Auf ihrem sechsten Album "Exit Plan" huldigen WITHERING SURFACE so unentwegt dem Göteborg-Sound der Mittneunziger, dass selbst Die-Hard-Fans desselben Probleme haben dürften, die Band auf der anderen Seite des Øresunds zu verorten.
Wer dem Quintett die Selbstbedienung in der schwedischen Nachbarschaft vorwerfen möchte, dem liefert sie also eine knappe Dreiviertelstunde genügend Futter dafür. Dabei sollte nicht unter den Tisch fallen, dass WITHERING SURFACE mit "Exit Plan" gleichzeitig ein Album vorlegen, das musikalisch überzeugt und vom Fleck weg gefällt: Die Songs klingen nie zu vertrackt, sondern sind bemerkenswert gefällig arrangiert, ohne jedoch als metallischer Kitsch zu langweilen.
Dabei stand die Band nach ihrem Comeback-Album "Meet Your Maker" (2020, Mighty Music) in Folge der wegen der Corona-Krise geplatzten Konzerte fast vor dem Aus. Gitarrist Allan Tvedebrink gibt zu Protokoll, dass er das plötzliche Vakuum sportlich genommen hat, um mit "Exit Plan" ein Album zu schreiben, das so fokussiert auf den Punkt kommt wie kein voriges der Melodic-Death-Metal-Band um Szene-Urgestein Michael H. Andersen, der sich gelegentlich an Sing-along-Zeilen versucht und dabei eine gute Figur macht.
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Der Refrain der Single-Auskopplung "Denial Denial Denial" wurmt sich gleich beim ersten Hören sowas von aalglatt ins Ohr, dass kaum jemand widersprechen dürfte, wenn die Musik von WITHERING SURFACE als extrem eingängig bezeichnet wird. Das gilt auch für die Single "Where Dreamers Die", ein Song, der so ähnlich auch von den Night in Gales hätte eingespielt werden können.
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Wer überkritisch hinhört, der mag anmerken, dass die Dänen auf "Exit Plan" an ihrer "Erfolgsformel" festhalten und sich einzelne Songs im Aufbau ziemlich ähneln, doch wer will ihnen das ernsthaft vorwerfen, wenn die Musik so kurzweilig und auch entspannt tönt? – Entspannt? – Ja, bei WITHERING SURFACE gehen derweil Männer im mittleren Alter ans Werk, die aus dem Gröbsten längst raus sind und hörbar aus Spaß an der Freude zusammen rocken und eine gute Zeit haben wollen.
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Dabei ist ein durchweg hörenswertes, von Søren Andersen auf den Punkt produziertes Album herausgekommen, das vor allem gute Laune verbreitet. Dass ausgerechnet Niklas Sundin das Cover Artwork beisteuert, ist kein Zufall, sondern bei diesem Melodic Death Metal schlicht und einfach stilecht.
FAZIT: Bei "Exit Plan" handelt es sich um ein wenig innovatives, jedoch extrem eingängiges Album, das bei Fans von melodischem Death Metal der Göteborger Mittneunziger-Schule bereits beim ersten Hören Sympathie für die beherzt eingespielten Songs entfachen dürfte.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.08.2024
Jesper Kvist
Michael H. Andersen
Allan Tvedebrink, Marco Angioni
Troels Lund-Sørensen
Mighty Music
42:15
07.06.2024