Zwölf Jahre haben sich Tschechiens Doomster COLOSALIST für ihr Debütalbum „Two Suns“ Zeit gelassen. Dabei fällt dieses Album kaum durch etwaige Extravaganz aus dem Rahmen, sondern bietet marginal pompös aufgeladenen Doom-Stoff, der hier und da auch gen Death- und Gothic-Metal schielt.
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Mit drei Stimmen im Gepäck lässt sich doch ein ordentliches Potenzial an Abwechslung vermuten, wobei dem Genre entsprechend, eine gewisse Grundtraurigkeit ein durchgängiges Thema des Albums ist. Aber Stücke wie „Visdomer“ gefallen durch die Kombination von Streichern (die bisweilen sehr opulent klingen) und dem kratzigen Männergesang in den Strophen, während der Refrain beide Elemente vereint und durch die Hinzunahme der weiblichen Stimme einen marginalen Gothic-Touch erfährt.
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„Dabrakar“ dagegen gibt sich finster und schwer, der Gesang grollt dunkel zu repetitiv stampfendem Groove, wobei die zarten Streicher im Hintergrund für zaghaft aufkeimendes Licht sorgen, das am Ende immer mehr durch die Noten hindurchschimmert.
Danach wird aber erstmal wieder gestorben.
„Die Inside Me“ wirkt dramatisch aufgeladen, geizt nicht mit passenden Streicherpassagen und stellt u.a. die Stimme von Zuzana Zamazalova Klementova im Refrain stark in den Vordergrund. Auch die Gitarrenarbeit im Refrain fällt melancholisch aus und verstärkt den Eindruck, hier einen vertonten Abstiegsprozess der eigenen Emotionen serviert zu bekommen, wobei der Titel nicht von ungefähr kommt.
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„Soul of Birds“ klingt dagegen versöhnlicher, das klangliche Drama lässt eher Assoziationen zu einer winterlichen Schneewanderung zu, als dunkle Abgründe heraufzubeschwören. Entsprechend dem Vogelthema erwecken die Streicher eine gewisse Sehnsucht (Leichtigkeit wäre ein großes Wort angesichts des beackerten Genres), während sich ein dezenter Folk-Anstrich u.a. in den akustischen Teilen der Gitarrenarbeit breit macht.
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Der Abschluss „Over the Sky“ treibt das Drama dann doch noch auf die Spitze, geizt nicht mit Streicher-Opulenz und Hart/zart-Dynamik, die u.a. im geraunten bzw. gepressten Gesang zutage tritt. Aber auch das Gitarrenspiel ist nicht zu verachten und präsentiert u.a. einige herzerweichende Melodien, die den Streichern in nichts nachstehen.
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FAZIT: In Gänze scheinen COLOSALIST u.a. Bands wie TIAMAT (zu „Clouds“/„Wildhoney“-Zeiten) oder auch PARADISE LOSTs „Gothic“-Album zu den Hauptinspirationsquellen für ihr Debütalbum zu zählen, denn ähnlich wie die genannten Alben, erzeugt auch „Two Suns“ eine markige Düster-Romantik, die etwas Einarbeitungszeit verlangt. Ist diese aber gegeben, dann finden sich bisweilen doch mehr Farben in der Musik, als die bandeigene Genre-Verortung zunächst vermuten lässt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.10.2025
Filip Chudy
Peter Stanek, Zuzana Zamazalova Klementova, Tomás Paulus
Petter Stanek, Tomás Paulus
Jan Jaglarz
Zuzana Zamazalova Klementova (Violine)
Hoggorm Music
43:13
09.09.2025