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Apoptose: Die Zeit und die Dunkelheit

Stil: Ambient

Cover: Apoptose: Die Zeit und die Dunkelheit

Die Vorliebe des deutschen Ambient-Projekts APOPTOSE für die Vorstellungskraft anregende Albumtitel spiegelt sich nun auch in dem vergleichsweise wortreichen "Die Zeit und die Dunkelheit", doch keine Sorge: Auch die Musik auf diesem Album tönt geheimnisvoll und selbstversunken wie ehedem.

Der Titel ließe sich durchaus als Aufforderung verstehen: Wer das (je nach Zählweise) neunte APOPTOSE-Album wirklich hören, also in die Musik hineinwandern und sich von ihren nebligen Melodien und Klängen umschließen lassen möchte, der sollte wahrlich Zeit mitbringen, sowie ein mutiges Herz, um ins Dunkle aufzubrechen.
Der als erste Single ausgekoppelte Track "Das Haus zwischen den Zeiten" verleiht der Hoffnung Flügel, dass APOPTOSE an magische Klangreisen ins mythische "Nordland" und in den geisterhaften "Bannwald" anknüpft, wobei die Musik nicht nur dank gelooptem Vogelruf noch vergleichsweise zugänglich tönt. Doch schon "Im Schwarzen Tal" gewinnt das Unheimliche die Oberhand. Dicht werden verschiedene Klangebenen zu einem Elektronik-Stück verwoben, das an Pioniere elektronischer Musik sowie an die Düsternis einiger Cold-Meat-Industry-Künstler erinnert und doch auf ganz eigene Weise distanziert wirkt – andersweltlich und melancholisch. Diese Stimmung wird auch im folgenden Stück "Die Quelle" behutsam evoziert. Das Plätschern fließenden Wassers verleiht der Musik einen sprichwörtlich natürlichen Fluss. Ist das Donner, der am Ende der Nummer dröhnt, oder "nur" immenser Hall auf dumpfen Percussions…?
Der Ruf des Raben verbindet sich in "Ist da jemand?" mit den tastenden, bang fragenden Klavierklängen und scheint in einem Nebelmeer in der Luft hängen zu bleiben. In "Sieben Felsen" verliert sich das Trübe und weitet sich der Blick, die Melodiefolgen wirken nahezu beschwingt und strahlen Aufbruchstimmung aus. Das mehr als siebenminütige Stück "Einsamkeit" entfaltet seine hypnotische Wirkung auf der Basis einer bedächtigen Klaviermelodie, die von anderen Klangfolgen hauchzart überwoben wird. Für manch Rastlosen wahrscheinlich die vertonte Eintönigkeit, für andere wohl eine melancholische Vertiefung, deren subtile Nuancen erst beim x-ten Hören "wirklich" ans Ohr dringen.

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Um einiges bewegter und lebendiger erklingt danach "Dunkel, fast Nacht", wenngleich auch hier die Melancholie ein feines Tuch webt, das die beherzt gespielten Klangfolgen umgibt. Das romantische Motiv von "Über allen Gipfeln ist Ruh‘" ist bereits im Titel unverkennbar, die psychedelisch anmutenden Zwischentöne inspirieren zur Frage, ob APOPTOSE mit dieser Komposition den Hut vor der musikalischen Fabulierkunst von Robert Ferbrache (Blood Axis) den Hut lüftet, bevor "Altkönig" das Album mit einem majestätischen Ausblick beschließt.
"Die Zeit und die Dunkelheit" wurde am 05. September 2025 zunächst digital veröffentlicht, und zwar mit der Option, verschiedene Vinyl-Versionen oder eine Digipak-CD (vor-) zu bestellen.

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FAZIT: 25 Jahre nach "Nordland" bringt APOPTOSE weiterhin auf unvergleichliche Weise Welten zum Klingen, die abseits des Wegesrandes liegen. Die auf "Die Zeit und die Dunkelheit" vertonten Klanglandschaften faszinieren mit phantastischer Ambient-Musik, die im Wortsinn unheimlich natürlich wirkt.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2025

Tracklist

  1. Das Haus zwischen den Zeiten
  2. Im schwarzen Tal
  3. Die Quelle
  4. Ist da jemand?
  5. Sieben Felsen
  6. Einsamkeit
  7. Dunkel, fast Nacht
  8. Über allen Gipfeln ist Ruh'
  9. Altkönig

Besetzung

  • Keys

    Apoptose

  • Sonstiges

    Apoptose (piano, samples)

Sonstiges

  • Label

    Eigenveröffentlichung

  • Spieldauer

    40:28

  • Erscheinungsdatum

    05.09.2025

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