als Toningenieur von The Who während der Aufnahmen zu "Quadrophenia" - geht's noch größer?) erwies sich nach den bisherigen Studioarbeiten mit Leo Lyons (Bassist von Ten Years After) als kongenialer Partner, da er genau wusste, wie harter Rock seinerzeit klingen musste und konnte, und sich auch nicht zu schade für Experimente war.
Nevison gab den Anreiz zu dem flippigen Love-Cover 'Alone Again Or' (man achte auf Schenkers Adaption der ursprünglichen Saxofon-Parts) und zeichnete auch für die seinerzeit noch frisch wirkenden Orchesterarrangements im fast achtminütigen Über-Epos 'Love to Love' verantwortlich, an dessen Komposition wiederum Sänger Phil Mogg (der in jenen Tage hörbar im vollen Saft stand) maßgeblich beteiligt war. Der neue Organist Paul Raymond (ersetzte Danny Peyronel) harmonierte zudem auf zauberhafte Weise mit dem 22-jährigen Schenker, wie man an etlichen Stellen hören kann, und das ikonische Cover der Designschmiede Hipgnosis setzte dem quasi unter optimalen Bedingungen entstandenen Material die Krone auf.
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Hört man "Lights Out" heute unvoreingenommen ohne Kenntnisse der Hintergründe, mag man sich darüber wundern, wie selbstverständlich und scheinbar relaxt die Gruppe aufspielt, obwohl sie sehr ambitionierte und facettenreiche Kompositionen performt. Das Titelstück ist prototypischer Heavy Metal, wie man ihn wenige Jahre später von etlichen emporkommenden Acts nicht nur in England geboten bekam, und das kraftvolle Doppel aus 'Electric Phase' sowie 'Too Hot To Handle' konstrastiert die unkitschige Ballade 'Try Me'. Und gibt es einen zweiten Opener wie 'Too Hot To Handle', der die damalige Aufbruchsstimmung genau auf den Punkt bringt?
Die aktuelle Neuauflage (Remastering: Andy Pearce, der diese Aufgabe unter anderem auch schon für Werke von Deep Purple, Status Quo oder Black Sabbath übernommen hat) dieses Klassikers enthält im 3LP/2LP-Set den vollständigen Auftakt der "Lights Out"-Tour im Londoner Roundhouse vom 2. April 1977, von dem auf bisherigen Wiederveröffentlichungen der Platte lediglich einzelne Tracks standen. So oder so…
FAZIT: Man sollte "Lights Out" kennen, um Hardrock und Heavy Metal im Kern begreifen zu können - Ausflüchte und Entschuldigen werden nicht akzeptiert! Wer UFOs Magnum Opus also bisher versäumt hat, erhält nun mit dieser erweiterten Reissue eine gute Gelegenheit, um Nachhilfeunterricht zu nehmen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2024
Pete Way
Phil Mogg
Michael Schenker, Paul Raymond
Paul Raymond
Andy Parker
Chrysalis / Bertus
118:34
02.02.2024