Als ALMA NAIDU mit ihrem ersten Album vor drei Jahren die internationale Musikbühne erklomm und ihr überraschend gleich der großen Sprung in die deutschen Top-10-Jazz-Charts gelang, weckte sie damit natürlich Begehrlichkeiten und so einige Zwänge, die einen neugierig auf den Nachfolger von „Alma“ warten ließen.
In „Company“ jedenfalls sollte den Startschuss für die zweite Album-Veröffentlichung geben, mit der wiederum große Hoffnungen wie Erwartungen verbunden waren.
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Noch dazu sind genau diese Erwartungen als Tochter zweier Musiker, die zudem eine breit gefächerte Gesangausbildung in den Bereichen Klassik, Musical und Jazz zu bieten hat, noch um ein Stück höher, als dieses unter normalen Bedingungen bei einer Vielzahl von weniger gut ausgebildeten Musikern, welchen außerdem die elterlichen Musiker-Gene fehlen, der Fall ist.
Ja, und was soll man nun sagen?
Das zweite Album ist da. Es trägt nicht mehr ihren Vornamen sondern heißt „Redefine“ (Neudefinition) und wirft damit gleich die Frage auf, in welche Richtung sich ALMA NAIDU denn nun neu definieren will?
Ganz offensichtlich als ruhige, sich am Jazz entlanghangelnde Singer/Songwriterin, die vordergründig auf ruhige Songs und akustische Balladen sowie einige namhafte Gäste, wie Trompeter JAKOB BÄNSCH oder den schwedischen Posaunisten NILS LANDGREN und Keyboarder SIMON OSLENDER setzt.
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Vieles lässt einen beim Hören von „Redefine“ an eine abendliche, romantisch-verträumte Bar-Atmosphäre denken, wobei die Sängerin tatsächlich erneut die Aussagen des Magazins 'jazz thing' bestätigt, welches ihr wichtigstes Organ als „zartelegische, wunderschön klare und absolut intonationssichere Stimme“ bezeichnete.
Doch das allein reicht nicht, wenn die Kompositionen am Ende doch etwas zu eintönig, oft melancholisch und mitunter durch Streicher pathetisch aufgeladen erscheinen.
Oberster Grundsatz hierbei: Ruhe verbreiten, nicht ausbrechen und immer für das Feingefühl sorgen, welches mitunter eine einschläfernde Wirkung hat.
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Auch drehen sich die Themen der Texte, die allesamt im Inneren der Klappcover-LP abgedruckt sind, um zwischenmenschliche Probleme, wie Liebe, Freundschaft und Leidenschaft. Und natürlich wie so oft das immer wieder neu aufgewärmte Problem der Gleichberechtigung, hinter der die Rollenbilder („To Be A Man“) hinterfragt werden. Das geht so weit, dass die Texte durchaus gleichermaßen wie der Gesang etwas weinerlich rüberkommen („Home Beyond Form“), wobei ein Song wie „Learn To Cry“ schon Bände spricht.
So hinterlässt „Redefine“ gespaltene Gefühle, gerade weil die neue Eigendefinition von ALMA NAIDU zu ruhig und nicht wirklich kämpferisch ausgefallen ist. Dafür ist alles im Fluss, der mitunter plätschert, dem aber die wilderen Strömungen fehlen.
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FAZIT: Auf ihrem zweiten Album „Redefine“ setzt die studierte Sängerin ALMA NAIDU voll und ganz auf ihre beeindruckende Stimme und fast ausschließlich auf die Momente der Ruhe mit deutlichem Hang zur Ballade wie Hymne, die immer ein feines Jazz-Appeal in sich tragen. Ähnlich melancholisch wie viele der Songs auf „Redefine“ sind auch die textlichen Themen, die allerdings nicht wirklich 'neu definiert', sondern viel mehr altbewährt klingen und sich den zwischenmenschlichen Problematiken hingeben. Zu traurig, zu besinnlich, zu verträumt? Wer genau diese Stimmungen mag und selber nachhängt, der hat mit „Redefine“ die ideale Begleitung dazu für sich gefunden.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2025
Florian Stierstorfer, Thomas Stieger, Lisa Wulff
Alma Naidu
Florian Stierstorfer, Mark Lettieri, Ferdinand Kirner, Friedrich Paravicini, Philipp Schiepek
Alma Naidu, Simon Oslender, Frank Chastenier
Valentin Renner, Jason 'JT' Thomas
Jakob Bänsch (Trompete), Nils Landgren (Posaune), Thomas Stieger (Synthesizer), Samuel Wootton (Percussion), Raphaela Gromes (Cello), Barbara Grahor Vovk, Friedrich Paravicini (Streicher), Alma Naidu (Akkordeon)
Leopard
51:29
23.05.2025