Keith Jarrett hat, gesundheitlich bedingt, die musikalische Bühne verlassen und eine Lücke hinterlassen, vor allem bei dem, was er so unnachahmlich beherrschte: Live am Piano zu improvisieren und so berauschende Events und Aufnahmen zu erschaffen. Glücklicherweise gibt es Musiker wie Adam Forkelid, die in der Lage sind, dieses Hinterlassenschaften gekonnt fortzuführen.
Zwar nicht in einem großen Konzertsaal, sondern im 50 Zuhörer fassenden Krematoriet in Stockholm, improvisierte und verarbeitete Forkelid im Oktober 2024 früher entstandene Skizzen zu einer innigen Performance, aus der das Album „Dreams“ hervorging. So verbinden sich zaghaft Tastendes, intuitiv gefundene und wohl ausformulierte Sequenzen, kleine Stolperfallen und repetitive Momente („Repose“) als Part einer sondierenden Reise, zu einem stimmigen Gesamtkonstrukt.
Das mit „Dreams“ passend betitelt ist. Denn Forkelid ist ein Klanglyriker, der das richtige Gespür, den passenden Tastsinn und das technische Vermögen für diese Art der Improvisation besitzt. Er überzeugt im verträumten Gestus wie in grollenden Passagen, die auf den Exzess zusteuern, aber im Verhaltenen verharren. Adam Forkelid bleibt auch beim Herumtändeln konzentriert, nahbar, von wohlgeformter Anmut und Eloquenz. Soundtechnisch transparent und ergötzlich.
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FAZIT: Adam Forkelids „Dreams“ sind eine reizvolle Live-Improvisation, die Traumzustände durchmisst und Alptraumhaftes kurz streift. Kein esoterisch verbrämter Traumfänger, sondern eine poesievolle Nachtreise.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2025
Adam Forkelid
Prophone Records
40:41
24.10.2025