Gleich zu Beginn ihres „Rethink“-Albums zeigen AEROSTATION, dass sie ihren Bandnamen nicht ohne Grund mit solcher Nähe zum Weltraum gewählt haben. Ein sehr geheimnisvoller Anfang: Es knistert, rauscht und klingt wie nach einer finsteren, kosmischen Utopie.
Doch das Geräuschrätsel wird schnell aufgelöst:
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Es rockt ordentlich drauflos und aus dem eröffnenden, instrumentalen „The Dive“ erklingt passend „A Distant Cry“: „The sun is in your eyes / I hear a distant cry“.
Und schon kann sie durchstarten, die space-rockende Reise durch das progressive Universum der drei italienischen Prog-Rocker, von denen viele Prog-Freunde garantiert deren singenden Keyboarder ALEX CARPANI gut kennen, da er schon <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2025/Alex-Carpani/The-Good-Man/" target="_blank" rel="nofollow">so einige (insgesamt sieben) Solo-Alben</a> in einem ähnlichen Stil wie seine nunmehr AEROSTATION veröffentlichte.
Auf den elf Stücken von „Rethink“ verzichten AEROSTATION leider gänzlich auf verspieltere Longtracks und gehen relativ straight rockend und mit elektronisch verspielten Space-Einschüben zur Sache. Setzen sogar auf eingängige (ja, manchmal gar recht langweilige) Melodien, wenn sie zu der grandiosen Feststellung kommen, dass das Leben zu kurz ist: „Life is too short / Lie down“.
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Ähnlich verhält es sich mit der Ballade „Fly Over Me“, die sich hymnisch steigert. Oft fragt man sich, in welche Richtung AEROSTATION, die ihr Album zudem großartig gestaltet im Mini-LP-Cover samt 16-seitigem Booklet unters Prog-Volk bringen, denn wirklich tendieren.
Prog oder Classic Rock, Space oder Crossover, Filmmusik oder Art Pop?
Außerdem fehlt irgendwas bei all den Keyboard-dominierten Sounds. Es sind die Gitarren, die man im Laufe der progressiven Dreiviertelstunde immer stärker vermisst. Denn selbst wenn sich häufig floydianische Momente, wie in „Soulshine“, einschleichen, denkt man: „So, jetzt kommt bestimmt gleich ein gilmoursches Gitarren-Solo“, doch das bleibt aus. Schade. Aber eine von Carpani verwendete 'Keytar' ersetzt eben doch keine echte E-Gitarre.
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Dafür gibt es viel Bassklang (Bassist Jacopo Rossi kommt aus dem Metal, was eindeutig zu hören ist) und finstere Passagen, wobei das Schlagzeug eben als Rhythmus-Fraktion firmiert. Mehr aber auch nicht, stattdessen darf dem einen oder anderen symphonischen Ausflug gelauscht werden. Typisch Carpani eben, der sich durch solche Sounds immer wieder auch auf seinen Solo-Alben mit den Keyboards in den Vordergrund spielt.
Am Ende bleibt ein durchwachsener Eindruck von dieser AEROSTATION, die sich Richtung „Messiah“ aus dem Album stiehlt: „I'll sail till I'll find out a messiah / I'll sail to the moon“.
Mit „Rethink“ haben AEROSTATION zumindest noch nicht ihren Prog-Messias genauso wenig wie die dunkle Seite des Mondes gefunden.
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FAZIT: Der Kopf hinter AEROSTATION, dem progressiven italienischen Trio, das hier nur zu gerne auch dem Alternative Rock huldigt, ist ganz offensichtlich der vielen durch seine Solo-Alben sicher bestens bekannte ALEX CARPANI, der mal wieder mit Keyboards und Gesang das recht spirituell daherkommende „Rethink“-Album dominiert. Es sei ihm gegönnt. Der Hörer, dem gerade progressive Komplexität zusagt, wird wohl – besonders auch der fehlenden Gitarren wegen – mit diesem oft auch im Space-Rock wildernden und komplett auf Longtracks verzichtenden AEROSTATION-Album nicht rundum glücklich werden, selbst wenn die großartige Gestaltung ein wenig dafür entschädigt, dass die Musik dahinter nicht ganz so großartig gestaltet ist.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2025
Jacopo Rossi
Alex Carpani
Alex Carpani
Gigi Cavalli Occhi
Independent Artist Records/Just For Kicks
44:37
19.09.2025