Geboren aus einem Hirngespinst von vier Texanerinnen, die während einer Nachtvorstellung von MOTLEY CRÜEs „The Dirt“ den Wunsch verspüren eine eigene Band zu gründen, legen DIE SPITZ nun ihr Langspieldebüt „Something To Consume“ vor.
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Das Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Klischee von Tommy Lee und CO. leben DIE SPITZ zwar weniger schmutzig als ihre Vorbilder aus, aber ihre Musik vollzieht einen gekonnten Spreizschritt zwischen Hardcore, Punk, Noise-Pop und Grunge-Hitze.
Dabei strotzt die Musik vor Emotionalität, klingt bisweilen unmittelbar und schmerzlich direkt, wobei die Damen stets ihr Herz auf der Zunge tragen und es dem Hörer nicht selten ins Gesicht spucken, wie z.B. der drängende Ohrwurm-Opener „Pop Punk Anthem (Sorry for the Delay)“ beweist.
An anderer Stelle baut sich die Musik stürmisch auf, die Riffs branden in Wogen auf und ab, während der sirenengleiche Gesang geisterhaft über dem Geschehen schwebt und die eruptive Energie wie ein klammer Nebel zusammenhält („Sound to No One“).
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„Go Get Dressed“ nimmt im Anschluss den Druck raus und präsentiert eine gewisse Shoegaze-Atmosphäre, während Zeilen wie „…I just need some subtance… Something to consume…“ beinahe schmerzlich nihilistisch erscheinen.
Kein Wunder, dass am Ende erstmal Luft geschnappt werden muss.
In „Red40“ geht’s dagegen wieder punkiger und auch dreckiger zu. Kurz und knackig gibt’s hier pure Riffeskalation auf die Zwölf, ehe „RIDING WITH MY GIRLS“ Chaos-Rock'n'Roll für lange Autofahrten bietet und das Gaspedal nach Herzenslust durchdrückt.
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Ähnlich schmissig, aber weitaus introvertierter grungen die „Punishers“ durchs Gebälk, ehe „Down on It“ NIRVANA-Vibes versprüht und nach zerrissenen Jeans und Existenzkrise klingt.
„a strange moon/selenophilia“ beendet „Something To Consume“ mit verhalten hallendem Shoegaze-Flair. Neben psychedelischem Glockenspiel wird hier introvertierte (Auto-)Aggression bis hin zur Depression vertont und doch groovt die Musik erstaunlich leicht bekömmlich vor sich hin, während die Gitarre den Kollaps im Soli-Himmel anzubeten scheint.
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FAZIT: DIE SPITZ geben sich auf ihrem Debütalbum „Something To Consume“ rastlos und unnachgiebig und wollen sich keinem bestimmten Genre-Korsett unterwerfen. Grunge-Existenzialismus trifft auf die Wut des Hardcore, während aufgekratzte Noise-Pop-Hooklines das Hörerohr auf Langzeit belagern. Das klingt aufgeweckt und doch derart abgeklärt, dass es bisweilen schmerzt und wird auf einem schwindelerregend hohen Niveau musiziert.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.10.2025
Kate Halter
Chloe de St. Aubin, Ellie Livingston, Ava Schrobilgen
Ellie Livingston, Chloe de St. Aubin, Ava Schrobilgen
Chloe de St. Aubin, Ava Schrobilgen
Third Man Records
34:10
12.09.2025