Geo-Music ist gar kein übler Terminus für „Global Beats“, die sich vom behelfsmäßigen und überholten Begriff „Weltmusik“ abgrenzen möchten. Im Fall des Mailänder Musikers USHUAIA ist es besonders zutreffend, da der globetrottende Multiinstrumentalist die Mitglieder seines WANDERLUST ORCHESTRAs an allen möglichen Flecken der Erde kennen- und schätzen lernte. Um sie anschließend einzuladen, seine vielfältigen Reiseerfahrungen musikalisch gemeinsam umzusetzen. Wie selbstverständlich werden Genregrenzen überschritten, Musik als wahres Esperanto verstanden. Lyrisch werden die Schönheit der Natur und ihre menschengemachte Zerstörung thematisiert sowie Lebensbedingungen und -umstände auf dem Land und in der Stadt in USHUAIAs Befindlichkeitserkundungen eingebunden. Gespiegelt durch die unterschiedlichen musikalischen Prägungen.
Der Landausflug beginnt mit verwehten Wüstenklängen. Folk, Americana und melancholische Soundtrackklänge, die Ennio Morricone im Herzen tragen, gehen eine gedeihliche Verbindung ein. Später gesellen sich Laid-Back-Jazz und gut abgehangener Soul hinzu. Bevor im Großstadtteil Hip Hop sein rappendes Haupt erhebt. Dank der ausgefeilten Arrangements und des gekonnten Umgangs mit den Versatzstücken passt das alles – auch atmosphärisch – exzellent zusammen. Selbst gerappte Passagen und Alternative-Country kommen miteinander aus, als wären sie füreinander geschaffen.
Der tanzbare Neo-Soul USHUAIAs erreicht auf „Somewhere In Lapa“ hymnische Höhen, um umgehend in die wolkenverhangene Ballade „Tornado Alley“ überzugehen. Zwei Höhepunkte eines insgesamt fantastischen Albums. Das zusätzlich in einer instrumentalen Version erscheint, die die wehmütigen, flirrenden Filmmusikelemente noch intensiver betont. Eine wunderbar lakonische, dabei spannende Weltreise, voller forschender Entdeckungslust. Weit mehr als eine Ergänzung. Die Welt mag enden, doch sie bekommt einen exzellenten Soundtrack dazu.
FAZIT: USHUAIA & THE WANDERLUST ORCHESTRA präsentieren auf „End Of The World“ wahrhaft grenzbefreite progressive Musik. Das ist verspielt, nachdenklich und verbindet mühelos scheinbar Unvereinbares zu einer wohlklingenden Melange, die zeigt, wie und warum kulturelle Adaption (nicht Annexion) und Vermischung aufs Wunderbarste funktioniert. Auch dank der ausgesuchten Besetzung ein multinationales Kabinettstück.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.04.2024
Daniel Batijanic, Jaco
Derek Allen, Angela Esmeralda, Agnés Pelé, Julia, Kee, Shane Cooley, Kemar Williams, Vince Baldassarre, Rayza, Valentina Bausi
Antonio Tunno, Sebastiano Lillo, Shane Cooley
Ushuaia,/ Jacopo Aluzzi, David ‘Shiny’ Assuntino, Davide Fasulo
Ushuaia, William Simone
Ushuaia, Valentina Cariulo (Strings), Sebastiano Lillo (Banjo), Stefano Iascone (Trumpet, Horns), Francesca Pergola (Flute), Davide Fasulo (Trombone), Carlo Gioia (Saxophones), Andrea Baroldi (Trumpet),
Vision & Vitality Entertainment
58:13/Instrumental 56:03
13.10.2023