<b>„Dieses Doppelalbum mit 25 Songs aus 25 Jahren WILDES HOLZ ist eine sehr subjektive Zusammenstellung geworden. Wir konnten uns kaum entscheiden, welche Songs nun zu den Top-Hits gehören. Beim Durchhören unserer bisherigen zwölf CDs und der Live-DVD hatten wir an fast allen Stücken so viel Spaß, dass die Liste immer länger und länger wurde.“</b> (WILDES HOLZ auf der Doppel-LP zu „Auf dem Holzweg“)
Keine Angst! Sie sind nicht auf dem Holzweg, sondern eher 'Stark wie ein Baum', der sich seinen 'digitalen Baumfällern' und 'Mördern mit den Stream-Sägen in der Hand' mit seinem harten Akustik-Holz entgegenstellt.
Es ist eben WILDES HOLZ, das musikalisch im Angesicht ihrer Vorbilder von A wie AC/DCs „Highway To Hell“ bis W wie JOHN WILLIAMS „Cantina Band“ aus „Star Wars“ mit Umwegen über PIPPI LANGSTRUMPF und HERBERT GRÖNEMEYERs „Mensch“enbild sowie natürlich jeder Menge eigener Songs ihren natürlichen, selbstbewussten Musik-Weg, der als Straßenkapelle begann, einschlagen und dabei speziell drei 'hölzerne' Instrumente (Akustisch Gitarre, Kontrabass, Flöte) zum Einsatz bringt.
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WILDES HOLZ präsentieren auf dieser tollen, die 25 Jahre ihres Bestehens umspannende Doppel-LP von ihren Anfangszeiten als Straßenmusiker bis hin zu ihren absolut professionell klingenden Gegenwartstönen (die einen durchaus bei einigen Kontrabass-Einlagen sogar an APOCALYPTICA erinnern), was sie musikalisch wie leidenschaftlich auf dem Kasten haben – oder besser noch: Was für dicke Musik-Holz-Bretter sie mit ihren drei Instrumenten bohren können. Und dabei kennen sie auch bei der Auswahl der von ihnen im 'Straßenmusik-Stil' (also mit viel Flöte, Kontrabass, akustischen Gitarren usw.) gecoverten Songs keinerlei Grenzen...
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...Von KRAFTWERK bis EUROPE oder LOU REED ist niemand vor WILDES HOLZ sicher, sodass der Gershwin-Album-Opener „Summertime“ bis hin zum AC/DC-„Highway To Hell“ oder das REEDsche „Walk On The Wild Side“ im Grunde all das musikalische Spektakel hinter WILDES HOLZ zum Ausdruck bringt, das einen oft völlig überraschend erwartet – oder um es mit den Worten der Musiker auf den LP-Einlegern auszudrücken: „AC/DC auf der Blockflöte? Ja, auch das geht! Unsere akustische Version von 'Highway To Hell' hat auch ganz schön Druck. Und wenn man denkt, es geht nichts mehr, kommt irgendwo ein 'Highway To Hell' daher...“ und „Elektropop von KRAFTWERK auf akustischen Instrumenten adaptieren, um es dann wieder durch Loop-Station, Oktaver und Verzerrer zu verfremden. Korrekt!“
Natürlich gibt’s mit der Kult-Kinderfilm-Melodie „Pippi Langstrumpf“, die seit 25 Jahren meistgespielte Zugabe bei den WILDES HOLZ-Konzerten, dann auch die originale, schon legendär gewordene grüne Plastikflöte zu hören.
Auch dass neben den reichhaltigen und vielfältigen Cover-Versionen selbst die Eigenkompositionen nicht nur zu überzeugen wissen, sondern sich wie selbstverständlich, ohne irgendwelche Minderwertigleitskomplexe zu entwickeln, direkt neben den längst zu Evergreens gewordenen Cover-Versionen aufstellen, zeigt schon die ganze musikalische Meisterschaft hinter WILDES HOLZ.
Bei diesem Trio knacken höchstens die Gelenke, nicht aber die vielfältigen Äste, die aus den bunten Musik-Stämmen sprießen, getreu ihres STEPPENWOLF-Covers „Born To Be Wild“, das jahrelang ihre Programme als Show-Höhepunkt beendete.
