Italiens CHIVÀLA zeigen sich auf „Boato“ emotional dünnhäutig und tendieren zum angeknacksten Herz, das seine Krisen in Kunst verarbeitet. Das musikalische Mittel der Wahl ist Post-Hardcore, der (wenig verwunderlich) eine gewisse Zerbrechlichkeit (spitze Zungen könnten auch Emo-Tendenz dazu sagen) ins Zentrum des Geschehens rückt.
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Der unbedarfte Hörer wird aber zunächst eher Bahnhof verstehen, denn CHIVÀLA texten ausschließlich in ihrer Landessprache. Die emotionale Ebene der Musik ist dagegen universell und so strotzen Stücke wie „Non lascia nulla“ vor Aggression und Verzweiflung. Blastbeats und melodische Gitarren untermalen Geschrei, das mal abgehackt aggressiv klingt, während in den geschickt eingefädelten ruhigeren Momenten mehrstimmiger Klargesang von manch interessantem, weil federführend eingesetzten Bassmotiv unterfüttert wird.
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Stücke wie „Non diremo“ gefallen mit einer verletzlichen Stimmung, die sich aus dem Zusammenspiel von rau-melodischem Gesang und einer vordergründigen Ruhe (die Strophen) ergibt. Nicht zuletzt deshalb wirkt der instrumental verspielte Refrain wahlweise wie ein Aufbruch hin zu einer besseren Zukunft, oder wie der Anstoß zum emotionalen Kollaps, wodurch die letzten Melodien fast eine Art Wehmut transportieren.
Überhaupt sind es die warm klingenden Melodien der Saitenfraktion, die den Stücken einen introspektiven Charakter verleihen. Das gilt insbesondere für die Bassarbeit, die in sämtlichen Songs eine federführende Rolle in Sachen Melodiegestaltung einnimmt.
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Dass „Boato“ unterm Strich aber genauso schnell aus dem Ohr verschwindet, wie es sich dort einnistet, lässt eine gewisse Formelhaftigkeit (gemessen an Genre-Standards) erkennen und sorgt letzten Endes für minimalen Punktabzug.
Ähnlich verhält es sich mit den gesprochenen Passagen in Stücken wie „Rumore di passi“. Denn was anfangs eine ansprechende Sperrigkeit mitbringt, entpuppt sich auf Dauer als wenig zwingender Füllstoff, dem das suggerierte Drama leider zügiger als gedacht abhandenkommt.
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Nichtsdestotrotz…
FAZIT: …können CHIVÀLA auf „Boato“ mit gut gemachtem Post-Hardcore samt starker Screamo-Affinität überzeugen. Die instrumentale Vielfalt findet zwar stets im abgesteckten Rahmen des Genres statt, aber die emotionale Ebene der Musik wird so auch nicht unnötig verwässert. Unterm Strich ein solides Genre-Werk.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.06.2025
PIKE Records
25:57
27.12.2024