Achtung! Was das Duo URISK aus Bonn nebst Session-Schlagzeuger auf seinem Demo-Einstand vom Stapel lässt, kann sich nicht nur hören lassen – es sollte Gehör finden, und zwar wenigstens bei all jenen, die abgründigen Black Metal neuerer Underground-Machart (sprich: vergleichsweise offen für derbe Einschläge z.B. aus Crust und Doom Metal) zu schätzen wissen.
Der Einstieg in finstere Abgründe gerät doomig schleppend und erinnert atmosphärisch zunächst an das erste Bethlehem-Tape, bevor Marleen Bügener vom growlenden Keifen für ein nahezu avantgardistisches Interludium zu "freundlicherem" Gesang schwenkt, doch die vermeintliche Ruhe hält nicht lange vor: Nach zwei Minuten bricht ein Inferno los. Mit Filip Gäddnäs hat das Duo genau den Richtigen für diese Aufnahme verpflichtet, denn was der 23-jähriger Drummer aus Finnland hier als Gastmusiker eingetrommelt hat, ist bemerkenswert variabel und druckvoll, und harmoniert mit den pechschwarzen Galle-Auswürfen von Marleen und dem ebenfalls ungewöhnlich variablen Gitarrenspiel von Benedikt Brixius formidabel.
Das Risiko, sich in Schwärze suhlend in Klischees zu verlieren, liegt bei dieser Form und Darbietung auf der Hand, und es ist bemerkenswert, wie entschlossen URISK dieser Gefahr trotzen und sich stilistisch nicht limitieren. Das Gitarrensolo in "Where Something Once Was" überrascht beim ersten Hören und verleiht dem Song eine eigene Dramatik. Mit Black Metal im traditionalen Sinne hat das kaum etwas, und auch mit Post Black Metal im engeren Sinne nur wenig zu tun. URISK beweisen auf "Oidhche" individuelle kompositorische und spielerische Kompetenz, die einige etablierte Acts blass um die Nase werden lassen dürfte.
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Ob die Ähnlichkeit mit dem Logo von Rana ein Zufall ist? In punkto intensiver Darbietung und Mut zur Abgründigkeit heften sich URISK jedenfalls an die Fährten der Norddeutschen, ohne deren Musik zu kopieren. Bisher ist "Oidhche" nur digital erschienen, doch ich schätze, es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser massive Einstand auch auf einem klassischen Tonträger-Format veröffentlicht wird.
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FAZIT: Mit ihrem ersten Demo "Oidhche" lassen URISK aufhorchen, ohne sich gefällig zu präsentieren. Stattdessen evoziert die Band vom Fleck weg eine dichte Finsternis, in welcher es derb und hässlich zugeht, und überraschende Wendungen für Abwechslung sorgen. Die drei Kompositionen und ihre musikalische Darbietung sind – vor allem für ein Debüt – außergewöhnlich gelungen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2024
Benedikt Brixius
Marleen Bügener
Benedikt Brixius
Filip Gäddnäs
Eigenveröffentlichung
21:05
01.11.2024