Zurück

Reviews

Doro: Warriors Of The Sea – Liquid Vinyl

Stil: Hardrock, Metal, Alternative Rock

Cover: Doro: Warriors Of The Sea – Liquid Vinyl

Was für ein Wahnsinn!
Diese Aussage gilt zuerst noch nicht für die Musik, sondern die unglaublich faszinierende, extrem schwere LP (im Grunde wie zwei übereinandergelegte schwergewichtige LP's), die
*erstens transparent ist;
**zweitens ein Etching (also gelasertes Motiv) mit Totenkopf und Albumtitel enthält;
***drittens als Liquid Filled Vinyl daherkommt, also tatsächlich mit blauer Flüssigkeit gefüllt ist, die beim Bewegen der LP oder beim Abspielen hin- und herschwappt und wenn man ordentlich schüttelt, lauter kleine und größere Bläschen bildet.

In diesem Falle ist man tatsächlich schon geplättet, bevor diese wunderbare Vinyl-Edition von DOROs „Warriors Of The Sea“, wobei die LP-A-Seite Studio- und die LP-B-Seite Live-Aufnahmen in sich vereint, auf dem Plattenteller rotiert und dabei zugleich faszinierende optische Effekte erzeugt.

Auch verrät DORO in diesem Zusammenhang noch ein anfangs gut gehütetes Geheimnis, das einen süchtig und trunken macht: „Die Platte ist mit Blue Curacao gefüllt! Zuerst hatten wir an Rhein-Wasser gedacht, aber der Likör kommt farblich und geschmacklich einfach besser!“
<br><center><iframe width="400" height="711" src="https://www.youtube.com/embed/8hwFM1ayCKc" title="Autogrammstunden in Deutschland mit Doro" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Leider können wir diese Aussage nicht auf ihre Wahrheit überprüfen, da wir ansonsten die wunderschöne Platte, ein pures flüssiges Kaleidoskop-Kunstwerk, das sogar den 'Likörellen' eines Lindenberg locker den Stecker zieht, zerstören müssten. Und das hätte die ebenso großartige Musik – zumindest wenn man DORO schon seit Jahren in sein metallisch schlagendes Herzchen geschlossen haben sollte – keinesfalls verdient.

Jedenfalls ist DORO mit „Warriors Of The Sea“ unter die Metal-Seefahrer gegangen. Ihr Schiff stemmt sich dabei gegen den Sturm und lässt es selber ordentlich krachen. Natürlich nicht ohne auf einen sofort eingängigen Refrain zu verzichten und damit gleich alle Melodic-Rockfreunde, die gerne auch mal ein Gläschen Curacao trinken, mitzunehmen.
Allerdings macht einen die zu häufige Wiederholung besagten Refrains dann auf die Dauer doch ein wenig zu trunken.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/NmPiESr7s-Q?si=zIr4L4sfBR9_-cNU" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Nur ist das nicht typisch DORO?
Genauso typisch ist hierbei auch, dass man natürlich wiederum einen deutschsprachigen Song auf der LP-Studio-Seite findet. Bei dem Albumtitel schon logisch, dass er den Titel „Seelied“ verpasst bekam. Der Song stammt aus <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2017/Doro/Fuer-Immer--Deutsche-Songs-Balladen-und-Raritaeten/" target="_blank" rel="nofollow"> der allseits bekannten Balladenkompilation „Für immer“</a>.