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Klar doch. Man muss es tatsächlich drauf haben, um sich 25 Jahre in einem (leider durch die übertriebene Digitalisierung) immer oberflächlicher werdenden Musikgeschäft ausschließlich mit seinen vielfältigen Holzinstrumenten voller Flötentöne durchzuhalten und durchzusetzen. Und auch die begeisterten Reaktionen im Rahmen der Live-Titel, von denen ebenfalls so einige auf der auch vom Klang her hervorragenden Doppel-LP zu finden sind, sprechen hierbei eine eindeutige Sprache, genauso wie die bedruckten LP-Innenhüllen, in denen zu jedem Stück ausführliche Informationen seitens der Musiker gegeben werden, ergänzen diese Noten- um eine Wortsprache, die dem neugierigen Hörer immer wieder auch über die Intentionen oder beabsichtigten Wirkungen hinter den hier ausgewählten musikalischen Wundertüten der letzten 25 Jahre aufklären.
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Am Ende dürfen wir dann auf der D-Seite mit „In der Holzklasse“ („So bezeichnete man früher die dritte Klasse in Zügen, die nur mit einfachen Holzbänken ausgestattet war. Das passt zu uns!“) noch als großes Finale hören, wo WILDES HOLZ hingehören. Eben in die Holzklasse, in der man nicht auf unbequemen Schemeln oder weich gepolsterten Chaiselongues platziert, sondern klasse mit Holzinstrumenten unterhalten wird, wobei selbst eine Prise Humor niemals zu kurz kommt.
Aber dass die Jungs auch die traurigeren Klänge beherrschen, die in der heutigen Zeit leider immer wieder angebracht sind, beweisen die drei Musikleidenschaftler Tobias Reisige, Markus Conrads sowie der 2018 verstorbene Anto Karaula (von Anfang an), nach Karaulas Tod Djamel Laroussi (2019 – 2021) und dessen Nachfolger Johannes Behr (seit 2021) mit ihren Blockflöten, Kontrabass und akustischen Gitarren sowie Mandoline dann besonders auf der letzten LP-Seite, die richtungsgebend mit „Dear Moll“ beginnt.
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Und um diese Review mit einer traurigen Seite zu beenden, die trotz aller Lebensfreude hinter dieser Musik auf keinen Fall übersehen werden sollte, hier noch ein paar Worte zum „Moretti Swing“ (Abschluss der LP-C-Seite), der natürlich bei dieser Zusammenstellung auf keinen Fall fehlen darf, den die Musiker als eine Hommage an ihren 2018 verstorbenen Gitarristen Arno Karaula verstehen: „Ein Stück, das bei fast keinem WILDES HOLZ-Konzert fehlen darf! Es erinnert uns sehr an unseren Freund und ersten Gitarristen Anto Karaula, der 2018 plötzlich und viel zu früh verstorben ist. In den Jahren 2000 bis 2010 waren wir jedes Jahr im Sommer mit der Swing-Band MEMPHIS C in der Toskana, um dort Straßenmusik zu machen. Eine fantastische Zeit mit vielen tollen Erlebnissen und Begegnungen! Namensgeber für den Song ist ein italienisches Bier!“
Na dann: Prost! Erheben wir unsere Gläser und freuen uns darüber, welch wildes musikalisches Eigenleben doch Blockflöten, Kontrabässe und akustische Gitarren verbreiten können. In diesem Sinne: God s(h)ave the Blockflöte und WILDES HOLZ!
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FAZIT: Mit „25 Jahre auf dem Holzweg“ beweisen WILDES HOLZ, aus welchem dauerhaft sich gegen alle äußeren (Musik-)Einflüsse durchsetzendem Holz sie geschnitzt sind – und dass getreu ihrem ehemaligen Straßenmusiker-Dasein dabei Holzinstrumente wie Blockflöten, Kontrabass und akustische Gitarren sowie ein feines Gespür für die unterschiedlichsten Cover-Versionen (Allesamt auf der ersten LP zusammengestellt) und Eigenkompositionen (komplett auf der zweiten LP vereint) ausreichen. Man muss es eben nur draufhaben – und schon wird aus einem anfangs zarten Setzling ein jedem Wind und Wetter widerstehender gewachsener Baum. Er muss eben nur echt WILDES HOLZ, das ständig mit eigenen und fremden Noten gewässert wird, sein. Und nie den Grundsatz von WILDES HOLZ vergessen: „Die Blockflöte ist der Punk-Rocker unter den Instrumenten – darum: Freiheit für die Blockflöte!“
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2024
Markus Conrads
Anto Karaula, Djamel Laroussi, Johannes Behr
Tobias Reisige (Blockflöten), Markus Conrads (Mandoline)
Holzrecords
95:25
22.03.2024