<img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/e64f532bca9542f19f0f563090882263" width="1" height="1" alt=""> "Crimson II" (2003) war im Grunde ein Solowerk von EDGE OF SANITY-Kopf Dan Swanö – und gleichzeitig ein spätes Lebenszeichen einer Band, die zu diesem Zeitpunkt nur noch auf dem Papier existierte. In vielerlei Hinsicht steht das Album seinem unter eigenem Namen veröffentlichten Werk "Moontower" (1999) und Swanös Melodic-Rock-Projekt Nightingale näher als klassischen Death-Metal-Veröffentlichungen – auch wenn es formell die Fortsetzung des ambitionierten "Crimson" (1996) darstellt. Der neue, 43 Minuten lange Longtrack zitiert nicht nur Motive des Vorgängers, sondern überführt dessen Konzept in eine noch stärker orchestrierte, melodischere und theatralischere Form. Was Swanö hier aufzieht, wirkt weniger wie ein klassisches Metalalbum als wie eine progressiv konstruierte Rockoper im Gewand des Death Metal – mit klarer Struktur, viel Dynamik und ausgefeiltem Spannungsbogen.
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Stilistisch wird hier ein erstaunliches Maß an Vielseitigkeit geboten: zwischen düsterem Melodic Death, symphonischen Elementen, akustischen Interludien und hymnischem Power-Prog changierend, ohne jemals komplett den Faden zu verlieren. Wo andere „Prog Death“-Acts wie etwa Opeth sich oft in langatmigen Übergängen verlieren, hält "Crimson II" trotz aller stilistischen Sprünge stets ein hohes Energielevel. Die Produktion ist – typisch für Swanös Reissues – nochmals überarbeitet worden und klingt nun noch transparenter und druckvoller als das ohnehin mächtige Original. Aus den ursprünglich 44 (!) Indexpunkten der Erstpressung wurden in der Neuauflage elf sinnvoll gesetzte Abschnitte, die das Hören deutlich angenehmer gestalten.
FAZIT: Auch wenn die überbordende Ideenfülle gelegentlich an die Grenze zur Überambitionierung stößt und manche Motive etwas schematisch wirken, bleibt "Crimson II" ein würdevoller Schwanengesang – weit überzeugender als das ohne Swanö entstandene "Cryptic" (1997). Für mich das stärkste Album der späten EDGE OF SANITY-Phase, direkt hinter "Unorthodox" (1992), "Purgatory Afterglow" (1994) und dem ersten "Crimson". Ein faszinierender Rückblick und gleichzeitig ein letztes großes Ausrufezeichen im Spätwerk einer Band, deren Ambitionen einst über den Tellerrand des Genres hinauswiesen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2025
Dan Swanö
Dan Swanö, Roger Johansson, Jonas Granvik
Dan Swanö, Simon Johansson, Mike Wead
Dan Swanö
Dan Swanö
Century Media / Sony
86:03
08.08.2025