Mit vertracktem Hartklang, Riffs die nicht selten in progressive Schlenker ausarten, einer Menge Melodie und dramatisch aufgeladenem Zwiegesang, sowie druckvoller Rhythmik besingen CALIBRE INFINITE das letzte verbliebene Leben.
Ist „One Life Remains“ also dystopischer Eskapismus?
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/BB2ZJm4g4wk?si=XezprbCqHcuHDeQx" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Zumindest gemahnt die soundästhetische Ausrichtung der Nordrhein-Westfalener Truppe an Modern-Metal-Größen wie z.B. CALIBAN, wenngleich Frontmann Peter C. und Co. nicht ganz so brachial ans Werk gehen, wie Andy Dörner und seine Mannen. Abzüglich diverser Core-Anleihen donnern CALIBRE INFINITE aber durchaus druckvoll durch die Botanik.
Unter Zuhilfenahme manch atmosphärischer Elektronik erzeugt ein Stück wie der Opener „Despise“ eine verkappt fatalistische Stimmung, die in „Aversion“ ab und an gar an eine schwarzmalerische Version alter (!) DISTURBED denken lässt. Einendes Element beider Bands ist indes die starke Klarstimme beider Frontmänner, wobei Peter C. vor allem in den Pressgesang-Momenten glänzt und auch mit manch achtbarem Growl aufwartet.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/7Oa_q0ebnNs?si=h0743a2KALZI-fn0" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Dabei erzeugt ein Stück wie „No Way Mirror“, unter der Zuhilfenahme dezenter Tastentöne durchaus aufreibende Qualitäten und vertont eine schizophrene Geisteshaltung, zumindest in Ansätzen, nachvollziehbar (Woher sollte sonst ein Spiegel in die Endlosigkeit herrühren?).
Entgegen dem Titel „Regret & Farewell“ gibt es für CALIBRE INFINITE wenig zu bereuen, denn sie haben durchaus ein Händchen für gefälliges Songwriting. Zwar fehlt es den Stücken in Gänze am eigenständigen Charakter, der die Band auf lange Sicht aus dem modern tönenden Saubermann-Metal herausstechen lässt, was die Qualität des Gebotenen im Umkehrschluss aber kaum schmälert.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/0Htz0gsHo1c?si=6tjQrJ78BHMlSi_4" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Mit „Ice Cold Eyes“ schielen die Herren auch mit einem Auge gen Melodic Death Metal, ehe „Collateral Heaven“ mit Djent-Riffs und dunklem Gothic-Timbre von Peter C. eine durchaus interessante Mischung abgibt und damit dem düsteren „Deserted Skies“ den Weg bereitet.
Hin und wieder wirken die Stücke zwar etwas zu stark emotional aufgeladen (manches Geschrei wirkt zu gewollt hart, während die folgenden Klargesänge, in Verbindung mit den atmosphärischen Synthesizern/Keyboards, das gängige Hart/zart-Klischee arg plakativ ausschlachten), das lässt sich aber unter dem Gesamteindruck eines ordentlich gemachten Modern Metal-Albums mitunter verschmerzen.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=1334729979/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/track=1340124457/transparent=true/" seamless><a href="https://calibre-infinite.bandcamp.com/album/one-life-remains">One Life Remains von Calibre Infinite</a></iframe></center></br>
FAZIT: CALIBRE INFINITE erfinden den Metal modern produzierter Prägung mitnichten neu, haben mit „One Life Remains“ aber ein stimmiges Debüt im Gepäck, mit dem sich die Musiker als fähige Gesellen präsentieren. Angesichts diverser Parallelen zu anderen Mitbewerbern in ihrem Subgenre stellt sich aber doch die vorsichtige Frage nach der Langlebigkeit dieser Musik.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2025
Victor D. Blackbyrd
Peter C.
Pascal Forneck, Jens Härter
Timon Witt
Eigenproduktion
40:45
15.12.2024