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Wirtz: DNA

Stil: Deutschsprachiger Rock

Cover: Wirtz: DNA

Hui, da ist Druck im Kessel.
WIRTZ geht bereits mit dem Titeltrack „DNA“ im Punkrock-Angriffsmodus in die Vollen und singt u.a. von drei Jahren gestohlener Lebenszeit. Ob Themen dieser Art wirklich „Dünnes Eis“ sind, oder ob es mehr denn je wichtiger ist, die sklavischen Würgegriffe der jüngsten Vergangenheit zu thematisieren, könnte dabei wohl für Diskussionsstoff sorgen, aber es macht eben auch sympathisch, wenn sich Künstler kritisch mit der Gesellschaft und ihren (W)Irrungen auseinandersetzen.
Da ist auch „Ein klares Nein“ eine legitime Ausdrucksform. Musikalisch und auch atmosphärisch lugen ab und an Alternative-Metal-Giganten wie SOAD um die Ecke, wobei sich allzu klare Referenzen an andere Künstler in Grenzen halten, auch deshalb, weil DANIEL WIRTZ immer noch eine sehr eigene Stimmfarbe hat.

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Die kommt auch in „Lucy“ sehr schön zur Geltung. Es geht um toxische Liebe, gegenseitigen Aufstieg und Fall und kommt musikalisch getragener daher. Gelegentlich werden Erinnerungen an den Grunge wach, wenngleich die Tränendrüse kaum weinerlich ausgepresst wird. Trotzdem kommt der textliche Neuanfang „Atlantis“ gerade recht.
Ist das eine Ausbruchshymne aus den eigenen Gedanken?
In gewisser Weise, ja. Die Stimmung pendelt zwischen drückender Melancholie und energischem Aufbruch, besonders wenn nach hinten raus der Kampfgeist des Textes in die Riffs mit einfließt.

Mit „Willkommen im Krieg“ gelingt Daniel WIRTZ außerdem eine schmerzlich ehrliche Anklage gegen jedwede Kriegstreiberei, die sowohl textlich als auch durch die kraftvoll anschwellende Musik Beklemmung, Verzweiflung und Abscheu ob jedweder Kriegstreiberei auf den Punkt bringt.
„Operation Unsterblichkeit“ wendet sich mit breitbeinigen Riffs und so ehrlichen, wie auch süffisanten Textzeilen wie „…es ist die Endlichkeit, die uns zu Menschen macht…“ oder „…ich wünsche dir, dass du zum Lurch mutierst…“ gegen den nach wie vor grassierenden Schönheits- und Jugendwahn der - ach so perfekten - Gesellschaft.

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Ob die Erde wirklich so am Ende ist, wie es „Hallo Erde“ an der einen oder anderen Stelle impliziert, ist sicher fraglich, allerdings ist der Eindruck, dass die Menschheit und damit auch ein Stück weit das Kollektiv 'Erde' an psychotischen Zuständen leidet, nicht zu leugnen. Damit spannt der Song in gewisser Weise auch den Bogen zum vorherigen Stück, wenngleich das Thema der Destruktivität von einem anderen Blickwinkel aus betrachtet wird. Musikalisch rifft der Song mit breitem Schritt voran, lässt ab und an aber auch Raum für stimmungsvolle Breaks (der Bass).
„C’est la vie“ und „Schweigen mit Dir“ beenden „DNA“ aber doch noch mit versöhnlichen Klängen. Erstere Nummer dreht sich um die berühmte, wie auch gesunde 'LMAA-Attitüde', ehe der Abschluss „Schweigen mit dir“ von gemeinsamer Liebe, inniger Freundschaft und gegenseitiger Akzeptanz erzählt und damit gleichsam intensive wie ergreifende Emotionen menschlicher Stärke thematisiert. Sehr schöner Abschluss.

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FAZIT: Sicherlich ist auch „DNA“ ein Album, das von der textlichen Ehrlichkeit des Herren WIRTZ lebt. Allerdings kommt dabei die Wichtigkeit der Musik als Vehikel für die Gefühle und Gedanken, die transportiert werden wollen, nie zu kurz. Damit bewahrt sich Daniel WIRTZ auch mit seinem sechsten Studioalbum seine Ecken und Kanten, klingt stets authentisch und weiß mit vielfältiger Rockmusik zu begeistern.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2024

Tracklist

  1. DNA
  2. Dünnes Eis
  3. Ein klares Nein
  4. Lucy
  5. Atlantis
  6. Willkommen im Krieg
  7. Operation Unsterblichkeit
  8. Hallo Erde
  9. C'est la vie
  10. Schweigen mit Dir

Besetzung

  • Bass

    JB Meijers

  • Gesang

    Daniel Wirtz

  • Gitarre

    Daniel Wirtz, JB Meijers, Alex Henke

  • Schlagzeug

    Joost Kroon

  • Sonstiges

    Denny Meissner (Percussion), Florian Fleischer (Hintergrundgesang)

Sonstiges

  • Label

    Wirtzmusik

  • Spieldauer

    37:55

  • Erscheinungsdatum

    02.02.2024

© Musikreviews.de