VIIMA senden in erster Linie etwas ruhigere Progressive-Rock-Grüße aus dem Land mit den glücklichsten Menschen – laut Glücks-Kompass (Was es doch alles für einen Scheiß gibt!?), also direkt aus Finnland. Und da die Jungs dort dermaßen glücklich sind, präsentieren sie uns ihr Album „Väistyy Mielen Yö“ (übersetzt wohl: Geistige Umnachtung) auch gleich in ihrer – nennen wir es mal etwas gewöhnungsbedürftigen – Muttersprache. Doch je nach Blickwinkel, ist gerade dies ein sehr interessantes Markenzeichen, da das dritte Album der Finnen aus sehr umfangreichen Gesanganteilen besteht. Schade nur, dass in dem achtseitigen Booklet von „Väistyy Mielen Yö“ neben den originalen Texten nicht auch eine Übersetzung ins Englische zu finden ist.
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Das Album klingt herrlich altmodisch und eben 'typisch' finnisch – viel Akustik, etwas Theatralik, Flöten und Keyboards geben sich gern ein gemeinsames Ständchen, während die härteren Momente, wenn beispielsweise sich die E-Gitarren (CAMEL lässt hierbei grüßen) in den Vordergrund spielen, eher die Seltenheit bleiben. Hier kommen einem eben von RENAISSANCE bis hin zu den legendären Prog-Kult-Finnen von WIGWAM und natürlich PEKKA POHJOLA, der ja durch seine enge Zusammenarbeit mit MIKE OLDFIELD jede Menge Aufmerksamkeit erhielt, in den Sinn.
Schon der melodische Album-Opener „Tyttö Trapetsilla“ (Mädchen auf dem Trapez) überzeugt durch eine straffe Melodik plus herrliche Flöten-Einsätze und leitet dann flott zum Herzstück des Albums, den fast 20-minütigen Longtrack „Äiti Maan Lapset“ (Die Kinder von Mutter Erde) über und verweist bei diesem Titel schon darauf, wie wichtig den Finnen auf ihrem Album die Umweltproblematik ist. Dafür dürfen wir längeren Schlagzeug-Passagen und zart angehauchten Jazz-Zwischenspielen sowie etwas SPOCK'S BEARD-Flair lauschen und beim Hören tatsächlich ein Bild vom Schmetterling im Kopf tragen, der auf dem Cover durch die Wolken fliegt uns sich in unseren Ohren festsetzt. Mal flattert er hierhin, mal dorthin – aber nie lässt er sich aus der Ruhe bringen, auch wenn die VIIMA-Winde etwas stärker wehen.
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Und dann fliegt da doch tatsächlich der Schmetterling direkt zum nächsten Song weiter.
„Perhonen“ (Schmetterling) entfernt sich recht deutlich von den progressiven Grundsätzen und flattert in seinen knapp sieben ruhigen Minuten mehr in Richtung einer lieblichen Ballade mit viel E-Piano und schwebenden Keyboardflächen, über die sich dann ein Schlagzeug-Flügelschlag erhebt, nachdem ein kurzer Ausflug in Richtung ALAN PARSONS PROJECT erfolgte und das Stück in eine hymnische Aura versetzt, bis die E-Gitarre dann einen offensichtlichen Gruß an CAMEL (Immerhin die Lieblingsband von Gitarristen Mikko Uusi-Oukari!) schickt.
In einer ganz ähnlichen Stimmung voller Ruhe, diesmal angereichert mit Windgeräuschen, werden wir dann auch mit „Vuoren Rauha“ (Bergfrieden) aus dem Album verabschiedet. Der Titel passt ideal zu dieser friedlichen Stimmung, in der – wie bereits beim Album-Opener – auch die Flöte wieder ihre ganz großen Momente eingeräumt bekommt, während die Trauer in der Stimme des Sängers langsam, aber immer sicherer für eine tieftraurige Atmosphäre sorgt.
VIIMA wecken mit ihrem Schmetterlingsalbum auf jeden Fall die romantische Ader des melancholischen Proggers und spielen sich samt ihrer finnischen Texte direkt in sein Herz – da braucht man die Worte nicht zu verstehen, denn die Musik und ihre Emotionen sprechen voll und ganz für sich.
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FAZIT: Dass die Übersetzung des finnischen Bandnamens VIIMA ins Deutsche 'Wind' bedeutet, überrascht bei den größtenteils ruhig und akustisch ausgerichteten Prog-Rockern kaum, denn auch auf ihrem dritten in ihrer Muttersprache eingesungenem Album „Väistyy Mielen Yö“ tauchen immer wieder geschickt in die Songs integrierte Windzüge auf, sodass der Hörer ebenso entspannt wie der Schmetterling auf dem Album-Cover durch die Schönheit der prog-finnischen Klangwelten schwebt. Progressive Stürme entfachen andere! VIIMA lassen uns da eher wie besagter Schmetterling durch die Lüfte treiben und manchmal ein wenig flatterhaft auch unerwartet die Richtung wechseln.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.04.2024
Aapo Honkanen
Risto Pahlama, Mikko Väärälä
Mikko Uusi-Oukari
Hannu Hiltula, Risto Pahlama, Mikko Uusi-Oukari, Mikko Väärälä, Kimmo Lähteenmäki
Mikko Väärälä
Hannu Hiltula (Flöte, Harmoniegesang), Mikko Väärälä (Holzglockenspiel), Kimmo Lähteenmäki (Windgeräusche)
Eigenpressung/Just For Kicks
44:36
22.03.2024