Die Studio-LP-A-Seite beginnt und endet mit stürmischem Wellenrauschen. Denn nicht nur über dem Meer, sondern auch der Musik des Blue-Curacao-Liquid-Vinyls tobt der pure Metal-Sturm, auch wenn er am Ende durch den einzig balladesken Song, das deutsch gesungene „Seelied“, kurz zur Ruhe kommt.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/mWaaYNGXV2s?si=WPt_WTj3KCBEcxPg" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Zuvor gibt’s sogar mit einer AC/DC-Coverversion von „Touch Too Much“ gehörig etwas auf die Lauschlöffel, obwohl man ängstlich in feministischen Zeiten als Mann vorsichtig noch einmal anfragen sollte, ob man irgendwen oder irgendwas zu intensiv anfassen darf. Hört man allerdings DOROs kraftvolle Stimme, dann erübrigen sich im Grunde alle Bedenken, selbst wenn die Gebrüder Young in kindlichen Schuluniformen über die Bühne hüpfen würden und gleich noch die moralinsaure Pädophilen-Schublade öffnen, während man einen längst als unschuldig benannten Till Lindemann vom Leipziger Opernball ausschließen will.
Wann bitte sind wir eigentlich im woken Universum komplett falsch abgebogen?
Da lodert tatsächlich ein „Fire In The Sky“, das bald zum extrem gefährlichen, alles Andersmeinende/denkende zerstörenden Flammenwerfer werden kann.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/PuCeeTWJNPQ?si=2eZhazP5eTUrN-1e" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Im Grunde müsste man ja bald alles Provokante und von Links abweichende, inklusive RAMMSTEIN, verbieten, wenn das so weitergeht. Denn schließlich hat es ja selbst Pippi Langstrumpf schon erwischt oder sogar Reinhard Mey mit „Meine Söhne geb' ich nicht“.
Ganz ehrlich: Es reicht! Gerade Kunst und Musik setzen auf die 'große Freiheit'.
Die dürfen wir uns nicht nehmen lassen!
Zum Beispiel auch darum, weil DORO eine herrliche Kombination aus Feminismus und Metal darstellt – und vielleicht selber eines Tages in die Bredouille gerät, weil sie zehnmal darüber nachdenken muss, welche Songs sie covert oder Texte sie singt, während im Hintergrund schon Meldestellen in bester Denunziationsmanier darauf warten, ihr einen falschen Ton oder ein falsches Wort zum Vorwurf zu machen.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/4YjhDAaZ-A0?si=SBgIwbcl4ZtDBTO7" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Die LP-A-Seite enthält insgesamt fünf Songs, von denen zwei – inklusive der Titeltrack – neu sind. Auch „Tattooed Angels“ ist neu und im Grunde sagt der Songtitel schon genug darüber aus, worum es geht: tätowierte Frauen, die wohl trotz teuflischer Motive ein Anrecht darauf haben, in den Himmel zu kommen. Die anderen beiden Songs neben der Coverversion stammen von älteren DORO-Alben. Genauer der bereits erwähnten Balladenkompilation „Für immer“ und „Conqueress“.

Doch dann geht der Sturm natürlich ungebremst auf der LP-B-Seite weiter. Und zwar von Anfang bis Ende live.
Alle fünf Songs entstanden auf der letzten, so extrem erfolgreichen DORO-Tour. Das Kuriosum daran ist, dass nicht verraten wird, wo diese Aufnahmen konkret entstanden, sodass von Teilnehmern an den Konzerten gerne gerätselt werden darf, ob sie bei einer dieser Aufnahmen tatsächlich live im Publikum anwesend waren.
Einziger Klassiker der fünf Songs ist das fast 20 Jahre alte „Above The Ashes“, während die verbleibenden vier Kracher deutlich neueren Datums sind. Natürlich darf hierbei zum Abschluss der LP-B-Seite <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2012/Doro/Raise-Your-Fist-In-The-Air-EP/" target="_blank" rel="nofollow">das 13 Jahre alte „Raise Your Fist In The Air“</a> dann trotzdem nicht fehlen.
Beeindruckend ist diesbezüglich nicht nur die Musik, sonder zugleich der klare, druckvolle Sound des Klangbildes, der sich auf diesem feuchtfröhlichen Liquid-Scheibchen gewaltig und keinesfalls verwässert auftut.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/696SmucC4A4?si=FxRqf6rX0LALHXic" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

FAZIT: Mit diesem betrunken machenden Album „Warriors Of The Sea – Liquid Vinyl“ auf sensationellem, mit Likör gefülltem und einem Etching versehenen, transparentem Vinyl (Liquid Vinyl) gereicht DORO ihren Fans ein besonders schmackhaftes Musik-Leckerli, das diese Metal-Queen als Ergebnis ihrer extrem erfolgreichen „Metal Queen Metal Cruise“-Tour veröffentlicht. Eine Tour, bei welcher der besagte Titelsong zur offiziellen Hymne wurde. Die Fans liebten ihn sofort. Und da DORO gleichermaßen ihre Fans liebt, dachte sie wohl: „Das Ding muss sofort nach der Tour raus – aber es darf nicht so 'ne 0-8-15-Veröffentlichung sein, sondern was extrem Überraschendes und Besonderes.“ Anders kann man sich tatsächlich nicht erklären, mit welchem Aufwand diese Liquid-Vinyl-Pressung kreiert wurde. Und damit das alles auch wertig genug ist, werden inhaltlich passende Studio-Songs auf der einen Seite und auf der anderen Live-Stücke, die allesamt in dieser Veröffentlichungsform bis dato als Raritäten gelten, weil sie von der letzten Tour stammen, mit auf das Album gebracht.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.10.2025

Tracklist

  1. <i><b>Liquid Vinyl plus Etching</i></b>
  2. <b>Seite A:</b>
  3. Warriors Of The Sea
  4. Touch Too Much
  5. Tattooed Angels
  6. Horns Up High
  7. Seelied
  8. <b>Seite B:</b>
  9. Children Of The Dawn (Live)
  10. Fire In The Sky (Live)
  11. Revenge (Live)
  12. Above The Ashes (Live)
  13. Raise Your Fist In The Air (Live)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Rare Diamonds Production/Edel

  • Spieldauer

    43:00

  • Erscheinungsdatum

    24.10.2025

© Musikreviews.de