KATHRYN WILLIAMS, die im Laufe von fast 30 Jahren nach und nach zur Folk-Ikone der britischen Musik-Szene geworden ist, besitzt eine Stimme, die einen beim Hören sofort frontal erwischt. Wer das noch nicht wissen sollte, der darf sich vom ersten Song auf „Mystery Park“ an, diesen Eindruck selber holen. Denn wenn Williams in „Thoughts Of My Own“ in persönlichen Erinnerungen schwelgt, dann hört man gleichermaßen Trauer und Glück, zusammengezurrt zwischen ihren Stimmbändern: „I sat and watched / It's beauty unfold / I'm sitting round here now / More than you know“.
Auf „Mystery Park“ kehrt die Musikerin zu ihren Wurzeln zurück: Intime Folk-Songs, vorgetragen voller Gefühl und Poesie.
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Vielleicht hängt diese Rückbesinnung ja auch damit zusammen, dass sich KATHRYN WILLIAMS sogar die Zeit dafür genommen hat, mit „The Ormering Tide“ einen Roman zu schreiben oder dass sie mit einer Vielzahl bildender Künstler zusammenarbeitete. Oder ganz besonders damit, dass sie im Rahmen ihres aktuellen Albums mit einer wahren, schon sehr in die Jahre gekommenen Legende zusammenarbeitete: PAUL WELLER. Denn genau dessen Aura scheint nicht nur über deren gemeinsamen Song „Gossamer Wings“, sondern über dem gesamten geheimnisvollen Park der musikalischen Erinnerungen einer KATHRYN WILLIAMS zu schweben, in dem es um zerbrochene Platten (Welch Schrecken für jeden fanatischen LP-Sammler!) oder einen Hund, der verzweifelt Zäune anbellt (Welch Schrecken für alle Hundeliebhaber!) geht.
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AIMEE MANN oder EDIE BRICKELL kommen einem beim Hören des Albums und der mitunter melodramatischen Stimm(ung)en sowie den poetischen Texten in den Sinn, die offensichtlich von den Williams-Erinnerungen leben.
Mystery Park“ ist der Ort für den sanften Rückzug aus einer hektischen Welt. Der Anker im stürmischen Meer der ungezügelten Selbstsucht, die auf Zerstörung statt Gemeinsamkeit setzt. Hier bellen die Hunde, aus ihrer Natur heraus, aber nicht die Menschen aus ihrer Bosheit heraus.
Es ist Herbst – und dieses Album ist der ideale Soundtrack dazu. Selbst wenn sich die Winterkälte schon ankündigt, so hat diese bei der warmen Stimme der Sängerin keine Chance, sich in den Vordergrund zu schleichen: „Golden September / You run through my fingers / Drip like honey from a knife“ („Goodbye To Summer“).
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Willkommen im Paradies, womit wir beim alten Hund Lucy (auf dem LP-Cover unten rechts zu sehen) wären, der im ganz persönlichen Paradies lebt – ein Paradies, besungen in „Personal Paradiese“ und geschaffen von liebevollen Menschen, wozu nicht mehr als ein schöner Garten und eine friedliche, tier- wie menschenfreundliche Lebensweise notwendig sind: „Hear our old dog Lucy / Bark at someone......It's me / Outside the garden / Outside paradise.“
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KATHRYN WILLIAMS selber bemerkt zu diesem Song, der zugleich als der druckvollste sowie elektrifizierteste der insgesamt 11 Songs ausfällt, und dem Album, dass es das intimste ist, was sie je geschrieben hat, auch in Erinnerung an ihre Großmutter: „Das ist das persönlichste Album, das ich je gemacht habe. Das Cover ist ein eigenes Gemälde von mir, das auf dem Weidenmuster des Teeservices meiner Großmutter basiert. Jeder Teil davon steht in Verbindung zu den Songs – eine Karte der Erinnerungen.“
Und wir dürfen nun tief eintauchen in diese musikalische Landkarte, erstellt aus den Erinnerungen einer Musikerin, die uns darin mit fragilen, akustischen Klängen und intimer Poesie teilhaben lässt.
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FAZIT: Intime Folk-Songs gepaart mit sehr persönlichen Singer/Songwriter-Texten sind das Markenzeichen von KATHRYN WILLIAMS auf „Mystery Park“. Das alles vorgetragen mit einer eindringlichen wie wunderschönen Stimme. Und selbst ein PAUL WELLER bringt sich auf diesem Album mit ein. Da kann wirklich nichts schiefgehen – und geht es auch nicht. In diesem „Mystery Park“ fühlt sich jeder Tagträumer wohl, der noch immer auf der Suche nach seinem persönlichen Paradies ist, welches er mit Frau Williams Hilfe dann sogar in „Personal Paradise“ findet.
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Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2025
Leo Abrahams, Ed Harcourt
Kathryn Williams, Leo Abrahams, Neill MacColl, Polly Paulusma, Ed Harcourt, Paul Weller
Leo Abrahams, Neill MacColl, Polly Paulusma, Kathryn Williams
Ed Harcourt, Leo Abrahams, Paul Weller
Chris Vatalaro
David Ford (Mundharmonika), Emma Smith (Geige)
One Little Independent/Bertus Musikvertrieb
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26.09.2025