Rechnet man das unspektakuläre, aber umso publikumswirksamere MISFITS-Cover „Dig Up Her Bones“ heraus, dauert der Einstand „Dead Mother Moon“ der vier Amerikaner von UPON STONE keine halbe Stunde. Die sieben Lieder, das kurze Intermezzo "Nocturnalism" nicht mitgezählt, kommen deshalb schnell zum Punkt und klingen sympathisch heruntergerotzt.
Trotz aller Tendenz zum Harmonisch-Melancholischen der alten Göteborg-Schule bevorzugt diese Band eine derbere Marschrichtung als vergleichbare Genre-Vertreter. Knackige Nummern wie „Onyx Through The Heart” werden immer wieder durch wüstes Geprügel durchsetzt. Auch ist die Rhythmus-Gitarre dezidiert auf brummig-brutale Tieftönung geeicht, während die Drums ordentlich laut aus den Boxen bollern.
In angenehmem Kontrast dazu stehen ruhige Klargitarren wie im instrumentalen Quasi-Einminüter „Nocturnalism“, Akustikeinlagen oder sporadische Folk-Leads, welche die Flamme alter IN FLAMES vor sich hertragen. Jene Einlagen versprühen am Ende von „Dusk Sang Fairest“ noch stille Lagerfeuerromantik, bevor auf den Hörer wieder ein brutales Melodiegewitter herniederbricht.
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Dass der Bassist, der hier außerdem als Sänger fungiert, aus dem Hardcore- bzw. Metalcore-Umfeld stammt (HANDS OF GOD), hört man den herausgeshouteten Vocals durchaus an. Aber vielleicht macht das Ineinandergehen der verschiedenen Szenen gerade die typisch amerikanische Variante des Göteborg Death Metal aus (siehe DARKEST HOUR).
Stichwort Metalcore: Dem Bekanntheitsgrad mag das SHADOWS FALL-Feature in „Paradise Failed“ sicherlich zugutekommen, musikalisch gesehen, macht es hingegen keinen Unterschied. Weder sticht die Nummer stilistisch aus dem Rest heraus noch hat es für UPON STONE irgendeinen anderen Mehrwert außerhalb der Selbstvermarktung.
Aufgrund der überdeutlichen Reminiszenzen an die Grandseigneurs der schwedischen Melodic-Death-Metal-Szene der Neunziger müssen sich UPON STONE natürlich den Vorwurf gefallen lassen, uninspiriert zu klingen. Gleichzeitig werden sie an dem gemessen, was stilistisch ähnlich gelagerte Bands der Marke MAJESTIES letztes Jahr vollbracht haben. Und da ziehen Letztgenannte an den hier besprochenen Amerikanern mit mehreren Nasenlängen Abstand vorbei. Die melancholischen Riffs machen natürlich trotzdem Spaß, vorausgesetzt, man kann sich an dieser Musik nicht satthören.
FAZIT: Der Melodic Death Metal des amerikanischen Quartetts UPON STONE kann Genre-Fans durchaus Freude bereiten, denn sie mögen ihre alten Heroen mit Sicherheit wiedererkennen. Von „Wiedererkennungswert“ im Sinne von „Originalität“ sollte man indessen nicht sprechen, dafür tönt „Dead Mother Moon“ zu inspirationslos. Dennoch: Für ein Debüt ist die Platte solide.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2024
Xavier
Xavier
Ronny, Gage
Wyatt
Century Media Records
31:52
19.01.2024