<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/cc52a0bc9e124237a93c71b6589d3853" width="1" height="1" alt=""> Drei Jahre nach "Witness" und zwei nach dem Aufsehen erregeden Livealbum "Live From the Pool" bleibt in der Causa VOLA vieles gleich, doch die Band hat sich logisch weiterentwickelt, wobei man ihrer neuen LP anhört, dass die Musiker mittlerweile international Tour-erprobt sind. "Friend Of A Phantom" wirkt sehr songdienlich, was allerdings nicht zulasten des musikalischen Anspruchs der dänischen Prog-Metal-Hoffnungsträger geht, die in den acht Jahren seit ihrem Debütalbum einen weiten Weg zurückgelegt haben.
Man darf konstatieren, dass vergangene Betrachtungen auf diesen Seiten weiterhin stichhaltig sind: VOLAs Stil ist eine typische Modern-Metal-Mischung aus Riff-Breitseiten und einschmeichelnden Melodien, sehr stylisch in Szene gesetzt durch Jacob Hansens (Volbeat, The Black Dahlia Murder) Art des Mixes und Masterings, die sich für diesen Musikstil - anders als beispielsweise für traditionellen Hardrock oder Heavy Metal - bestens eignet. Zweitens drängen sich wegen Asger Myginds heller Stimme und Darbietung nach wie vor Leprous als Referenzband auf- höre insbesondere 'I Don't Know How We Got Here', wobei ich dieses Album übrigens deutlich stärker als das neue der Norweger finde.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/zFv2tt8dNo0?si=AkYkSqKhNi26W-PV" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
Eine weitere Assoziation eher unrühmlicher Art: In-Flames-Frontmann Anders Fridéns für den verfasser dieser Zeien mittlerweile unerträgliches Geschrei zieht den rein instrumetal geschmackvollen Opener 'Cannibal' (kantiges Djent-Riff, subtiler Keyboard-Einsatz und tolle Vocals von Frontmann Mygind) derbe herunter, doch wem diese Auskopplung arg reißbretthaft vorkommt, der kann bei der Anfang 2024 veröffentlichten Single 'Paper Wolf' (nicht allzu offensichtlicher Ohrwurm) aufatmen, auch wenn die eigentlichen Perlen der Platte anderswo zu finden sind.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DC2EDFClq8s?si=-j9BiOH6uJEW8zlz" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
Fakt ist nämlich, keine andere Band klingt im Großen und Ganzen so wie Vola, wenn man sich Tracks wie 'Break My Lying Tongue'(schrille Synth-Fahnen in der Einleitung und im Chorus, unverfrorene Pop-Strophen, elektronische Beats ), 'Hollow Kid' (roboterhafte Vocals, Industrial-Flair und fast klassische Prog-Metal-Keyboards) oder 'Bleed Out' (Gebrüll und Gesang im Wechsel, chromatische Akkorde, Dissonanzen und eine Massive-Attack-ähnliche Soundkulisse) zu Gemüte führt.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/n-5xyCwH0mk?si=DFdTDDLdNpsfXSD9" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
Spätestens ab 'We Will Not Disband' - zeitgenössiche Variante einer Power-Ballade - wird "Friend of a Phantom" zudem ein ausgesprochen melancholisches Album; 'Glass Mannequin' (Ambient-Sounds, mehrere sich überlagernde Gesangsspuren und keine Drums) und das elegische Finale 'Tray' mit seiner Wiegenlied-Melodie unterstreichen diesen Eindruck ebenso wie das hypnotisch-ätherische 'We Will Not Disband'.
FAZIT: VOLAs viertes Studioalbum bildet den gegenwärtigen Status quo im modernen Progressive-Metal-Segment anschaulich ab. Die Kopenhagener haben ihre eigene Identität schon früh gefunden und forcieren sie auf "Friend Of A Phantom" weiter. Das Songwriting bleibt mehrheitsfähig, wenn auch im guten Sinne schwerer verdaulich, während die abgedrehten Gitarrensounds und die charismatische Stimme des Frontmanns das akustische Profil weiter schärfen. Diese Klangkulisse wirkt nunmehr so selbstverständlich, dass man sich statt "däng, däng, däng!" nur noch selten schlichte, herkömmliche Gitarrensolos wünscht. Die Zukunft ist jetzt und klingt ungebrochen menschlich.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.10.2024
Nicolai Mogensen
Asger Mygind
Asger Mygind
Martin Werner
Adam Janzi
Mascot / Rough Trade
40:56
01.11.2024