Unter dem Banner „Primitive Dutch Necrorock“ gehen die Niederländer von GRAFJAMMER ihrer Fluchvertonung „De Tyfus, De Teerling“ nach (der Albumtitel ist eine Abwandlung der niederländischen Verwünschung „Tyfus! Tering!“, was in etwa „Der Typhus (und) der Würfel“ bedeutet (wieder was gelernt…)).
Nun erschließt sich dem gemeinen Hörer aus diesem Titel weder der Bezug zur Musik von GRAFJAMMER, noch zu den Inhalten der Texte, da diese allesamt auf Niederländisch vorgetragen werden. Der Einordnung der Grundstimmung des Albums, bzw. der Attitüde der Band kommt dieser Umstand aber nicht in die Quere.
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Die Utrechter Dreckspatzen wildern nach Herzenslust im Genre-Bermudadreieck aus Black Metal, Punk und Rock'n'Roll, wobei sich ab und an gar unerwartete Elemente, wie eine Akustikgitarre und klarer Gesang, in Stücken wie „Bertken“, ausmachen lassen.
Diese Momente der Zurückhaltung sind in Gänze aber eher rar gesät. Denn die musikalischen Zeichen stehen überwiegend auf Sturm und Rotz, wie Stücke der Marke „Rampokker“ oder das mittelschnell stampfende HELLHAMMER-Zitat „Krengenslagers“ zeigen.
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Zugleich fällt auf, dass GRAFJAMMER weniger durch ihr (vorhandenes) kompositorisches Geschick aufhorchen lassen, als (zumindest anfangs) eher durch ihre künstlerische Verschrobenheit, die der Tradition von Black-Metal-Punks wie AURA NOIR nicht unähnlich ist. Dass dieser Eindruck maßgeblich vom (für Black-Metal-Verhältnisse) unkonventionellen Gesang herrührt, (Whiskyaffinität trifft tagtäglichen Zigarettenkonsum ohne Filter, wodurch die Stimmbänder wohl mit einer Art Schmierschleim überzogen werden) ist zugleich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal von GRAFJAMMER, denn wirklich treffende Vergleiche finden sich wahrlich schwer.
Damit werden diese Niederländer ihrer eigenen Stilbezeichnung als Necrorock aber einmal mehr gerecht. Denn dreckig-nihilistische Musik für Raufbolde, wie sie auf „De Tyfus, De Teerling“ zu finden ist, verdient eine ebensolche Verschlagwortung durchaus, noch dazu wenn bereits im Albumtitel nach Herzenslust geflucht wird.
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FAZIT: GRAFJAMMERs „De Tyfus, De Teerling“ bietet mitnichten Grund zum Jammern. Stattdessen liefern die niederländischen Necrorocker authentischen Black-Metal-Punk als Soundtrack für die nächste Kneipenschlägerei. Dreckig, roh, unnachgiebig und stets höchst eigensinnig poltert der Fünfer drauflos und bietet damit reichlich Spaßpotenzial für musikalische Raufbolde.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2025
Jelle
Jorre
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Folter Records
43:34
10.01.2025